Bilderserie von der Baustelle

Wahnsinn an der Hochbrücke: Womit Planer und Arbeiter klar kommen müssen

Die Bauarbeiten an der Hochbrücke laufen auf Hochtouren
Fotos: Hans-Hubertus Braune

29.08.2025 / BAD HERSFELD - Sie ist die Verkehrsader der Kreisstadt Bad Hersfeld: Die Rede ist von der Hochbrücke. Doch das Bauwerk ist marode und entspricht nicht mehr den heutigen Vorschriften. Wie so viele Brückenbauwerke in Deutschland muss auch sie einem Neubau weichen.



Nach jahrelangem Genehmigungs- und Planungsprocedere haben seit mehreren Monaten die Bagger die Regie übernommen. Nach und nach wird die Fahrbahn in Richtung Innenstadt abgebrochen. Dabei spielt die Überquerung der Bahntrasse eine wesentliche Rolle.

Am ersten Oktoberwochenende wird deshalb die Strecke zwischen Bad Hersfeld und Hünfeld gesperrt. Dieser Termin musste drei Jahre im Voraus bei der Bahn beantragt werden. Ein Wahnsinn. Die Vorarbeiten wurden dafür abgestimmt. Bei einem Presserundgang am Dienstag gaben die Projektverantwortlichen vom Auftraggeber Deges und der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft Strabag/Bickhardt Bau SE (Kirchheim) einen Überblick über den aktuellen Stand der aufwendigen Bauarbeiten und den speziellen Herausforderungen an der Hochbrücke. Eine wichtige Information vorweg: Aktuell befinden sich die Bauarbeiten im Zeitplan. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich.

Unterführung bleibt im ersten Bauabschnitt offen

"Die gesamte Baustrecke beträgt circa 700 Meter, die zentrale Brücke 280 Meter. Die neue Brücke ist etwas kürzer als die alte und wird stadteinwärts im beengten Raum gebaut. Alte Bohrpfahlgründungen dürfen nicht weiterverwendet werden, neue werden individuell geplant und genehmigt", sagte Projektleiter Wolfram Eberhard. In zwei großen Bauabschnitten wird das Bauwerk erneuert. Zunächst bis ins Jahr 2027 in Richtung Innenstadt. In dieser Zeit ist die Unterführung vom Stadtrand in die Innenstadt (und natürlich auch umgekehrt) für Fußgänger und Radfahrer frei. Auch an dem Wochenende, an dem die Brücke über der Bahnstrecke abgetragen wird.

Für die Baumaßnahme wurde ein umfangreiches Umleitungskonzept entwickelt. "Rund 30.000 Fahrzeuge nutzen an Werktagen die Bundesstraße B324 in diesem Bereich", sagt Eberhard. Sein Kollege Detlef Kopp zieht eine positive Zwischenbilanz. Das Konzept habe sich bislang bewährt, insbesondere der Wegfall der Ampelanlage im Bereich der Breitenstraße wirke sich positiv aus. Nur in Stoßzeiten und bei Umfahrungen von den Autobahnen her komme es zu Staus.

Der Ersatzbau in einem engen Bauumfeld ist kompliziert. Bis sich auf einer Baustelle ein Bagger bewegt, sind unendlich viele Vorschriften und Gesetze zu beachten. Viele Behörden haben ein Mitspracherecht. Zudem gibt es immer wieder Überraschungen, etwa im Untergrund. "Das Flussbett der Fulda wurde damals verlegt und hier verfüllt. Dieses Material darf wegen Schadstoffen nicht wieder eingebaut werden und muss entsorgt werden", nennt Eberhard ein Beispiel. Um die Anwohner nicht unnötig zu belasten, würden die Arbeiten bestmöglich optimiert. Speziell hinsichtlich der Lautstärke und mögliche Erschütterungen. Beispielsweise kommen 50 Tonnen-Bagger mit Zangen zum Einsatz. Im Umfeld kontrollieren Messgeräte die entsprechenden Werte. Der Strabag-Vertreter lobt die gute Zusammenarbeit mit den Nachbarn.

Kraftakt wegen vorläufiger Haushaltsführung im Bund

Bevor es überhaupt losgehen konnte, musste das Projekt warten. Der Grund: Es gab eine verspätete Projektvorbereitung wegen vorläufiger Haushaltsführung im Bund, was zu knapp bemessener Vorbereitungszeit führte. Trotz dieser Verzögerungen wurde durch die enge Zusammenarbeit mit der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft die Zeit aufgeholt, sodass wichtige Ziele termingerecht erreicht werden konnten, lobten die Deges-Vertreter. Vor dem Hintergrund der notwendigen Sperrung der Bahnstrecke ein Kraftakt.

Wenn planmäßig im Jahr 2030 das gesamte neue Bauwerk steht, dürfen sich die Verkehrsteilnehmer auf eine moderne Verkehrsführung freuen. Durch Rampen und einen Personenaufzug soll die Mobilität der Fußgänger, Radfahrer und Menschen mit Behinderung deutlich angenehmer werden. Untertage wird die Entwässerung und die Regenwasserreinigung erneuert beziehungsweise neu eingebaut.

Absperrungen beachten

Sowohl die Deges als auch Julian Reuber von der ARGE Strabag/Bickhardt Bau SE bitten die Verkehrsteilnehmer bis dahin um Geduld und Verständnis. "Bitte respektieren Sie die Baustellenabsperrungen. Diese haben ihren Grund", sagt Reuber. Zuletzt sei es immer wieder vorkommen, dass Passanten "Abkürzungen" über das Baustellengelände genommen haben. "Das kann schnell lebensgefährlich werden", warnt Reuber eindringlich.

Weitere Hintergründe zum Großprojekt "Hochbrücke in Bad Hersfeld" finden sie in unseren weiteren Artikeln. (Hans-Hubertus Braune) +++

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