Was man von seinen Rollen lernen kann

Schauspieler, Politiker, Musiker: Peter Englert - ein Multitalent

Peter Englert ist Schauspieler aus Worms und nun zum wiederholten Mal auf der Bühne, der Stiftruine, in Bad Hersfeld.
Fotos: Andre Söllner

08.08.2025 / BAD HERSFELD - Er hat 30 Rollen in elf Spielzeiten bei den Bad Hersfelder Festspielen übernommen, aber damit nicht genug. Hinter der Bühne, als DJ, in einer eigenen Band und sogar als Kommunalpolitiker ist er für die Kultur aktiv. Die Rede ist von Peter Englert, dem Mann, der, wie es scheint, alles kann.

Englert ist Schauspieler aus Worms und nun zum wiederholten Mal auf der Bühne der Stiftruine in Bad Hersfeld. In dieser Saison überzeugt er in dem Stück "Wie im Himmel" als Tore, ein Junge mit Behinderung. Auch in der gegensätzlichen Rolle Klaus Zettel in "Sommernachtsträume" schafft er es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen und von seinem vielseitigen Schauspieltalent zu überzeugen.

Auf die Frage, warum er immer wieder in die osthessische Theater-Hochburg zurückkehrt, entgegnet Englert mit einem Lächeln: "Ich war nie weg." Jede Woche war er ein bis zweimal in der Stadt. Für ihn ist sie ein zweites zu Hause geworden. "Jeder Mensch freut sich, wenn wir wieder da sind. Für mich fühlt sich das Team wie eine Sommerfamilie an." Über die Jahre sind die Beziehungen zu den anderen stark gewachsen. Auch die Bühne, die Stiftsruine, löst ganz besonderen Charme aus. Nach elf Spielzeiten ist es für ihn immer noch etwas Besonderes, dort oben zu stehen. "Die Symbiose aus Natur und Bühne ist sehr faszinierend. Ich habe Respekt, aber bin auch stolz, Teil der Festspiele sein zu dürfen."

Zwischen Sensibilität und Selbstbewusstsein

Mit seinen diesjährigen Rollen hat er sich die Messlatte hoch gesetzt. Den sensiblen, behinderten Jungen Tore zu spielen ist nicht einfach, aber Englert geht in ihr auf und erntet viel Zustimmung und Lob für seine Leistung. Er ist bereits das zweite Jahr in Folge der Tore. "Es ist im Nachgang die schwerste Rolle gewesen", sagt Englert. Er hatte großen Respekt, sie anzunehmen. Sich in Tore reinfühlen, ihn mit seinem Wesen abbilden, ist nicht einfach, der Schauspieler meistert das aber mit Bravour. "Es hat etwa drei Wochen gedauert, mich in ihn komplett hineinversetzen zu können, dann hat es aber Klick gemacht." Englert und das Regieteam ließen sich außerdem beraten, um diese sensible Rolle gut abbilden zu können.

Das komplette Gegenteil dazu ist seine Rolle Zettel. Er ist sehr selbstbewusst, teilweise auch dreist. Englert beschreibt: "Zettel ist eher grob, der genaue Gegensatz zu Tore." Eins haben beide Rollen aber gemeinsam: Sie sind Herausforderung, aber auch Inspiration. Sie können anstrengen, aber auch Perspektiven eröffnen. In der Sensibilität von Tore entdeckt sich Englert selbst. Nach den Spielzeiten hat er nicht nur neue Rollen gespielt, sondern auch neue Perspektiven gewonnen. "Ich beneide Zettel um seine kindliche Naivität. Ein bisschen Selbstbewusstsein kann ich auch von ihm lernen."

Schauspieler in der Politik?

Aber nicht nur als Schauspieler überzeugt Englert. Er liebt auch die Musik. Mit seiner Band "The Döftels" tourt er als Sänger durch Deutschland. Mit seinem musikalischen Talent ist er bei den Festspielen auch als DJ bekannt. Die etwas ungewöhnliche Ergänzung seiner künstlerischen Passionen ist die Kommunalpolitik. Frischen Wind bringt er den Wormsern als Kultur-Beigeordneter. Als typischen Politiker sieht er sich nicht. Politiker seien keine Schauspieler, die beiden Berufe hätten aber trotzdem viel gemeinsam: "Als Schauspieler muss ich mich auch mit der Materie und den Menschen auskennen." Er wünscht sich: "Politiker müssten einfach mal sagen, wie es tatsächlich ist."

Ob als Politiker, Musiker oder Schauspieler: Mit Peter Englert haben sich die Festspiele auch in diesem Jahr wieder ein vielseitiges Talent sichern können, das mit seiner Gabe, sich in die Rollen hineinzuversetzen, das Publikum immer wieder aufs Neue begeistert. Win-win-Situation, denn Englert liebt sein Team und die Magie der Stiftsruine. (Katharina Geppert) +++