Paukenschlag am Fierche

Feuermeister Klaus Otto legt nach elf Jahren Amt nieder: "Ich gehe in Freude"

Klaus Otto hört als Feuermeister auf
Fotos: Hans-Hubertus Braune

23.10.2023 / BAD HERSFELD - Es ist der Paukenschlag am Sonntagabend beim Lullusfest in Bad Hersfeld: Wie es zur Tradition des Volksfestes gehört, spricht der Feuermeister zum Volk, bevor die Magistratsmitglieder das beliebte Feuer löschen.



Während die Fahrgeschäfte ihre Runden drehen, der Festplatz erneut rappelvoll ist und einige hundert Menschen sich um das Fierche versammeln, kritisiert Feuermeister Klaus Otto mit scharfen Worten die Berliner Regierung, schimpft über die teilweise schlechte Einstellung der Menschen, den Fachkräftemangel im Handwerk und den Leerstand in der Stadt.

Er findet aber auch lobende Worte für Festspielintendant Joern Hinkel, dessen Team und Bürgermeisterin Anke Hofmann. Nicht jedem schmeckte oder schmeckt die Reden des Feuermeisters, das sollen sie auch gar nicht. Der Applaus und die Attacke-Rufe belegen aber, dass Otto auch in diesem Jahr den Nerv der Zuhörer getroffen hat.

Dann aber wird Klaus Otto (57) noch emotionaler. Unter Tränen und stockenden Worten verkündet er, dass seine Zeit als Feuermeister nach seiner elften Saison zu Ende gehe. Er dankt seinen Weggefährten, sein Herzblut, seine Emotionen für das Volksfest sind im jedem Wort, in jeder Geste spürbar. Er holt Julia Scholz, Helge Assi und Markus Heide auf die kleine Empore. Zusammen stoßen sie mit Lollsfeuer-Schnäpschen an. Sie sind die Macher im Hintergrund.

Der Tradition folgend wacht der Feuermeister und seine Leute über das Fierche. Denn sollte es während der Lollswoche ausgehen, dann wandert das Volksfest angeblich nach Fulda. Und wer will das schon? Jedenfalls kein Hersfelder oder Dahergeloffener.

"Es ist an der Zeit, sich umzuorientieren"

Doch der Feuermeister hat noch viel mehr Aufgaben. Er ist die Symbolfigur, ist die Figur, an der sich die Menschen sinnbildlich anlehnen. Er ist derjenige, der die Kinder im Krankenhaus mit seinem Team in der Lollswoche besucht und beschenkt. Oder mit den älteren Menschen zusammen ist, sie teilhaben lässt am Volksfest, welches wie kaum ein anderes Fest so sehr mit der Tradition, der Stadt und den Menschen der gesamten Region verbunden ist.

Nun also wird Klaus Otto dieses Amt abgeben. "Es ist an der Zeit, sich umzuorientieren. Ich werde nicht aus der Welt sein und mich weiterhin für unser Lullusfest und diese Stadt einsetzen. In anderer Art und Weise. Wie, das wird sich noch finden", sagt Otto am Sonntagabend im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Kreishandwerkerschaft hat Vorschlagsrecht

Feuermeister wird man nicht einfach so. Dafür gibt es Regularien, welche im Jahr 2020 vom Magistrat aufgeweicht werden mussten. Früher musste der Feuermeister ein Handwerksmeister sein und innerhalb der Stadtmauern geboren sein. Das mit den Stadtmauern wurde geändert. Künftig reicht es, wenn es ein Handwerksmeister - ob weiblich oder männlich - ist, welcher in der Handwerksrolle eingetragen ist. Otto findet diese Änderung der Zeit entsprechend richtig. "Das Vorschlagsrecht bleibt aber bei der Kreishandwerkerschaft", sagt Otto. Der Magistrat entscheidet, wer die künftige Feuermeisterin oder der künftige Feuermeister wird. Er sei froh, dass er noch einer von der alten Garde sei, der von sich aus sagen könne, wann er ausscheiden wolle. Dieser Lolls-Sonntagabend ist für Otto die "perfekte Plattform".

"Ich sage ganz ehrlich, ich gehe nicht im Groll, ich gehe in Freude. Das ist nicht einfach. Die Zukunft wird es bringen", sagt der Feuermeister Klaus Otto mit stockender Stimme abschließend im O|N-Gespräch. (Hans-Hubertus Braune) +++

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