CSD: 'Foll bunt- Vielfalt ist unsere Heimat'

Gegendemo der Jungen Nationalisten gegen Christopher-Street-Day angemeldet

Unter dem Motto 'Foll bunt- Vielfalt ist unsere Heimat' findet der diesjährige CSD in Fulda statt
Archivfotos: ON/Martin Engel

07.07.2025 / FULDA - Wenn es nach den Initiatoren des Christopher-Street-Days in Fulda am Samstag, 12. Juli geht, soll sich die ganze Stadt zu diesem Anlass in einen großen Regenbogen verwandeln. Die Vorbereitungen für die vielen geplanten Aktionen laufen auf Hochtouren, vom Straßenfest ab 11 Uhr auf dem Uniplatz über die große CSD-Demo, die um 12:30 dort starten soll, bis zur After-Show-Party, die ab 20 Uhr im Kulturkeller steigt, haben sich die Veranstalter mehr denn je einfallen lassen, um ein offenes, diskriminierungsfreies Zusammenleben, unabhängig von der sexuellen oder geschlechtlichen Identität, zu fördern.



"Beim Christopher Street Day in Fulda - diesmal unter dem Motto 'Foll bunt- Vielfalt ist unsere Heimat' zeigen wir: Queeres Leben gehört hierher – mitten in die Stadt, mitten in die Gesellschaft. Gemeinsam setzen wir ein Zeichen für Akzeptanz, Gleichberechtigung und gegen Queerfeindlichkeit", lautet das Postulat. Dem CSD ist in diesem Jahr eine ganze Pride Week Fulda vom 5. bis 11. Juli mit Quertalk-Improtheater, Queer-Cinema, einem "Come together!" mit Volleyball und Spielen, einer Travestie-Show und weiteren Aktionen vorgeschaltet.

Der CSD hat eine lange Tradition und findet alljährlich in auch vielen anderen hessischen Städten statt. Doch die Akzeptanz ist nicht selbstverständlich: Seit einiger Zeit gerät die queere Community in den Fokus rechter Gruppierungen, etwa durch Hasspostings, Anti-CSD-Rhetorik oder Gegenveranstaltungen. Beim CSD in Wetzlar vor 14 Tagen war eine Gegenveranstaltung aus dem rechtsextremen Spektrum angekündigt worden. Dazu hatte die verfassungsfeindliche Partei "Die Heimat" - die frühere Nationaldemokratische Partei Deutschlands, NPD aufgerufen, doch lediglich 35 Menschen nahmen daran teil.

Auch in Fulda ist jetzt eine Gegendemonstration der Jungen Nationalisten unter dem Motto "Familie, Heimat und Nation statt CSD" bei der Stadt angemeldet worden. Laut Pressesprecher der Stadt hat der Anmelder die Zahl der erwarteten Teilnehmer zu der Gegenkundgebung mit 50 angegeben. Der Anmelder der Versammlung zum CSD rechnet dagegen mit circa 1.000 bis 1.500 Teilnehmenden.

CSD im Fokus rechter Gruppierungen

Emily Charlotte Rödel vom Veranstalterteam des Fuldaer CSD äußert sich auf O|N-Anfrage zu der Gegenkundgebung: "In den letzten Tagen hat uns die Nachricht erreicht, dass die Jungen Nationalisten unter dem Motto "Familie, Heimat und Nation statt CSD" eine Gegendemonstration zu unserem diesjährigen CSD veranstalten wollen. Diese Ankündigung zeigt deutlich, wie stark queeres Leben weiterhin unter Druck steht – auch in Fulda.

Uns ist die Bedrohungslage bewusst. Und wir nehmen sie sehr ernst, lassen uns aber nicht einschüchtern. Gerade jetzt – erst recht jetzt – gehen wir auf die Straße. Wir zeigen: Fulda ist bunt. Fulda ist vielfältig. Fulda ist für uns alle Heimat. Für rechtsextreme Ideologien, für Hass und Hetze ist in dieser Stadt kein Platz.

Am 12. Juli gehen wir gemeinsam auf die Straße, um die Vielfalt unserer Gesellschaft sichtbar zu machen und weil es okay ist, so zu leben, wie jede:r von uns lebt. Wir gehen auf die Straße, weil Liebe kein Gegensatz zu Heimat ist. Weil Freiheit kein Angriff auf die Familie ist. Und weil Gleichberechtigung nicht verhandelbar ist.

Die angekündigte Gegendemonstration richtet sich gegen all das: gegen Liebe, gegen Freiheit, gegen Gleichberechtigung. Die Jungen Nationalisten wollen ihre hasserfüllte Ideologie auch in Fulda verbreiten – in unserer Stadt, die für alle ein Zuhause sein soll. Wir sagen: Nein. Nicht mit uns.

Weiter heißt es vom Veranstaltungsteam: "Wir nehmen die Sicherheitslage sehr ernst. Derzeit arbeiten wir intensiv daran, so viele Ordner wie möglich zu finden, um einen sicheren Ablauf des CSD zu gewährleisten. Vor Ort wird ein Awareness-Team präsent sein. Außerdem stehen wir im engen Austausch mit dem Ordnungsamt, der Polizei und verschiedenen Initiativen. Doch jetzt ist auch die Zivilgesellschaft gefragt. Wir rufen alle Menschen in Fulda dazu auf – ob hetero oder queer, ob trans, cis oder nicht-binär: Kommt mit uns auf die Straße. Zeigt Solidarität. Zeigt Haltung. Wir sind nicht gefährlich. Wir tun niemandem etwas. Und dennoch sehen wir uns dem Hass der Rechten ausgesetzt. Wir werden zum Politikum gemacht – nur weil wir leben, wie wir sind. Darum sagen wir: Nie wieder ist jetzt. Und wir sind nie wieder still." (ci/pm)+++

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