Abschluss der Bischofskonferenz

Bischöfe finden klare Worte: Antisemitismus eine "Schande für unser Land"

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing
Alle Fotos: Martin Engel

26.09.2025 / FULDA - Die traditionelle Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda ging am Donnerstag zu Ende. Die 58 Mitglieder unter Leitung des Vorsitzenden, Bischof Dr. Georg Bätzing, diskutierten seit Montag unter anderem über den Mitgliederschwund in der katholischen Kirche, die Aufarbeitung des Missbrauchs in der katholischen Kirche, den Umgang mit dem Nahen Osten und den Umgang mit den verfolgten Sinti und Roma während der NS-Zeit.



Zu ihrer Vollversammlung, dem obersten Gremium der Deutschen Bischofskonferenz, treffen sich alle katholischen Orts- und Weihbischöfe in Deutschland zweimal im Jahr - im Frühjahr und im Herbst. Bei der Abschlusspressekonferenz im Dompfarrzentrum war das mediale Interesse wie gewohnt hoch.

Zu Beginn der Pressekonferenz macht Bischof Dr. Georg Bätzing deutlich: "Es waren arbeitsreiche Tage". Die wichtigsten Ergebnisse gab es zu den Themen Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche, den Wehrdienst und Freiwilligendienste und die Situation im Nahen Osten. Zu letzterem haben die Bischöfe deutliche Worte gefunden.

"Friede für Israel und Palästina"

"Die aktuelle Lage im Heiligen Land erschüttert Menschen auf der ganzen Welt, auch uns, die katholischen Bischöfe in Deutschland. Wir wissen: Wenn Terror und Krieg dem friedlichen Ausgleich zwischen den Völkern keinen Raum mehr geben, wenn Menschen elementare Rechte verweigert werden, dann ist das Wort der Kirche gefordert. Es gehört dabei zu unserer besonderen Verantwortung als Deutsche, der Solidarität mit dem jüdischen Volk, auch mit dem Staat Israel, eine herausgehobene Bedeutung beizumessen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Bischöfe.

Und weiter machen sie deutlich: "Wir rufen die Verantwortlichen in unserem Land und in der internationalen Gemeinschaft auf, alles zu tun, um das Blutvergießen zu beenden und die Grundlagen für ein friedliches Miteinander im Heiligen Land zu schaffen." Der Angriff der Hamas am 7. Oktober sei nicht nur ein Akt des Terrors, sondern auch ein Anschlag auf das Leben und die Würde des jüdischen Volkes und das Existenzrecht des Staates Israel. "Die Hamas, die sich der Auslöschung Israels und der Tötung jüdischen Lebens verschrieben hat, setzte an diesem Tag ihre menschenverachtende Ideologie in beispielloser Weise in die Tat um. Für die Menschen in Israel und alle Jüdinnen und Juden markiert dieser Tag die schlimmste Katastrophe in der jüngeren Geschichte", so die Bischöfe weiter.

Antisemitismus: "Eine Schande für unser Land"

Sie betonen dabei aber auch: "Das Recht Israels auf Selbstverteidigung steht außer Frage. Aber es ist nicht schrankenlos, sondern unterliegt den limitierenden Vorgaben des Völkerrechts." Auch der Antisemitismus habe erheblich zugenommen. "Jüdinnen und Juden werden dabei pauschal für die Politik der israelischen Regierung verantwortlich gemacht. Aus Sicht der Kirche steht fest: Antisemitismus und Judenhass sind in jeglicher Form und in jedem Kontext strikt zu verurteilen. Dass auch in Deutschland die Feindschaft gegen Juden wächst und oft dreist zutage tritt, ist eine Schande für unser Land. Kirchen und Christen dürfen sich niemals damit abfinden", heißt es vonseiten der Bischöfe. Und sie machen dazu abschließend deutlich: "Gemeinsam mit Papst Leo XIV. rufen wir zu einem sofortigen Ende der Gewalt im Heiligen Land auf."

Wehrpflicht: "Freiwilligkeit geht vor Pflicht"

Ein weiteres Thema, mit dem sich die Bischöfe in ihrer Versammlung auseinandersetzen, war der Wehrdienst und die Freiwilligendienste. Demnach halte man die "Stärkung der Verteidigungsfähigkeit sowie der gesellschaftlichen Resilienz für notwendig." Und weiter heißt es: "Allerdings sehen die Bischöfe die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht zum jetzigen Zeitpunkt skeptisch. Denn eine Wehrpflicht stellt ganz erhebliche Eingriffe in die Freiheitsrechte der Betroffenen dar und sollte deshalb nur eingeführt werden, wenn die Bemühungen um die freiwillige Rekrutierung keinen hinlänglichen Erfolg zeigen. Grundsätzlich gilt: Freiwilligkeit geht vor Pflicht." Die Bischöfe halten es deshalb für richtig, verstärkt um Freiwillige zu werben, um die erforderliche Personalstärke herzustellen." Eine ausführliche Erklärung dazu soll in den nächsten Tagen folgen.

Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch

Auch die Aufklärung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche stand wieder auf der Agenda der Bischöfe. "Die Arbeit geht weiter und ich bin dankbar, dass die Gremien – vom Betroffenenbeirat über den Sachverständigenrat bis hin zur bischöflichen Fachgruppe – intensiv arbeiten", erklärt Bätzing. Seit dem Start der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA), am 1. Januar 2021, beliefen sich die Anerkennungsleistungen bis Ende 2024 auf insgesamt 76.665.300 Euro. Mit 3.340 Entscheidungen (Stand 31. Dezember 2024) seien rund 77 Prozent aller Anträge entschieden.

Bei den Erwägungen zum Schwangerschaftsabbruch gibt es hingegen keine neue Orientierung. "Unsere Haltung ist bestimmt von der Bedeutung, dem Schutz des menschlichen Lebens von seinem Beginn bis zum natürlichen Tod den angemessenen Platz einzuräumen", heißt es. Ein Abbruch der Schwangerschaft sei kein geeignetes Handeln", sind sich die Bischöfe einig.

Die nächste Vollversammlung der Bischöfe wird im Frühjahr in Würzburg stattfinden. (Moritz Pappert) +++

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