Eine ausgeglichene Diskussion

Wahlforum der FZ: Macht Ballweg oder Farnung am Sonntag das Rennen?

Beim FZ-Forum stellten sich die Kandidaten einige Fragen und stellten sich vor: v.l. Tobias Farnung, Tim Bachmann und Alexandra Ballweg
Fotos: Rene Kunze

24.06.2025 / POPPENHAUSEN (WAKU) - Das Interesse an den Tickets für das Forum der Fuldaer Zeitung zur Bürgermeisterwahl in Poppenhausen (Kreis Fulda) war so hoch wie nie. Innerhalb weniger Stunden waren die 300 Karten für das Event im Von-Steinrück-Haus ausverkauft. Das berichtete der stellvertretende Chefredakteur der FZ, Thomas Schafranek, zu Beginn der Veranstaltung.


Moderiert wurde diese von Tim Bachmann von den Kinzigtal Nachrichten. Im Fokus standen aber die beiden Bürgermeisterkandidaten Tobias Farnung (44, CDU) und Alexandra Ballweg (56, parteiunabhängig). Amtsinhaber Manfred Helfrich (CDU) hatte angekündigt, nicht mehr kandidieren zu wollen.

"Ich pflege einen respektvollen Umgang ohne Eitelkeiten. Ich möchte das Miteinander und den Dialog. Keine Schnellschüsse und keine Alleingänge. Ich möchte mich hier engagieren, wenn sie es möchten. Sie haben die Wahl", erklärt die parteiunabhängige Alexandra Ballweg.

Ihr Mitbewerber, Tobias Farnung, sagt zu seiner CDU-Mitgliedschaft: "Ich stehe hinter dem christlichen Menschenbild. Wenn man kommunalpolitisch aktiv sein will, finde ich es fair und ehrlich, wenn die Leute wissen, wo man steht." Aber er macht auch deutlich: "Wenn ich Bürgermeister werden sollte, bin ich ein Bürgermeister für alle." Und weiter sagt er: "Es geht darum, dass Poppenhausen weiterhin so gut aufgestellt ist, wie bislang. Und wenn ich dazu einen Beitrag leisten kann, dann will ich das gerne tun."

Probeabstimmung vor Ort

Nach der Veranstaltung durften die Besucherinnen und Besucher an einer Probeabstimmung der FZ teilnehmen. Hierbei erhielt Tobias Farnung 128, Alexandra Ballweg 107 Stimmen. 13 ungültige Stimmen wurden abgegeben.

Weggang von Bäckerei Pappert ein großer Verlust

Ballweg ist in der Fraktion der Freien Wähler der Gemeindevertreter, tritt aber parteilos an. "Ich bin bei den Freien Wählern eingetreten, da sie kein Parteiprogramm hatten. Während ich dort war, sind sie bei Landtags- und Bundestagswahlen angetreten und haben ein Programm gebacken. Das war der Punkt, wo ich nicht mehr mitgehen konnte. Deshalb bin ich im Einvernehmen bei den Freien Wählern ausgetreten. Ich finde es vom Herzen her gut, parteilos zu sein und alle zu vertreten."

Der Weggang der Bäckerei Pappert bedeutet einen großen Verlust bei den Gewerbesteuereinnahmen in der Gemeinde. "Das ist die Aufgabe, dass sich Gewerbe ansiedelt. Ich habe täglich mit großen und kleinen Unternehmen zu tun, ich glaube, dass ich da was tun kann", sagt Ballweg. Farnung ergänzt: "Ganz schwarz würde ich da nicht sehen. Ich glaube, dass wir da noch eine gute Ausstattung haben, mit der wir immer gut klargekommen sind. Gerade was neues Gewerbe betrifft, habe ich durchaus Ideen, wie man im Kleinen wieder ein Stück weit wachsen kann."

Gibt es ein "Weiter so", nach dem CDU-Bürgermeister Manfred Helfrich? "Die Richtung wäre die gleiche, aber ich würde meinen eigenen Weg suchen. Ich würde die Themen ähnlich priorisieren, aber vielleicht anders angehen", sagt Farnung. Ballweg ergänzt: "In Poppenhausen läuft vieles sehr gut. Ich würde hier auch anknüpfen wollen und die Themen an vielen Stellen weiterentwickeln."

Bei den spontanen Satzanfängen antworteten die beiden Kandidaten: In Poppenhausen fehlt mir ... "Eine Seniorenwohneinrichtung", sagt Farnung. Meine erste Amtshandlung ... "Ich werde zuerst mit allen Mitarbeitern sprechen", sagt Ballweg.

Dorfentwicklung und Einwohnerzahl

Nun hatten die Zuschauer das Wort - in einer Fragerunde. Ein Anwohner wollte wissen, wie Ballweg sich die Dorfinnenentwicklung und die Ausweisung von Neubaugebieten vorstellt. "Ich stehe für einen lebendigen Kern in Poppenhausen. Ein Baugebiet auszuweisen ist einfach, wenn wir aber einfach weiter wachsen, besteht die Gefahr, dass sich der Ortsinnenkern aushöhlt. Das will ich gerne vermeiden", macht Ballweg deutlich. Aber sie macht auch klar, dass sie damit nicht meint, keine Baugebiete mehr ausweisen zu wollen. Man müsse allerdings mit Bedacht planen.

Eine weitere Frage richtet sich nach der Einwohnerzahl. "Steht Poppenhausen nach der Legislaturperiode bei 3.000 Einwohnern?", will ein Poppenhäuser wissen. "In den letzten 20 Jahren sind maximal 100 dazugekommen. Ich sehe in sechs Jahren keine 3.000. Ein stetiges Wachstum ist okay, aber so sehr muss es nicht sein", sagt Ballweg. "Ich sehe Poppenhausen auf dem Stand, wo wir jetzt gerade sind. Nach meiner Einschätzung wird es da keine großen Verschiebungen geben", sagt auch Farnung.

Auch das Thema Feuerwehr interessierte die Gäste. "Bei mir steht die Feuerwehr ganz oben. Sie ist für unser aller Sicherheit", so Ballweg. Farnung macht klar: "Es ist nicht viel hinzuzufügen. Wir alle sind damit gut beraten, dass wir die Feuerwehr in unserer Wertschätzung ganz oben haben."

Strukturveränderung in der Landwirtschaft

Eine weitere Frage an die beiden Kandidaten war, wie sie die Strukturveränderung in der Landwirtschaft sehen. "Ich bin sehr positiv überrascht, wie viele landwirtschaftliche Betriebe junge Leute haben, die das gerade übernehmen", konstatiert Ballweg. Wenn es einen Beitrieb gibt, der Wachsen oder gar zumachen will, müsse man den Einzelfall betrachten. "Ich finde, die Landwirte sind in der Rhön ein Tourismusfaktor. Das ist das, was Leute aus der Großstadt sehen wollen. Die Landwirte, die wir hier haben, haben eine große Verantwortung gegenüber ihren Tieren", so der CDU-Kandidat Farnung. Auch deshalb müsse man diese unterstützen und Infrastrukturprojekte im Einklang mit der Landwirtschaft betrachten.

Den größten Redeanteil hatte sicherlich Alexandra Ballweg. Das lag aber besonders, an den vielen Nachfragen aus dem Publikum, die die meisten Fragen an sie richteten. Inhaltlich war das Forum sehr ausgeglichen. Große Streitpunkte und konträre Meinungen gab es kaum. Doch das heißt noch nichts. Entscheidend ist, wen die Einwohner in Poppenhausen am Sonntag zum neuen Bürgermeister und Nachfolger von Manfred Helfrich wählen. (Moritz Pappert) +++

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