Ärztemangel im Südkreis spitzt sich zu

Nach Dr. Esmaty: Auch "MonteCaliDoc" Dr. Stephan von Keitz plant Ruhestand

Zum Ende von 2024 ist auch in dieser Praxis Schluss in Neuhof.
Fotos: Praxis Dr. med. Stephan von Keitz

19.01.2024 / NEUHOF - Nun also doch: Der 64-jährige Dr. Stephan von Keitz geht zum Jahresende in den Ruhestand. Nach Dr. Aman Esmaty ist die Praxis vom"MonteKaliDoc" gleich die zweite in Neuhof, die innerhalb weniger Wochen ihre endgültige Schließung verkündet. Damit spitzt sich die Ärztesituation im Südkreis weiter zu, denn auch hier ist die Nachfolge ungeklärt. Schon vorher war die ärztliche Versorgungssituation für Bürgermeister Heiko Stolz (CDU) schwierig. "Dadurch verlieren wir mittelfristig zwei Allgemeinmediziner, das ist ein großes Problem", so der Verwaltungschef gegenüber OSTHESSEN|NEWS.



Für Dr. Stephan von Keitz ist die fehlende Nachfolge keine Überraschung. Bereits 2018 hatte es zwar Interessenten für eine Einzel- oder Gemeinschaftsübernahme der Praxen in Neuhof gegeben. Inzwischen wurden diese allerdings anderweitig fündig. "Trotz hoher Ausbildungsrate ist es schwierig, neues ärztliches Personal für uns zu finden. Das Interesse ist sehr gering. Einzelpraxen nehmen immer mehr ab", erklärt er. Eine Einzelnachfolge erscheint ihm daher sehr unwahrscheinlich. "Vielleicht kann es kommunal als MVZ wie das Hausarztzentrum in Eiterfeld weitergeführt werden". Doch selbst eine Gemeinschaftspraxis oder ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) stünde vor neuen Problemen. "Es steht und fällt alles mit dem ärztlichen und medizinischen Fachpersonal. Da mangelt es an jeder Ecke. Die Bereitschaft, selbstständig zu sein und sich zusätzlich noch verwaltungstechnisch zu engagieren, ist deutlich gesunken. Die Kommunen und Gemeinden müssen hier, sofern es doch Interessenten geben sollte, Zugeständnisse machen. Das Angebot muss attraktiv sein." 

"Der Generationsschwund ist überall bemerkbar"

Seiner Ansicht nach ist es ein Problem, das längst nicht nur Neuhof betrifft. "In Eichenzell hört jetzt zu Ostern ebenfalls ein Kollege auf. In Flieden sowie in Kalbach werden mit Sicherheit in einigen Jahren auch einige Kollegen in den Ruhestand gehen. Der Generationsschwund ist überall bemerkbar", betont er. Dass seine Patienten angesichts dieser Situation sehr beunruhigt sind, versteht er gut. "Hier im Südkreis ist keine Praxis bereit, andere Patienten zu übernehmen. Selbst Hinzugezogene haben es nicht leicht, einen Hausarzt zu finden. Ich selbst habe schon Anfragen aus Hosenfeld oder Schlüchtern gehabt. Auch die Altersheimbewohner, die Dr. Esmaty und ich betreuen, müssen weiterhin versorgt werden. Das ist ein großes Problem." Rund 1.500 Behandlungen verzeichneten Dr. von Keitz und Dr. Esmaty jeweils pro Quartal - diese Patienten müssen sich nun eine neue ärztliche Versorgung suchen. Seine Mitarbeiter warten derweil ab, wie sich die Situation entwickelt. Doch würden sie "ohne Probleme anderweitig Stellen finden" fügt er hinzu. 

Damit wird umso deutlicher, wie sehr sich der Fachkräftemangel auch in der Medizin auswirkt. Immer weniger junge Ärzte wollen aufs Land - es fehle an Attraktivität, so der Bürgermeister. Mit Dr. Ebtisam Mudher bleibt damit nach jetzigem Stand lediglich eine Praxis bestehen, genauso wie drei Zahnarztpraxen und ein Gynäkologe. Viel zu wenig, wie Stolz mit Nachdruck betont. "Wir benötigen mindestens drei allgemeinmedizinische Praxen in unserer Gemeinde. Wir versuchen mit Hochdruck bis zum Sommer eine Lösung zu finden. In welcher Form ist uns als Gemeinde letztendlich egal, Hauptsache wir haben eine Nachfolge und die ärztliche Versorgung ist gewährleistet." (ms) +++

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