"Bauregeln für Zukunftsmut"
Eucharistiefeier mit dem Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz
Alle Fotos: Martin Engel
23.09.2025 / FULDA -
Bei der Eucharistiefeier in der Michaelskirche zu Fulda im Rahmen Herbst-Vollversammlung hat Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz am Dienstagmorgen seine Predigt unter der Überschrift "Bauregeln für Zukunftsmut" gehalten. Wir veröffentlichen seinen Predigttext hier im Wortlaut:
"Der italienische Stararchitekt Renzo Piano war es, der um die Jahrtausendwende die monumentale Basilika über dem Grab von Pater Pio in den Hügeln von S. Giovanni Rotondo in Apulien errichtete. Dieser Bau hat viel Bewunderung hervorgerufen: Großzügigkeit, Weite, ein muschelförmiger Zentralbau mit weit ausladendem Dach, eine gezielte Lichtführung. Ein Meisterwerk moderner Sakralarchitektur. Und zugleich ist dieser Bau ein Stein des Anstoßes für manchen: zu kühl, zu rational, eine Architektur, die zur Bewunderung einlädt, aber nicht zur inneren Einkehr. Das passe nicht zu P. Pio, so die Überzeugung.
Ja, Kirche wird in unsrer Gesellschaft weiterhin kleiner und unbedeutender werden. Ja, es gilt, sehr sorgfältig und verantwortungsbewusst dieses vorerst unausweichliche "Weniger" zu gestalten und nicht mit dem Baubagger mutwillig einzureißen. Wir brauchen echten Mut, konkret ab-, um- und neu zu bauen. Das aber wird uns nur gelingen, wenn wir eine echte Vision davon haben, was dadurch künftig "mehr" sein wird:
Wirklich mehr Nähe zu den Menschen und ihren konkreten Lebensfragen?
Wirklich mehr Spiritualität als Statistik?
Wirklich mehr Tiefe und Zeugnis unsrer Christusbeziehung als Organisation und Funktion?
Wirklich mehr Vielfalt?
Wirklich mehr Profil?
Was hier nur fast floskelhaft angedeutet wird, kann Leitfrage sein im konkreten Entwickeln vor Ort. Leitend ist nicht die Frage "Wie entwickeln wir das ‚Weniger‘?", sondern: "Wie können wir wachsen?" Es braucht den Mut, in neuer, anderer Weise wachsen zu wollen. Es gibt von Heinrich Spaemann einen prägnanten Satz, der nicht nur für unseren persönlichen geistlichen Weg entscheidend ist, sondern auch für unseren gemeinsamen Weg als Volk Gottes. Spaemann sagt: "Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt. Und wir kommen, wohin wir schauen." Und wohin schauen wir? Mich leitet der Psalm 127, der überschrieben ist mit dem Titel: Vom Mühen des Menschen und der Segen Gottes. Und der Auftakt des Psalms ist klar: "Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut." Was wir im Auge haben, dahinein werden wir verwandelt." (pm/ci)+++
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