Kommentar zur Neubaustrecke

Darauf ein Fläschchen Champagner: Bad Hersfeld jubelt über Bahn-Signal

Der Bahnhof ist Bad Hersfeld soll auch in Zukunft Fernzüge begrüßen können
Fotos: O|N/Gerhard Manns/Hendrik Urbin

13.03.2022 / REGION - Thomas Fehling hat am Abend eine Flasche Champagner geöffnet. Das hat er zumindest auf Facebook verraten. Allzu verständlich, dass der Bürgermeister von Bad Hersfeld diesen feinen Tag für die Kreisstadt feiert. Die Bahn hat den Hersfeldern und der gesamten Region ein Geschenk gemacht: In den Planungen für die Schnellbahn-Neubaustrecke von Fulda nach Gerstungen im Gesamtkontext Frankfurt am Main nach Berlin bleibt Bad Hersfeld Standort für einen Fernbahnhof.



Das ist nicht unbedingt selbstverständlich für eine knapp 30.000 Einwohner-Stadt (der Landkreis Hersfeld-Rotenburg hat rund 120.000 Einwohner). Die Region wird noch näher an das Rhein-Main-Gebiet und Erfurt angebunden. Der Speckgürtel der Großstädte rückt näher. Die Trassenvariante mit dem Halt in der Kreisstadt ist ein überragendes Signal.

Bis ist der erste Zug auf der Neubaustrecke rollt, wird es allerdings einige Jahre dauern. Jetzt beginnen die konkreten Planungen für das vier Milliarden Euro-Projekt. Die Bauarbeiten werden die Region fordern. Ein Großteil der 41 Kilometer langen Strecke führt durch Tunnel. Doch: Auch die Züge der Zukunft benötigen Strom - und entsprechende Leitungen. Die Erdbewegungen und damit der Einschnitt in die Landschaft werden enorm sein.

Auch deshalb ist es wichtig, die Entscheidung der Bahn für die Region als Chance zu sehen - und vor allem auch zu nutzen. Dazu gehört ein bestmöglicher Lärmschutz sowohl auf der Bestandsstrecke im Haune- und Fuldatal sowie weiter in Richtung Eisenach als auch auf den freien Strecken entlang der Neubautrasse. Für die Entwicklung der Kreisstadt und der Kommunen drumherum gilt es, ein schlüssiges Verkehrsinfrastrukturkonzept zu entwickeln und neu zu denken.

Die aktuellen Krisen zeigen, dass ein Umdenken dringend notwendig ist. Wie können sich ländliche Regionen entwickeln? Immer mehr Menschen wollen nah an der Natur wohnen und trotzdem möglichst mobil unterwegs sein. Deshalb gilt es, den Nahverkehr intelligent auszubauen und mit dem Fernverkehr zu kombinieren. Die Reaktivierung von ehemaligen Bahnstrecken ist eine Möglichkeit. Aber auch der Ausbau von Ladestationen möglichst mit Solaranlagen für Elektrofahrzeuge, von E-Bikes oder Elektrobussen gehört dazu. Moderne Wohn- und Wirtschaftsentwicklungen sind weitere wichtige Themen inklusive dem Dauerthema Glasfasernetz. Alles gehört in ein Gesamtkonzept.

Die Bahn hat ein deutliches Signal für die Region Bad Hersfeld gesendet - nun gilt es, gemeinsam im Landkreis Hersfeld-Rotenburg Ideen und Konzepte zu entwickeln. Dann gibt es sicher weitere Möglichkeiten, den Champagner zu genießen. Jetzt aber erstmal Prösterchen Region Bad Hersfeld. (Hans-Hubertus Braune) +++

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OSTHESSEN|NEWS-Chefreporter Hans-Hubertus Braune

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