Kreisjubiläum auf Schloss Fasanerie

Tag der Landwirtschaft: Von Schwarzbunt übers Pferd bis zum Hütehund

Von links: Theresa Hau, Sarah Fackiner und Johanna Handke, die Jury für die Kälber
Fotos: Martin Engel/Marius Auth

26.06.2022 / EICHENZELL - Zum Landkreis Fulda gehört auch die Landwirtschaft mit all ihren Facetten. Am Sonntag wird es auf der Aktionsfläche Landwirtschaft beim Sportplatz oberhalb des Schlosses tierisch: Die Kreistierschau ist ein Schaufenster modernen Landlebens - vom Milchvieh über Pferde, Hütehunde, Schafe und Fleischrinder gibt es für Klein und Groß viel zu sehen.



Die Kreistierschau findet alle zwei Jahre statt, musste aber zuletzt wegen Corona ausfallen. In leicht abgespeckter Form findet sie jetzt im Rahmen des Kreisjubiläums statt, als Spiegelbild der Agrarkultur des Kreises. Dr. Hubert Beier, ehemaliger Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Fulda, erklärt, was die Landwirte der Region momentan umtreibt: "Weniger Bürokratie wäre wünschenswert - ob bei der Tierhaltung, bei der Flächenverwaltung oder den Flächenanträgen. Die Agrarpreise sind - abgesehen von den Schweinepreisen - sehr gestiegen. Der Milchpreis war jahrelang bei rund 33 Cent pro Liter - durch gestiegene Dieselpreise, Maschinenpreise und Futtermittelpreise sind wir jetzt bei rund 50 Cent, ohne dass davon etwas beim Landwirt bleibt."


"Bauer muss heute gern am PC sitzen"

Die Digitalisierung habe auch bei den Landwirten schon längst Einzug gehalten - von den Melk- und Fütterrobotern zu selbstfahrenden Maschinen. So sehr, dass Beier die Digital-Affinität als Schlüsselqualifikation sieht: "Der Bauer muss heute so gerne am PC sitzen wie auf dem Traktor - eigentlich lieber am PC, weil jeder gern Traktor fährt. Um sich heute durch die EU-Auflagen und Formulare zu kämpfen, braucht es eine gute Ausbildung. Wir bieten eine gute Grundlage mit der landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschule."

2.200 Landwirte gibt es im Landkreis Fulda - im Vergleich zu rund 4.000 vor 25 Jahren. 70 Prozent der Landwirte sind im Nebenerwerb tätig, 45 Auszubildende pro Jahr entscheiden sich für den traditionellen Beruf. "Nicht nur Jugendliche, die den elterlichen Hof übernehmen, auch Neueinsteiger. Es ist ein interessanter und vielfältiger Beruf mit genügend Zukunftsperspektiven - die Kreistierschau ist eine gute Möglichkeit für die Bevölkerung, in die Materie reinzuschnuppern", meint Beier.

Theresa Hau, Sarah Fackiner und Johanna Handke sehen das genau so - die jungen Frauen gehören der Jury an, welche die Kälber am Sonntagmorgen bewertet, beziehungsweise den Umgang der Kinder mit den Kälbern. "Die Kälber müssen natürlich sauber sein, aber auch zur Größe des Kindes passen. Wie gut das Kind mit dem Kalb umgeht, kann man erkennen, wenn eine Acht auf der Wiese gelaufen wird: Gehorcht das Tier, kann das Kind gut gegensteuern?", erklärt Fackiner, die wie Hau und Handke aus landwirtschaftlichem Elternhaus kommt. Alle drei sind gerade in der Ausbildung, ob zur Agrarwirtschafterin, zur Agrarwissenschaftlerin oder zur Landwirtin, alle drei sind Jungzüchterinnen.

"Der Fachkräftemangel ist das größte Problem. Für viele Tätigkeiten braucht es gelerntes Personal. Viele junge Menschen können sich heute anscheinend nicht mehr vorstellen, auf dem Hof zu arbeiten. Wir hoffen, dass Events wie die Kreistierschau dabei helfen, den Beruf wieder populärer zu machen", so Hau. (mau) +++

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