Kommentar von Hans-Hubertus Braune

Die brutale Ohnmacht zehrt an den Seelen: Danke, dass Ihr da seid!

Mit mehreren Rettungsbooten suchten die Einsatzkräfte am Samstag nach den beiden vermissten Jugendlichen im Breitenbacher See
Archivbild: O|N/Hans-Hubertus Braune

31.05.2023 / BEBRA - Zwei junge Menschen aus Sontra haben am Samstag im Breitenbacher See ihr Leben verloren. Den Angehörigen und Freunden gilt unser Mitleid und jede Kraft, dieses unsagbare Leid zumindest ein wenig verarbeiten zu können. Über 150 Menschen haben stundenlang versucht, das Mädchen und den Jungen rechtzeitig zu finden. Vergebens.



Dieses Horrorszenario will und braucht kein Mensch (und auch kein Rettungshund) dieser Welt: Der Sommer ist endlich da, das Leben pulsiert. Fröhlichkeit allerorten.

Es wird langsam Abend. Weinfest, Kirmes oder der Grillabend zu Hause stehen an. Auch rings um Bebra. Doch plötzlich ist alles anders. Die Melder vibrieren: Vermisstensuche im Breitenbacher See. Zwei junge Menschen sind im Baggersee untergegangen. Sie waren mit Freunden auf einem Tretboot hinausgefahren, auf den See. Das Zusammensein genießen, das Wetter und überhaupt das Sommerfeeling. Ein 15-jähriges Mädchen und ein 13-jähriger Junge sind im Wasser. Plötzlich tauchen sie nicht wieder auf, die anderen versuchen, zu helfen, rufen den Rettungsdienst.

Die Führungskräfte der Rettungs- und Hilfsorganisationen wissen sofort, was zu tun ist. Sie alarmieren großflächig. Sämtliche Wasserrettungseinheiten im Landkreis, Rettungsboote und Taucher aus ganz Nordhessen lassen zu Hause alles stehen und liegen. Insgesamt 13 Rettungshunde und deren Besitzer der entsprechenden Staffeln von der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) Ortsverband Bebra und dem Deutschen Roten Kreuz Ortsverband Rotenburg an der Fulda eilen an den Breitenbacher See. Auch vier Spezialhunde von der DLRG Lampertheim machen sich mit ihren Frauchen und Herrchen auf den Weg nach Nordhessen.

Jeder Einzelne macht seine Arbeit

Bis zu sechs Rettungsboote befinden sich gleichzeitig auf dem See. Was auffällt: Die Einsatzkräfte der verschiedenen Hilfs- und Rettungsorganisationen aus unterschiedlichen Landkreisen arbeiten Hand in Hand. Ja, unter den Einsatzjacken trägt der ein oder andere sein Dortmund- oder München-Trikot. Der Fußball ist aber jetzt sowas von unwichtig, alle ergänzen sich, tauschen sich aus, was zu machen ist. Die Rettungshunde werden auf ihren Einsatz auf den Booten vorbereitet. Es herrscht keine Hektik. Jeder Einzelne macht seine Arbeit. Sie funktionieren alle in dieser unsagbar schwierigen Situation. Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem gesamten Landkreis kümmern sich als Notfallseelsorger um die Angehörigen, Freunde und Einsatzkräfte.

Die beiden jungen Leute werden von den Hunden geortet, Taucher bringen sie an die Oberfläche. In den Rettungsbooten versuchen die Einsatzkräfte sofort, sie zu reanimieren. Auch die Notärztin und der Notarzt am Ufer setzen die Rettungsversuche fort. Vergebens. Die beiden Jugendlichen sind verstorben.

Das unsagbare Leid der Angehörigen und Freunde zehrt an den Seelen der Einsatzkräfte. Sie packen ihre Sachen. Im örtlichen Feuerwehrgerätehaus treffen sie sich zu einer Nachbesprechung. Hilfe ist zur Stelle, auch in der nächsten Zeit.

Sie sind das Spiegelbild unserer Gesellschaft

Wieso ich dies so detailliert beschreibe? Weil die schwere und belastende Arbeit der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Einsatzkräfte der Hilfs- und Rettungsorganisationen ganz einfach unseren Respekt, unsere Achtung und unsere Aufmerksamkeit verdient. Sie kommen, um zu helfen, das Leben der Mitmenschen zu retten, oder deren Hab und Gut. Am Samstag haben sie den Wettlauf mit der Zeit verloren. Sie hatten keine Chance und doch wollten sie diese unbedingt nutzen. Das ist so bitter, macht betroffen. Die Gedanken und Bilder vor Ort bleiben haften.

Es ist das Mindeste, ihnen unseren Dank auszusprechen. Die Politik ist aufgefordert, jegliche Unterstützung zu leisten. Einsatzfahrzeuge, Gerätehäuser und persönliche Ausrüstung gehören ordentlich gefördert.

Die haupt- und ehrenamtlichen Retter sind das Spiegelbild unserer Gesellschaft und nicht die Idioten, die hetzen, randalieren oder gar Einsatzkräfte attackieren. Versetzt Euch in die Lage der Retter und überlegt, was sie auf sich nehmen. Jeder kann helfen. Das Video zu diesem Artikel von der Arbeitsgemeinschaft der Hilfsorganisation zur Vermisstensuche gibt dazu mehr Informationen. Die Arbeitsgemeinschaft wurde gegründet, nachdem in Fulda vor drei Jahren die kleine Timnit ertrunken ist. (Hans-Hubertus Braune) +++

Arbeitsgemeinschaft der Hilfsorganisationen zur Vermisstensuche Osthessen AdHzV

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