Totschlagversuch

Schreckliche Szenen einer zerrütteten Ehe - "Du Hämorrhoidenzäpfchen"

Der Angeklagte 52-Jährige und sein Anwalt Helge Romberg
Fotos: ci

09.07.2025 / FULDA - Im Prozess um versuchten Totschlag an seiner Ehefrau schweigt der Angeklagte auch am zweiten Verhandlungstag. Auch die von ihm mit dem Hammer attackierte Ehefrau und der 17-jährige Sohn wollen sich vor Gericht nicht zur Tat äußern und machen von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Licht in die Hintergründe für den Gewaltexzess, der sich am 1. Januarabend 2024 in einem Künzeller Ortsteil ereignete, bringen aber die Chatverläufe zwischen den Eheleuten, die am Dienstag vor Gericht verlesen wurden.

Streit um die Verwendung von Weichspüler


Hinter der Fassade des großen Einfamilienhauses, dessen Außenbereich von neun Kameras überwacht wird, haben sich demnach schreckliche und erniedrigende Szenen abgespielt. Wie aus der Handykonversation hervorgeht, wollte sich die Frau wohl schon längere Zeit trennen und ersuchte ihren Mann vergeblich um eine einvernehmliche Scheidung. Während sich der Mann öfter für eigenes Fehlverhalten entschuldigte und ihr seine Liebe beteuerte, beschimpfte und beleidigte ihn seine Frau immer häufiger und zunehmend ausfallend. Der Streit entzündete sich dem Chatverlauf zufolge zum Beispiel an der Tatsache, dass er einen von ihr selbstgemachten Likör weggeschüttet hatte, wofür er sich wortreich entschuldigt und verspricht, selber neuen herzustellen ("Ich kaufe morgen Biozitronen ...). Auch die von ihr missbilligte Verwendung von Weichspüler in der Waschmaschine führte zu üblen Beschimpfungen: "Ich könnte dich umbringen, du Hohlbratze!" Vorwürfe, er krieche seinem Chef in den Arsch ("Du Hämorrhoidenzäpfchen"), er sei charakterlos, wechseln mit Klagen darüber, dass er sie und ihre Bedürfnisse nicht sehe und ignoriere. Ihn zu heiraten sei der größte Fehler ihres Lebens gewesen, sie hasse ihn. "Ich bereue täglich, dich nicht sofort nach der Geburt (des gemeinsamen Sohnes) verlassen zu haben", schreibt sie und beklagt, von ihm abhängig zu sein, was angesichts ihres gutbezahlten Berufsstands nicht plausibel erscheint. Nach einer heftigen Auseinandersetzung schreibt sie: "Jetzt habe ich genug für eine Härtefallscheidung!"

Morddrohungen vom Ehemann

Doch auch der Mann trug mehr als ausreichend zu der Eskalation des Ehekonflikts bei. Er hatte laut Chatverlauf im Vorfeld eine verschlossene Tür eingetreten und muss auch bereits vor dem Tattag seine Hand gegen seine Frau erhoben haben. Offenbar gab es auch finanzielle Schwierigkeiten, denn die Frau erklärt in einem ebenfalls auf dem Handy des Mannes sichergestellten Video, sie werde keine Überweisungen mehr tätigen, von ihr aus könne der Gerichtsvollzieher alles abholen. Ebenfalls ist in einem Video zu sehen, wie die Frau seine Unterwäsche mit der Schere zerschneidet und sagt: "Hätte ich sie etwa aufheben sollen wie deine Mutti?" Sie wirft ihm auch vor, dass er gedroht habe, erst sie, dann den gemeinsamen Sohn umzubringen.

Die mit den Ermittlungen beauftragte Polizeihauptkommissarin berichtete auch, dass der Angeklagte nach seiner Festnahme angegeben habe, am Tatabend 1,5 Liter Rotwein getrunken und ein Herzmedikament genommen zu haben. Nachdem er sich in seinem Schlafzimmer ins Bett gelegt habe, sei seine Frau hereingekommen und habe ihm erneut Vorwürfe gemacht. Nachdem er ihr mit einem schweren Föhn und einem Hammer auf den Kopf geschlagen hatte und sie blutend zu Boden gegangen war, hatte der Sohn den Vater mit einer Schreckschusspistole bedroht und vergeblich versucht, ihn in einem Raum einzusperren. Doch der 52-Jährige ließ sich anschließend von der Polizei widerstandslos festnehmen.

Am folgenden Verhandlungstag sollen die beiden Rettungssanitäter, die die Frau erstversorgt hatten und der Arzt im Klinikum als Zeugen aussagen. (ci)+++

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