Google-App deckt grausame Details auf
Mordprozess nimmt verstörende Wendung: Zerstückelte Frau mit Down-Syndrom
Archivfotos: ON/Henrik Schmitt
25.06.2025 / GIEßEN/LAUTERBACH -
Im Mordprozess um eine tote Frau mit Down-Syndrom im Vogelsbergkreis kommen nun neue, verstörende Details ans Licht. Im Gerichtssaal des Landgerichts Gießen stand am Montag die Stimme der angeklagten Vermieterin im Mittelpunkt – nicht live, sondern in stundenlangen Videovernehmungen. Die Frau aus Lauterbach bestreitet weiterhin jede Verantwortung, doch digitale Spuren erzählen eine andere Geschichte.
Seit Mai müssen sich die 44-jährige Frührentnerin und ihr 58 Jahre alter Lebensgefährte vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Paar gemeinschaftlichen Mord durch Unterlassen vor, bestätigt Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Die Frau mit Down-Syndrom, die bei den beiden als Mieterin lebte, soll über Wochen hinweg misshandelt, erniedrigt und schließlich mit einer Überdosis Tabletten getötet worden sein. Beide Angeklagten weisen alle Vorwürfe zurück.
Widersprüche auf Video
Bereits im Sommer 2024 hat die Angeklagte gegenüber der Polizei ausgesagt – Aussagen, die jetzt in Gießen auf Video gezeigt wurden. Laut den Aufzeichnungen stritt die Frau vehement ab, irgendetwas mit dem Tod ihrer Mieterin zu tun zu haben. Immer wieder verwickelte sie sich jedoch in Widersprüche: So behauptete sie zunächst, die Frau sei mit einem neuen Freund nach Fulda gezogen – eine reine Erfindung. Später gab sie zu, dass die Mieterin im Januar gestorben sei, betonte aber, diese habe sich selbst mit Tabletten das Leben genommen. Den unterlassenen Notruf schob sie auf ihren Lebensgefährten.Google-Übersetzer als digitaler Beweis
Was die Ermittlungen in besonderem Maße vorantrieb, war der Zugriff auf Sprachdaten aus dem Google Übersetzer. Auch das bestätigt Hauburger gegenüber O|N. Die App hatte die Frau offenbar intensiv genutzt, um mit einem weiteren rumänischen Mieter zu kommunizieren. Dabei wurden über 17.000 Spracheingaben in der Cloud gespeichert – zusammen mit den dazugehörigen Übersetzungen. Verteidigung will Videos stoppen
Die Verteidiger der beiden Angeklagten versuchten am Montag, die Brisanz der Videoaufnahmen zu relativieren. Sie erklärten, ihre Mandanten seien bei den Aussagen in einem seelischen Ausnahmezustand gewesen. Die Anwältin der Frau beantragte sogar, Teile der Aufzeichnungen als Beweismittel auszuschließen. "Das Gericht hat das zur Kenntnis genommen, die Videos wurden jedoch weiter abgespielt", so Hauburger. Die Mandantin habe sich damals nicht im Zustand gefühlt, eine Aussage zu machen. Der Prozess geht weiter – und das wohl noch über Monate. Die Vielzahl an Beweisen, widersprüchlichen Aussagen und technischen Auswertungen sorgt für ein Verfahren, das nicht nur juristisch komplex, sondern auch menschlich schwer zu fassen ist. (cb/ems) +++
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