Weitere Ausbauprojekte gefordert

Verkehrsclub Hessen: Bahnhof Bad Hersfeld soll regionaler Knotenpunkt werden

Ein ICE auf der Bestandsstrecke zwischen Unterhaun und Bad Hersfeld
Archivfotos: O|N/Gerhard Manns, Kevin Kunze und Hans-Hubertus Braune

15.03.2022 / REGION - Der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Landesverband Hessen begrüßt die von der Deutschen Bahn getroffene Grundsatzentscheidung zur Führung der zukünftigen ICE-Strecke durch den Bahnhof Bad Hersfeld. Diese Vorzugsvariante stärkt Bad Hersfeld und ganz Osthessen.



Die frühzeitige Einbeziehung der Öffentlichkeit hat zum zweiten Mal in Hessen eine verkehrlich sinnvolle Variantenentscheidung herbeigeführt. Der VCD dankt insbesondere dem Land Hessen und der Deutschen Bahn für dieses ergebnisoffene und transparente Verfahren in einem umwelttechnisch und raumordnerisch anspruchsvollen Gebiet.

"Wir befürworten solche planungsbegleitenden Dialoge zwischen Fachplanern, Fahrgast- und Umweltverbänden sowie Kommunen und Bürgerinitiativen", so Till Schäfer vom Landesvorstand des VCD Hessen. "Der VCD wird das Projekt Fulda–Gerstungen weiterhin konstruktiv, aber fachlich kritisch zum Wohle der Region und aller Fahrgäste begleiten."

Bad Hersfeld zur Verkehrsdrehscheibe in Osthessen ausbauen

Der Dialog zum Projekt Fulda–Gerstungen begann mit wenigen fachlich begründeten Vorgaben im Jahr 2018 auf dem vielzitierten "weißen Blatt". Es gab – mit Ausnahme des Fernverkehrshalts im Raum Bad Hersfeld, der gesetzlichen und technischen Vorgaben und dem Anspruch durch die Fahrzeitkürzung mehr und schnellere Anschlüsse einzurichten – im Suchraum keine nicht plausiblen Begrenzungen. Mit der Neubaustrecke über Bad Hersfeld verkürzen sich nun nicht nur die Reisezeiten nach Frankfurt am Main, Erfurt und darüber hinaus.

Es bietet sich die einmalige Chance, Bad Hersfeld zur Verkehrsdrehscheibe in Osthessen auszubauen und dort Fernverkehr, Regionalverkehr sowie Stadt- und Lokalbusse miteinander zu vernetzen. "Wir fordern die Aufgabenträger auf, dies im Rahmen der Projektumsetzung weiterzuverfolgen", so Marc Lerch. "Der Deutschlandtakt muss zwingend als integrierte, gemeinschaftliche Planung von Fern-, Regional- und Güterverkehr gedacht und weiterentwickelt werden. Hierbei sind die hessischen Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr, also NVV und RMV, besonders gefordert."

Nur eine solche integrierte Planung wird es den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, im ländlichen Osthessen den öffentlichen Verkehr stärker zu nutzen, vorausgesetzt, der Bad Hersfelder Bahnhof kann aus der Region mindestens stündlich an allen Tagen der Woche mit Bahn und Bus erreicht werden.

Engpass in der Ausbaulücke Kalbach - Langenschwarz?

Mit der Vorzugsvariante steht zwar die grobe Linienführung fest, die die DB in das Raumordnungsverfahren einbringen wird. Die Arbeit im DB-Dialogforum ist damit aber noch lange nicht beendet. Der VCD Hessen wird auf die nutzerfreundliche Umgestaltung des Bad Hersfelder Bahnhofs drängen sowie auf weitere nötige Ausbauten im Knoten Fulda, um die Mehrverkehre bewältigen zu können. Die Ausbaulücke zwischen Kalbach (Ende der geplanten Neubaustrecke von Gelnhausen) und Langenschwarz in Norden (Anfang der geplanten Strecke nach Gerstungen) droht zu einem Engpass zu werden.

Zweigleisige Einfädelung bei Hönebach

Der Deutschlandtakt sieht bislang zwar Fernzughalte in Bad Hersfeld vor, allerdings – wie auch in Gotha – nur zweistündlich bzw. mit wechselnden Zeitlagen. Aus Sicht des VCD Hessen sind auf der Gesamtachse von Fulda bis Erfurt weitere Maßnahmen nötig um die Fahrzeit so zu kürzen, dass beide Halte in einem zuverlässigen Stundentakt bedient werden und dadurch zum örtlichen ÖPNV zuverlässige Anschlüsse hergestellt werden können. Weiteres Beschleunigungspotential sieht der VCD Hessen zwischen Ronshausen und Eisenach. Eine höhenfreie zweigleisige Einfädelung westlich von Hönebach sollte so konzipiert werden, dass eine spätere Verlängerung des Neubauabschnitts in Richtung Osten nicht verbaut wird.

Der Umbau des Knotens Erfurt Hauptbahnhof ist ein weiterer Baustein, um für die künftigen Schienenverkehre Fahrzeitkürzungen sowie eine höhere Pünktlichkeit zu erreichen. Der VCD Hessen fordert die Bundes- und die Landespolitik in Thüringen auf, diese Maßnahmen endlich anzugehen. Erfurt wird als zentraler Knoten Mitteldeutschlands durch die Aus- und Neubaustrecke Fulda–Gerstungen weiter gestärkt, hat aber bislang ein dafür nur bedingt taugliches Gleisbild. Für Anwohner und Natur bietet die nun gewählte Vorzugsvariante großen Nutzen: Bad Hersfeld wird in Zukunft zwar weiterhin von allen Zügen durchfahren werden, doch durch das Neubauprojekt erhalten die angrenzenden Bebauungen zukünftig einen tags wie nachts sehr wirksamen Lärmschutz. Der VCD setzt sich überdies für sinnvolle Lärmentlastungsmaßnahmen auch an den Bestandsstrecken ein.


Der VCD fordert für die weiteren Planungsschritte:

Ausbau des Bahnhofs Bad Hersfeld zum regionalen Knoten mit barrierefreien Bahnsteigen, schnelleren Aus- und Einfahrten sowie der Möglichkeit die Strecke nach Niederaula zukünftig für den Schienenpersonenverkehr reaktivieren zu können und Züge von Bebra dorthin durchzubinden.

Ausbau des Knotens Fulda im Abschnitt Langenschwarz–Fulda–Kalbach unter Betrachtung der Ausweitung des Fern-, Güter- und Regionalverkehrs.

Ausbau des Knotens Erfurt zur Vermeidung von Konflikten und zur Stabilisierung der Anschlüsse.

Prüfung der Möglichkeit für weitere abschnittsweise Aus- oder Neubaumaßnahmen zwischen Ronshausen und Eisenach.

Ausbau des Lärmschutzes an der Bestandsstrecke für den zukünftig wachsenden Güterverkehr.

Intensivere Zusammenarbeit der hessischen Aufgabenträger NVV und RMV sowie des Landes Hessen bei der Planung der hessischen Verkehrsangebote, und der Umsetzung des Deutschlandtaktes als gemeinschaftlich Ziel für eine Verkehrswende.

Ausstattung der Knotenbahnhöfe Bad Hersfeld und Schlüchtern mit leistungsfähigen Verknüpfungen zwischen Bestandsstrecken und Neubaustrecken, um bei Störungen und Baumaßnahmen sowie im planmäßigen Betrieb höhere Flexibilität und Fahrplanstabilität zu gewährleisten. (pm) +++

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