Toter Säugling in Kühltruhe

34-jährige Mutter soll Kind betrunken im Wohnzimmer geboren haben

Die 34-Jährige mit ihrem Verteidiger Jochen Kreissl
Fotos: Maurice Schumacher

29.08.2025 / FULDA - Vor dem Landgericht Fulda wurde am Donnerstag der Prozess um einen toten Säugling, der in einer Tiefkühltruhe in einem Haus in Heringen (Kreis Hersfeld-Rotenburg) gefunden wurde, fortgesetzt (wir berichteten). Das Kind wurde am 22. Februar 2025 bei der Durchsuchung einer privaten Wohnung durch Spezialeinsatzkräfte der Polizei gefunden. Die 34-jährige Mutter steht nun wegen Totschlags vor Gericht.


Das Medieninteresse an dem Prozess war auch am Donnerstag wieder hoch. Eigentlich sollte dort ein Zeuge, der damalige Lebensgefährte der Angeklagten, mittels einer Videovernehmung angehört werden. Da dieser allerdings in Polen lebt, gab es rechtliche Schwierigkeiten aufgrund des Rechtshilfeersuchens. Die Vernehmung wurde deshalb verschoben. Stattdessen wurden richterliche und polizeiliche Vernehmungsprotokolle eines Cousins des Lebensgefährten und der Angeklagten selbst verlesen.

"Guck mal, was meine Frau gemacht hat"

Der Cousin des Lebensgefährten wurde im Februar 2025 auf der Polizeidienststelle in Bad Hersfeld vernommen. Dieser sollte demnach der Angeklagten und dessen mittlerweile getrennten Lebensgefährten am Tag des Auffindens beim Umzug von Heringen nach Polen helfen. Von einem Kind in der Tiefkühltruhe soll er nichts gewusst haben. "Ich weiß nur, dass sie gestritten haben, bevor die Polizei kam", hat er bei der Vernehmung durch die Polizei angegeben.

Der Lebensgefährte der Angeklagten soll lediglich zu ihm gesagt haben, dass die 34-Jährige eine Fehlgeburt gehabt habe, diese aber nicht der Polizei gemeldet habe. Von einer Schwangerschaft soll der Cousin nichts gewusst haben. Der Lebensgefährte soll zu seinem Cousin gesagt haben: "Guck mal, was meine Frau gemacht hat". Dann sei schon die Polizei da gewesen.

"Das Kind ist von mir"

Am Donnerstag wurde auch die richterliche Vernehmung der 34-jährigen Angeklagten vom Februar 2025 verlesen. Diese gab damals an, dass sie zwei Kinder habe und nach Polen ziehen wollte. Weiter erklärte sie, dass es einen Zeitraum in ihrem Leben gegeben habe, in dem sie viel Alkohol konsumierte. Ihr später in der Tiefkühltruhe gefundenes Kind habe sie im Juli 2024 geboren. Es sei eine turbulente Zeit, mit viel Alkohol gewesen. Die 34-Jährige sagte bei der Vernehmung zur Polizei: "Das Kind ist von mir".

Bei einer weiteren Vernehmung im April 2025 machte sie weitere Details bekannt. Demnach sei sie am Tag der Geburt alleine in ihrer Wohnung in Heringen gewesen. Sie habe plötzlich Wehen bekommen. Dass sie ein Kind in sich trägt, habe sie erst rund zwei Monate vor der Geburt festgestellt. "Irgendwann habe ich verstanden, dass ich schwanger bin", sagte die Angeklagte bei ihrer Vernehmung aus. Zu dieser Zeit sei sie ständig betrunken gewesen. "Ich wollte das Kind austragen und nicht beseitigen", sagte die 34-Jährige aus.

Kind im Wohnzimmer zur Welt gebracht

Das Kind habe sie im Wohnzimmer auf dem Boden zur Welt gebracht. Sie habe es in ihre Hände genommen, die Nabenschnur abgetrennt und sei aufgrund des rutschigen Bodens mit dem Kind in der Hand ausgerutscht. Daraufhin fiel sie mit dem Neugeborenen gegen einen Tisch. "Das Kind hat sich nicht mehr bewegt. Ich wusste nicht, was ich machen soll. Ich würde nie mein eigenes Kind töten", sagte sie damals aus. Und dass sie auch zu diesem Zeitpunkt unter Alkoholeinfluss gestanden habe.

Wenige Stunden nach der Geburt im Juli 2024 soll sie ihr Kind dann in eine Decke gewickelt und in die Truhe gelegt haben. "Ich wollte es nicht in den Müll werfen oder verbrennen, es ist ja mein Kind", hat sie weiter bei ihrer Vernehmung im April 2025 ausgesagt. Der Prozess wird fortgesetzt. (Moritz Pappert) +++

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