Kreisjubiläum auf Schloss Fasanerie

Freiluft-Bildungsmesse: "Ausbildung live" bietet Einblicke in die Berufswelt

Auf der Aktionsfläche "Ausbildung live" präsentieren sich am Wochenende viele Ausbildungsberufe
Fotos: Marius Auth

25.06.2022 / EICHENZELL - Bei den Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum des Landkreises Fulda auf Schloss Fasanerie spielt der Bereich Ausbildung eine besondere Rolle: Zahlreiche Unternehmen und Innungen präsentieren sich dem Nachwuchs, der vor allem am Freitag übers Gelände flaniert.



Mit Shuttlebussen werden die Schüler zum Schloss gebracht: "Es sind beinahe alle unserer Innungen vertreten. 'Berufe mit Herz' ist unser Motto. Natürlich steht die Nachwuchswerbung im Fokus. Im letzten Jahr hatten sowohl die Bauberufe als auch die Maler bessere Zahlen als eigentlich erwartet", erklärt Monika Leibold, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda. Um den Nachwuchs von den Vorzügen des Handwerks zu überzeugen, wurden schwere Geschütze aufgefahren: Die Nationalmannschaft des Fleischerhandwerks präpariert Fingerfood und gibt Einblicke in den Berufsalltag. Der ist heute vielfältiger als noch vor 50 Jahren.



"Um in der Nationalmannschaft mitschnippeln zu können, muss man erst Innungsbester sein, dann Landessieger - und dann gibt es ein richtiges Casting, wo nicht nur das Auslösen des Fleischs wichtig ist, sondern auch Ausstrahlung und Rhetorik. Schließlich wollen wir überzeugen vom Beruf. Der Fleischer steht für weit mehr als nur Schlachten. Auch der Berufsalltag ist anders geworden, das merkt man schon an den Prüfungen: Heute muss man kochen, zur Meisterprüfung ein Drei-Gänge-Menü. Früher hat da ein Braten ausgereicht. Partyservice, Catering und Events haben das Leistungsportfolio erheblich erweitert, ebenso die Karrieremöglichkeiten. Neu sind vegetarische und vegane Alternativen - pflanzliche Burgerpatties, Kartoffel- und Gemüsespieße zum Grillen", erklärt die 24-jährige Lara Schneider aus dem unterfränkischen Krombach.



Die Handwerksberufe leiden unter der paradoxen Situation, gute Bezahlung, beste Karriere-Möglichkeiten und Zukunftschancen bieten zu können - aber die Jugend nicht mehr wirklich überzeugen zu können. "Dabei haben wir den geilsten Job der Welt. Wir arbeiten mit der Natur, alter Kultur und moderner Technik - alles geht Hand in Hand und man sieht am Ende des Tages wirklich, was man geleistet hat. Der Tischler kann den Meister machen, aber auch im Anschluss Innenarchitektur oder Design studieren - oder Restaurator werden. Es ist eine sehr gute Basis, auf der man aufbauen kann", erklärt Joachim Weber von der Schreiner-Innung Fulda. Die Wertschätzung fürs Handwerk habe auch ganz praktische Gründe in der letzten Zeit: "Früher hatte der Handwerker kein gutes Image. Studieren wollte jeder - jetzt wartet man sechs Monate auf den Elektriker, das gibt ein Umdenken", so Weber.



Bei der Sparkasse Fulda wird neben dem klassischen Bankkaufmann auch das Duale Studium Bachelor Bank-BWL angeboten. "Wir haben in Fulda die Ausbildungszeit für den Bankkaufmann beziehungsweise die Bankkauffrau auf 2,5 Jahre verringert - junge Menschen wollen schneller etwas werden. Der Fokus liegt ganz klar auf digitalem Banking. Das merkt man auch an unserer Online-Filiale in Hünfeld: Dort können Kunden per Skype Beratungsgespräche durchführen - das Angebot wird sehr gut angenommen, vor allem bei der jüngeren Klientel. Wir versuchen den Schülern vor Ort die Hemmschwellen zu nehmen, etwa durch ein Azubi-Video, in dem gezeigt wird, was das Arbeitsumfeld Bank überhaupt ausmacht. Auch Klischees wie 'Für Bank muss man in Mathe gut sein' stimmen nicht unbedingt - Offenheit und Kommunikation sind viel wichtiger", erklärt Tanja Sorg-Föller, Ausbildungsreferentin bei der Sparkasse Fulda.



Mit Klischees bricht auch die RhönEnergie Fulda, die vor Ort zwar mit einem Bus vertreten ist, aber mit Azubine Lara Bixle ein Novum vorweisen kann: Die erste Auszubildende zur Kauffrau im E-Commerce erklärt den Schülern gerne, wie komplex ein Onlineshop ist und was man fürs professionelle Management alles wissen muss. "Man kann später im Marketing arbeiten, in der Sortimentsplanung oder in der Logistik. Ich habe auf dem beruflichen Gymnasium mit Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung den Spaß an solchen Sachen gefunden, ein Studium war mir allerdings zu abstrakt - deswegen habe ich die Ausbildung angefangen, das ist sehr nah an der Praxis", so Bixle. (mau) +++

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