Eine Einschätzung: "Pink" macht das Rennen
Die Spannung steigt: Die Bahn stellt ihren Plan für Fulda - Gerstungen vor
Fotos: Gerhard Manns/Kevin Kunze/Hans-Hubertus Braune
09.03.2022 / REGION HEF-ROF -
Pink, violett, orange oder türkis? - Das ist die Frage, die am kommenden Freitagnachmittag in der Schilde-Halle in Bad Hersfeld beantwortet werden soll. Die Bahn hat zum elften Beteiligungsforum eingeladen und will ihre favorisierte Variante für den Neu- und Ausbau der Bahnstrecke Fulda-Gerstungen vorstellen. An der Veranstaltung werden auch der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen) und Jens Bergmann von der DB Netz AG teilnehmen.
"Mit unserem Projekt Fulda–Gerstungen wollen wir die Reisezeiten auf dem Korridor Frankfurt–Berlin weiter reduzieren und gleichzeitig der Region eine zukunftsfähige Infrastruktur bereitstellen", wird Jochen Stüting auf der Internetseite von DB Netze zitiert. Er ist Projektleiter bei der DB Netz AG. Ziel sei es, die Fahrzeit von Fulda nach Erfurt um zehn Minuten zu verkürzen und Engpässe auf der Bestandsstrecke aufzulösen.
Die Teilnehmer der bisherigen Beteiligungsforen aus Politik, Kommunen, Umweltverbänden, Infrastruktur und Verkehr sind gespannt, welche Variante die Bahn nun konkret planen und bauen will. Bislang ist nichts durchgesickert. Nachfolgend eine Kurzübersicht und Einschätzung der Varianten:
Variante violett verlässt die Schnellfahrstrecke bei Kirchheim und verläuft überwiegend im Tunnel Richtung Mecklar, wo auch der Suchraum für den möglichen Fernverkehrshalt ist. Von dort führt die Strecke im Tunnel Richtung Ronshausen und wird östlich von Ronshausen auf die Bestandsstrecke einfädeln.
Tunnel: 26 Kilometer
Brücken: 3
Freie Strecke: elf Kilometer
Gesamtstrecke: 40 Kilometer
Variante orange verlässt die Schnellfahrstrecke bei Neuenstein und verläuft überwiegend im Tunnel in Richtung Mecklar, wo auch der Suchraum für den möglichen Fernverkehrshalt ist. Von dort führt die Strecke im Tunnel Richtung Ronshausen und wird östlich von Ronshausen auf die Bestandsstrecke einfädeln.
Fernverkehrshalt: Mecklar
Tunnel: 26 Kilometer
Brücken: 3 Kilometer
Freie Strecke: 9 Kilometer
Gesamtstrecke: 38 Kilometer
Variante pink verlässt die Schnellfahrstrecke bei Langenschwarz und verläuft im Tunnel nach Bad Hersfeld. Hier ist an der Variante pink der Suchraum für den möglichen Fernverkehrshalt. Von dort führt die Strecke im Tunnel Richtung Ronshausen und wird östlich von Ronshausen auf die Bestandsstrecke einfädeln.
Fernverkehrshalt: Bad Hersfeld
Tunnel: 28 Kilometer
Brücken: 2 Kilometer
Freie Strecke: 11 Kilometer
Gesamtstrecke: 41 Kilometer
Variante türkis: Langenschwarz-Unterhaun-Ronshausen
Variante türkis verlässt die Schnellfahrstrecke bei Langenschwarz und verläuft im Tunnel bis zum Suchraum für den möglichen Fernverkehrshalt südlich von Bad Hersfeld bei Unterhaun. Hier wird die Bestandsstrecke mit Hilfe einer Brücke überquert. Von dort führt die Strecke im Tunnel Richtung Ronshausen und wird östlich von Ronshausen auf die Bestandsstrecke einfädeln.
Fernverkehrshalt: Unterhaun
Tunnel: 32 Kilometer
Brücken: 2 Kilometer
Freie Strecke: 11 Kilometer
Gesamtstrecke: 41 Kilometer
Meine Einschätzung: Die Bahn hat sich für die Variante Pink entschieden. Klar, jede Trassenvariante hat Vor- und Nachteile. Aber diese Variante macht für mich am meisten Sinn. Ich kann mir weniger vorstellen, dass die Bahn eine längere Strecke auf der Schnellbahnstrecke Fulda-Kassel fährt, um entweder im Bereich vom Überholbahnhof Kirchheim oder im Bereich der Gemeinde Neuenstein abzubiegen. Dies bedeute eine Einsparung lediglich vergleichsweise weniger (zwei Kilometer) Tunnelkilometer. Ein Fernverkehrshalt auf der grünen Wiese - ob Mecklar oder Unterhaun - macht meiner Meinung nach keinen Sinn. Dort fehlt jegliche Infrastruktur. Gerade die Kommune Ludwigsau ist durch Bundesstraße, Bahnstrecke, Logistikzentrum und vor allem auch den Stromleitungen belastet.
Und wie soll dann die Anbindung an den Nahverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr (Busse) funktionieren? Entlang der Bahnstrecke Frankfurt am Main nach Köln wurde bei Limburg mit dem Bahnhof Limburg-Süd ebenfalls ein Fernbahnhof auf der grünen Wiese gebaut. Zunächst sorgte ein Pendelverkehr für die Verknüpfung mit dem Regionalbahnhof. Dieser Pendelverkehr wurde aus Kostengründen eingestellt. Es gibt eine Busanbindung und jede Menge Parkplätze für die Pendler. Inzwischen entstand dort das Gewerbegebiet Siedlungsgebiet ICE-Stadt Limburg. Die Autobahn A 3 verläuft parallel zur Schnellbahnstrecke.
In unserer Region gehört der Fernbahnhof in die Kreisstadt Bad Hersfeld. Mit entsprechenden Konzepten für den Lärmschutz und eine optimale Anbindung an den Nahverkehr in der Region. Eine optimale Verknüpfung ist wichtig. Es braucht Zukunftsmodelle, die die verschiedenen Verkehrsmittel vom E-Bike bis zum ICE möglichst gut verknüpfen. Der Neubau - egal welche Variante - bedeutet einen erheblichen Landschaftseinschnitt in der Region. Die Menschen sollen dann wenigstens von einem schlüssigen Verkehrsinfrastruktur-Konzept profitieren.
Die Menschen in der Region Ronshausen, Wildeck und Gerstungen wollen verständlicherweise Informationen, gerade auch in Bezug auf den Hönebach-Tunnel.
Die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS berichtet am Freitag aktuell von der Pressekonferenz nach dem Beteiligungsforum in Bad Hersfeld. (Hans-Hubertus Braune) +++
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