Impressionen von Moritz Bindewald
Eröffnungsgottesdienst im Dom - Bischof Bätzing: "Stehen im Epochenwandel"
Fotos: Moritz Bindewald
23.09.2025 / FULDA -
"Liebe Geschwister im Glauben!", grüßte am Montagabend Bischof Dr. Georg Bätzing sowohl die versammelten Bischöfe, als auch ihre anvertrauten "Schafe" im Fuldaer Dom. In seiner Predigt befasste sich der Bischof mit den großen Themen unserer Zeit: Krieg, rechte Spalter, wie auch dem Zusammenhalt.
Aktuell tagt die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Bereits am Montagnachmittag hatte Bätzing als deren Vorsitzender sich an die Presse gewandt - mit klaren Worten: "Der Aggressor muss die Waffen niederlegen", forderte der Bischof mit Blick auf den andauernden Krieg in der Ukraine.
"Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie entfaltet oft eigentümliche Spiegelungen"
Wie sehr die Geschichtstheologie Israels bis heute nachwirke, "das zeigte mir die Bezugnahme des israelischen Ministerpräsidenten auf die Befreiung durch den Perserkönig in einem Interview während des zwölftägigen Krieges gegen den Iran im Juni. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie entfaltet oft eigentümliche Spiegelungen". Die Einsicht, dass "unser Herr" viele Möglichkeiten hat, seiner Kirche von außen und von unerwarteter Seite beizuspringen, um sie zu erneuern und zur Entfaltung ihrer besten Kräfte zu animieren, damit sie demütig und bescheiden mit anderen zum Wohl der Menschen und zum Aufbau des Reiches Gottes kooperiert, diese Erkenntnis hat sich in der Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil geistvoll in Erinnerung gebracht, meint der Bischof
Bätzing fordert Zurückweisung neointegralistischer Versuche aus rechtskonservativen Kreisen
"Gott nimmt auch andere in seinen Dienst. Wir sind nicht die einzigen Akteure zugunsten der Leidenschaft Gottes für die Welt. 'Der Wind weht, wo er will', sagt der Herr, 'du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist'", rezitiert Bätzing (Joh 3,8) und knüpft an: "Für mich ergeben sich daraus praktische Konsequenzen: Zum einen braucht es eine deutliche Zurückweisung jener merkwürdigen neointegralistischen Versuche, die in rechtskonservativen Kreisen an den Rändern der Kirche ersponnen werden – vermutlich aus purem Unwillen oder Unfähigkeit heraus, sich mit den gesellschaftlichen Entwicklungen einer säkularen Welt und weltanschaulich neutralen Staaten in einen konstruktiven Dialog zu begeben".Bedeutsamer sei für ihn die konstruktive Konsequenz: "Paul Zulehner hat neulich darauf hingewiesen. Wir stehen als Kirche mitten in einem Epochenwandel, wie es ihn vergleichbar womöglich seit der konstantinischen Wende nicht mehr gegeben hat. Nicht nur die säkulare Welt in ihrer Pluriformität vollzieht mehr und mehr einen Wandel von Monokulturen in kulturelle Vielfalt hinein. Das betrifft auch die katholische Kirche – was anders ja auch ihrem Wesen entspricht als weltweite Einheit in kultureller Vielfalt".
Er fuhr fort: "Und da wir es nicht allein schaffen können und müssen – wie es in den vergangenen Zeiten christentümlicher Milieus erdacht wurde, suchen wir doch nach guten Nachbarn, nach Menschen guten Willens, die uns einladen, mit ihnen zusammenzuwirken". Viel zu oft lasse sich die kirchliche Gemeinschaft von den Unglückspropheten und ihrer Sicht auf die Welt anstecken und in starre Abwehrhaltung versetzen.
Krieg, Migration, Klimanotstand und Künstliche Intelligenz
"Ich möchte auf die Suche nach Kooperationen der Hoffnung gehen, mit denen wir die Saat des Reiches Gottes gemeinsam ausbringen – vor allem in den großen Herausforderungen Krieg, Migration, Klimanotstand und Künstliche Intelligenz, die Papst Leo XIV. für unsere Zeit identifiziert hat. Womöglich wohnen solche Nachbarn näher als wir denken. Gott nimmt auch andere in den Dienst. 'Unser gemeinsamer Weg', so hat es Papst Leo vor Vertretern der Ökumene und der Weltreligionen gesagt, 'kann und muss auch in einem weiten Sinne verstanden werden, der alle einbezieht, im Sinne der Geschwisterlichkeit aller Menschen. Heute ist Zeit für den Dialog und den Bau von Brücken.' Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung vertrauen unterwegs auf diese Haltung", appellierte Bätzing abschließend. (mmb/pm) +++
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