Kommentar von Kevin Kunze

Die Politik ist nun gefordert - Richelsdorfer dürfen nicht im Regen stehen

Bald auch bei Richelsdorfer Bürgern: die Zäune wir hier am Richelsdorfer Spielplatz könnten demnächst auch bei privaten Grundstücken stehen
Archivfoto: O|N/Kevin Kunze

06.02.2020 / WILDECK - Der Arsen-Skandal, der durch den jahrelangen Kupferbergbau hervorgerufen wurde, hält das gesamte Dorf in Atem: die Situation für die Bürger im Wildecker Ortsteil Richelsdorf (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) ist zum Verzweifeln. Auch die Informationsveranstaltung am Dienstagabend in der Richelsdorfer Weißberghalle mit Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber brachte keine neuen Erkenntnisse - oder gar Lösungsvorschläge. Die Sorgen der betroffenen 18 Anwohner sind nur allzu verständlich: horrende Kosten für Fehler, die sie überhaupt nicht begangen haben, zu bezahlen, ist einfach nur ungerecht. Deshalb müssen sich die regionalen Politiker engagieren, um dieses Problem zu lösen.



Im Wildecker Ortsteil Richelsdorf ist die Lage angespannt: die Hauptstraße macht die Anwohner krank und das Arsen-Problem strapaziert alle Anwohner seit Jahren. Natürlich muss auf die Gesundheit geachtet werden und natürlich müssen dafür kostenpflichtige Arbeiten durchgeführt werden. Es kann allerdings nicht sein, dass die einzige vorgeschlagene Lösung ist, einen Zaun um den verseuchten Bereich zu errichten. Der Wildecker Bürgermeister Alexander Wirth sagt deshalb zu Recht: "Wenn in Richelsdorf 20 Zäune um die Grundstücke herum stehen, wer will dann hier noch wohnen? Zudem schreckt dies dann auch potenzielle Dorfbewohner ab, nach Richelsdorf zu ziehen."

Die Existenz des Dorfes ist untrennbar mit mit dem Schicksal der betroffenen Bewohner verbunden. Eigentlich ist Richelsdorf wunderbar gelegen. Genau in der Mitte Deutschlands und mit einer guten Infrastruktur ausgestattet. Und auch das Dorfleben hat einige Highlights zu bieten: verschiedene Vereine halten das Dorfleben ständig auf Trab. Doch wie lange kann dies noch aufrechterhalten werden? Manche betroffenen Anwohner müssten sechsstellige Summen bezahlen, um den verseuchten Boden von ihren Grundstücken zu bekommen. Müssen dafür die Bewohner erst im Lotto gewinnen oder sollen sie sich bis an ihr Lebensende hoch verschulden? Die Politiker dürfen die verzweifelten Menschen im knapp 700-Einwohner-Dorf nicht alleine mit dem Riesenberg an Problemen und Sorgen lassen.

Sowohl das Gemeindeparlament als auch der Kreistag sehen das Land Hessen in der Verantwortung. Allerdings wird das nicht durchsetzbar sein, da im Jahr 1999 die bundesweite Bodenschutzverordnung in Kraft getreten ist. Diese besagt, dass die Anwohner für die Sanierung ihres Grundstück sogar den Wert aufbringen müssen, der dem des Grundstücks ohne Belastung entspricht. Das bedeutet: die Anwohner sind eigentlich doppelt bestraft. Nun müssen meiner Meinung nach die regionalen Landtags- und Bundestagsabgeordneten für die Richelsdorfer eintreten. Dabei sollte sich keiner hinter der momentanen Gesetzeslage verstecken, denn dies würde die Anwohner alleine im Regen stehen lassen. (Kevin Kunze)+++

O|N-Volontär Kevin Kunze
Archivfoto: O|N/Jonas Wenzel (Yowe)

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