"Ich habe nicht richtig nachgedacht!"
Angeklagter Priester: "Habe immer Schwierigkeiten mit dem Zölibat gehabt!"
Fotos: Henrik Schmitt
25.09.2024 / FULDA -
Der Angeklagte zeigte sich vor Gericht bereit, über seine Person und die Beweggründe seiner Taten Auskunft zu geben. Er ließ seinen Anwalt eine von ihm aufgesetzte Erklärung verlesen, nachdem er zunächst darüber geklagt hatte, dass man seinen vollständigen Namen leicht im Internet finden könne. Er sei in einem kleinen Dorf mit drei jüngeren Schwestern in einem katholisch geprägten Umfeld aufgewachsen. Den Glauben habe er immer als wohltuend und sinnstiftend erlebt. Schon früh wurde er Messdiener, bildete später selbst Messdiener aus und leitete einen Chor. Nachdem er seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr abgeleistet habe, machte er eine dreijährige Ausbildung zum Elektroniker, obwohl er schon damals eigentlich Priester werden wollte. "Doch ich hatte Schwierigkeiten mit dem Zölibat, weil ich mich immer zu Frauen hingezogen fühlte." Als er ins Priesterseminar eintrat, habe er eine Freundin gehabt und die Beziehung mit ihr auch während seines Studiums fortgesetzt. Selbst, nachdem er im Fuldaer Dom zum Priester geweiht worden war und schließlich die Pfarrstelle in Kalbach übernommen hatte, habe er sich an seinem freien Tag weiter mit seiner Freundin getroffen.
Den Ausschlag für seine erste Internetrecherche nach einschlägigen kinderpornografischen Inhalten habe ein Beichtgespräch gegeben, bei dem der später aufgesuchte Chatroom erwähnt worden sei. Vor allem während der Corona-Pandemie sei er in seiner Pfarrei mit Verwaltungsaufgaben überlastet gewesen und habe sich von seinen Vorgesetzten nicht wertgeschätzt, isoliert und gelangweilt gefühlt. "Ich war müde und ausgebrannt und habe versucht, mich auf diese Weise abzulenken", gestand er vor Gericht. Zu seiner Schande müsse er sagen, dass er wenig über die Konsequenzen seines Tuns nachgedacht habe. Es tue ihm aufrichtig leid, dass er Leid über die betroffenen Kinder und Jugendlichen gebracht habe.
Nach seiner Suspendierung habe er ein selbstfinanzierte Therapie begonnen. Seine Familie habe sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe von ihm abgewandt. In seinem Beruf als Elektroniker habe er den Anschluss verloren. "Ich weiß nicht, was ich jetzt mit meinem Leben anfangen soll", ließ der Angeklagte verlesen.
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