Innenminister ist schockiert!
Nach Raketen-Abschuss auf Rettungs-Heli: "Die Angst fliegt jetzt mit"
Archivfoto: Marvin Myketin
26.10.2025 / FULDA -
Es war ein dramatischer Zwischenfall, der nur schwer in Worte zu fassen ist! Am Freitagabend geriet ein Rettungs-Heli der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) beim Landeanflug auf das Klinikum Fulda in eine lebensgefährliche Situation. Plötzlich schossen Leuchtraketen in den Himmel, direkt auf die Flugbahn des Rettungshubschraubers. Eine Katastrophe konnte im letzten Moment verhindert werden. Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) zeigt sich gegenüber OSTHESSEN|NEWS tief besorgt über den Angriff auf die Rettungskräfte, und auch Oliver Meermann, der Chef der JUH-Luftrettung, erklärt, dass sich die Besatzung nach wie vor "in Schockstarre" befindet.
Was war geschehen? Um 19:59 Uhr am Freitagabend bemerkte die Crew beim Anflug auf den Außenlandeplatz des osthessischen Krankenhauses der Maximalversorgung mindestens ein Leuchtsignal, das offenbar aus dem Bereich zwischen Adalbert-Stifter-Straße und Schillerstraße - hinter der ehemaligen Agip-Tankstelle - abgeschossen wurde. OSTHESSEN|NEWS hat bereits darüber berichtet. Der Hubschrauber, der aus Gießen gestartet war, konnte nach einer gründlichen Kontrolle ohne festgestellte Schäden wieder abheben und sicher zur Heimatbasis zurückkehren. Glück im Unglück also. Die Polizei allerdings reagierte sofort und leitete Fahndungsmaßnahmen ein, doch bislang konnte niemand als Tatverdächtiger ermittelt werden. Ob der Angriff gezielt erfolgte, ist noch unklar.
Lebensgefährliche Situation - harte Konsequenzen drohen
Für Innen- und Heimatschutzminister Roman Poseck ist klar: "Wenn ein Rettungshubschrauber durch Leuchtraketen gestört wird, ist das ein sehr gravierender und hoch gefährlicher Angriff. Dieser trifft Menschen, die Leben retten." Er warnt davor, dass schon kleine Ablenkungen bei der Landung katastrophale Folgen haben könnten. "Die Polizei fahndet mit Hochdruck nach den Tätern, während die Hintergründe noch unklar sind", so Poeseck und weiter: "Ich hoffe, dass die Täter bald gefunden werden. Dabei gilt es, auch die Hintergründe der Tat aufzuklären." Solche Handlungen können nicht nur die Besatzung des Hubschraubers, sondern auch Patienten in akute Lebensgefahr bringen. Schon kleinste Ablenkungen oder Blendungen können bei Landungen schwerste Unfälle verursachen.Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, so der Innenminsiter. Ein Luftfahrzeug dieser Größe reagiere empfindlich auf äußere Störungen - schon eine kleine Blendung kann für die Piloten fatale Folgen haben. Poseck ergänzt: "Sollte sich herausstellen, dass Täter den Rettungsdienst bewusst gestört haben, muss dies hart bestraft werden."
"Hier wurden Waffen eingesetzt"
Die Luftretter stehen immer unter hohem Druck. Jeder Einsatz erfordert volle Konzentration, und unvorhersehbare Störungen - wie Leuchtraketen - erhöhen das Risiko dramatisch. Oliver Meermann, Geschäftsführer der Johanniter-Unfall-Hilfe, schildert die Folgen für seine Mitarbeiter: "Die Bestürztheit kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Rettungskräfte werden oft bedroht. Das ist jetzt aber eine ganz andere Hausnummer - hier wurden Waffen gegen uns eingesetzt." Plötzlich sehen die Piloten nichts mehr
Selbst modernste Technik kann diese Risiken nur begrenzt abfedern. Rettungshubschrauber sind zwar mit ausgeklügelten Nachtsichtgeräten ausgestattet, die den Piloten auch bei Dunkelheit eine präzise Orientierung ermöglichen. Diese Geräte verstärken das vorhandene Licht, machen Hindernisse erkennbar und helfen dabei, Landeplätze sicher anzufliegen. Doch in Situationen wie am Freitagabend stößt auch die fortschrittlichste Technik an ihre Grenzen. Leuchtraketen oder Leuchtkugeln erzeugen extrem helle Lichtblitze, die die Nachtsichtgeräte überfluten. "Plötzlich haben unsere Piloten nichts mehr gesehen", beschreibt Meermann die Gefahr gegenüber O|N. Diese kurze Blindheit kann in der Luft dramatische Folgen haben. Selbst erfahrene Piloten müssen in diesen Sekundenbruchteilen auf ihr Können und ihre Instinkte vertrauen, um Kollisionen zu vermeiden.
Poseck appelliert an die Bevölkerung
Die Gefährdung durch äußere Störungen zeigt, dass Technik allein nicht ausreicht, um die Sicherheit der Rettungskräfte zu garantieren. Genau deshalb ist es entscheidend, dass die Gesellschaft die Arbeit der Einsatzkräfte respektiert und schützt. Innenminister Poseck unterstreicht diese Verantwortung: "Unsere Rettungskräfte leisten täglich Herausragendes. Wenn sie bei ihrer Arbeit behindert oder angegriffen werden, ist das zutiefst beschämend." Sein Appell richtet sich nicht nur an die Täter, sondern an alle Bürger, die durch respektvolles Verhalten und Rücksichtnahme dazu beitragen können, dass Rettungseinsätze sicher ablaufen.
Langfristige Folgen für Retter
Für Meermann ist klar, dass solche Vorfälle langfristige Folgen für die Retter haben: "Die Angst fliegt jetzt mit. Es kann nicht sein, dass wir in der Zivilrettung in solche Verhältnisse kommen. Irgendwann ist eine Grenze erreicht, wo ich mich frage, ob die Härte des Gesetzes ausreicht. Vor 20 Jahren wäre so etwas nicht passiert."Der Vorfall zeigt deutlich: Jeder Zwischenfall kann Leben gefährden - und hinterlässt bei den Rettern nicht nur Schock, sondern auch die tiefgehende Frage nach Sicherheit und gesellschaftlicher Verantwortung. Bleibt zu hoffen, dass der oder die Luft-Angreifer schnell ermittelt werden. (Constantin von Butler / Christian P. Stadtfeld) +++
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