HPV: Impfung gegen Krebs

Informationskampagne an Fuldaer Grundschulen wird 2024 fortgesetzt

HP-Viren können Veränderungen der Haut im gesamten Genitalbereich, aber auch im Mund- und Rachenraum verursachen – und verschiedene Krebserkrankungen. Die Impfung schützt vor beidem, und zwar Mädchen UND Jungen.
Foto (1): Bermix Studio

10.10.2024 / ANZEIGE - Alljährlich am 4. März macht der Welt-HPV-Tag auf einen wichtigen Umstand aufmerksam: Gegen Krebs kann man impfen. Jetzt im Herbst machen Ärzte und Ärztinnen im Rahmen einer besonderen Informationskampagne an Schulen auf die HPV-Impfung aufmerksam.

Die Info-Kampagne wurde bereits 2018 vom Förderverein für die Krebsberatung in Fulda ins Leben gerufen und 2019 fortgesetzt. 2020 musste die Kampagne Corona-bedingt unterbrochen werden, obwohl 34 Schulen Informationsbedarf angemeldet hatten. Sie wurde 2023 mit 13 Elternabenden, die zentral für die jeweils umliegenden Schulen stattfanden, für die Eltern von Viertklässlern und Viertklässlerinnen wieder aufgenommen. Kooperationspartner und aktive Unterstützer sind das Staatliche Schulamt Fulda, das Gesundheitsnetz Osthessen und das Kreisgesundheitsamt – auch 2024 wieder. Die Impfquote liegt in Deutschland bei 40 Prozent (Mädchen 54 Prozent, Jungen 27 Prozent unter den 15-Jährigen) und damit deutlich unter dem von der WHO angestrebten Ziel von 90 Prozent – Experten machen vor allem fehlendes Wissen dafür verantwortlich. OSTHESSEN|NEWS unterstützt die Info-Kampagne und stellt die enorme Reichweite des regional führenden Nachrichtenportals zur Verfügung, um möglichst viele Menschen zu erreichen und auf die Informationsveranstaltungen und Termine aufmerksam zu machen.

Zahlen, Daten Fakten: 90 Prozent der Menschen mit HP-Viren infiziert

Aktuell sind mehr als 200 HPV-Typen, also Viren der Art Human Papillom, bekannt. Die Viren kommen im gesamten Genitalbereich vor und werden über Hautkontakt übertragen. Für eine Ansteckung ist also nicht zwangsläufig Geschlechtsverkehr nötig – auch Hände übertragen Viren! Wissenswert:


6.250 Frauen und 1.600 Männer erkranken in Deutschland jährlich an Krebs. Wegen HPV.

Um die Anzahl der Erkrankungen für die verschiedenen Formen von Krebs in einen Zusammenhang mit Infektionen zu setzen und die Sterblichkeit zu ermitteln, erhebt das Zentrum für Krebsregisterdaten jährlich die relevanten Daten. Die Auswertung ist aufwändig, daher beziehen sich die neuesten, 2023 veröffentlichten Zahlen auf das Jahr 2020 (Quelle: Robert Koch-Institut & Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V., 2023):


Infektionen mit HP-Viren sind häufig, 90 Prozent der Menschen stecken sich ein oder mehrmals im Leben an. Die meisten bemerken nichts davon. Eine HPV-Infektion mit einem der sogenannten Hochrisiko-Typen kann aber auch zu einer Krebsvorstufe führen, die sich über einen Zeitraum von vielen Jahren zu Krebs am Gebärmutterhals, am Anus, seltener an den Schamlippen, am Penis oder im Mund- und Rachenbereich entwickelt.

Einzelne Hautschüppchen oder wenig Körperflüssigkeit reichen aus, um die Viren zu übertragen. Seit nunmehr 17 Jahren gibt es Impfstoffe gegen HP-Viren. Die Impfstoffe sind sicher und wirksam, sie schützen zu fast 100 Prozent vor einer Infektion mit den im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen. Im Impfstoff sind keine aktiven Viren enthalten, sondern lediglich leere Virenhülsen. Der aktuell am häufigsten genutzte Impfstoff Gardasil enthält neun HPV-Typen, darunter die Hochrisiko-Typen 16 und 18, 31, 33, 45 und 52. Auch zwei Niedrigrisiko-Typen, die Genitalwarzen auslösen können, sind enthalten.

Impfung nachweislich guter Schutz

In Schweden wurde beispielsweise anhand der Daten von 1,5 Millionen Mädchen und Frauen zwischen 10 und 30 Jahren herausgefunden, dass Mädchen, die im Alter von 17 Jahren bereits einen vollständigen HPV-Impfschutz erhalten hatten, ein um 88 Prozent niedrigeres Risiko für eine Gebärmutterhalskrebs-Erkrankung hatten. Die im Januar 2024 veröffentlichte Studie der Public Health Scotland kommt zu einem ähnlich beeindruckenden Ergebnis. Beide Studien sind im Netz frei zugänglich unter https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1917338?query=TOC (Schweden) beziehungsweise https://academic.oup.com/jnci/advance-article-abstract/doi/10.1093/jnci/djad263/7577291?redirectedFrom=fulltext. Da die Impfung in Deutschland erst seit 2006 zugelassen ist, gibt es hierzulande noch keine aussagekräftigen Studien zu der Impfung in Bezug auf HPV-bedingte Tumore an Vagina, Vulva, Penis, Anus und Mund-Rachen-Raum. Denn diese Tumore brauchen 10 bis 30 Jahre, um sich zu entwickeln.

Impfung vor den ersten sexuellen Erfahrungen sinnvoll

HP-Viren sind nicht nur hochgradig ansteckend, sondern auch sehr weit verbreitet. Daher ist es sinnvoll, schon vor den ersten sexuellen Erfahrungen einen vollständigen Impfschutz aufzubauen. Dazu kommt, dass die Immunantwort im Kinder- und Jugendalter sehr viel besser ausfällt als bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die STIKO empfiehlt die HPV-Impfung deshalb für Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren, und zwar ausdrücklich für Jungen und Mädchen.

Wichtig zu wissen: Natürlich kann auch nach dem ersten Sexualkontakt noch geimpft werden, und das ist sogar sinnvoll. Selbst wenn man sich bereits mit einem HPV-Typ angesteckt hat, schützt die Impfung immer noch vor den anderen HPV-Typen und kann damit Leben retten und vor Krebserkrankungen schützen.


Bis zum Alter von 18 Jahren zahlen die gesetzlichen Krankenkassen die Impfungen, danach nur noch in Ausnahmefällen. Kinder unter 14 Jahre erhalten zwei Impfdosen im Abstand von wenigen Wochen/Monaten, bei Jugendlichen sind drei Impfdosen empfehlenswert. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten der Impfung auch über das 18. Lebensjahr hinaus im Rahmen der sogenannten Mehrleistungen. Das gilt für Mädchen und Jungen gleichermaßen. Für Selbstzahler und -zahlerinnen liegen die Kosten pro Impfdosis bei 160,00 Euro. Da bei Menschen über 15 Jahren drei Impfdosen für eine ausreichende Immunantwort nötig sind, belaufen sich die Gesamtkosten auf 480 Euro. Es empfiehlt sich immer, erst einmal in der behandelnden Praxis und bei der Krankenkasse nachzufragen, denn es gibt verschiedene Ausnahmeregeln, warum auch bei Erwachsenen die Kosten übernommen werden können.

Nebenwirkungen wie jede andere Impfung auch

Die aktuell gängigen HPV-Impfstoffe enthalten keine lebenden Erreger, können also keine HPV-Infektion auslösen. Nebenwirkungen kann es trotzdem geben – wie bei jeder Impfung.
Sehr häufig wird die Einstichstelle rot, schwillt leicht an und kann schmerzen. Kreislaufreaktionen wie Schwindel und Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und allgemeine Abgeschlagenheit treten häufig auf. Andere Nebenwirkungen sind derzeit nicht bekannt.
Geimpft wird in allgemeinmedizinischen Praxen (Hausarzt/-ärztin), bei Kinder- und Jugendärzten und -ärztinnen sowie in den gynäkologischen und urologischen Praxen.

Informationsabende: Termine vormerken!

Die Eltern von Viertklässlerinnen und Viertklässlern werden über ihre Grundschule zu einem Elterninformationsabend im Oktober/November eingeladen, bei dem im Vorfeld eine Ärztin/ein Arzt über die HPV-Impfung informieren wird.




Weitere Informationen zum Thema online unter:
https://www.liebesleben.de/fuer-alle/sexuell-uebertragbare-infektionen/hpv-feigwarzen/ (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
https://www.kbv.de/html/1150_68778.php (Kassenärztliche Bundesvereinigung)
https://www.bvf.de/aktuelles/fachliche-meldungen/artikel/welt-hpv-tag-impfquoten-sind-in-deutschland-sind-nach-wie-vor-niedrig/ (Bundesverband der Frauenärzte)
https://www.br.de/nachrichten/wissen/aktionen-an-schulen-fuer-mehr-hpv-impfungen-gegen-krebs,U8K93n8 (BR24, Mediathek)

Mehrsprachige Informationen zum Thema HPV und Impfung gibt es auf der Seite https://www.hpv-impfung-mehrsprachig.de/ +++

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