Die Festspiele sind eröffnet

Ein Abend für Solidarität, Freiheit und Frieden

Die bewegende Festrede der Ukrainerin Marina Schubarth.
Alle Fotos: Christopher Göbel

02.07.2022 / BAD HERSFELD - Zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft waren beim Festakt zur Eröffnung der 71. Bad Hersfelder Festspiele in der Stiftsruine zu Gast, darunter Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die hessische Ministerin für Bildung und Kunst, Angela Dorn, und Vadym Kostiuk, Generalkonsul der Ukraine in Frankfurt am Main.



"Wie gehe ich mit Menschen um, die aus fremden Ländern kommen? Wie geht eine Gesellschaft mit Menschen um, denen es gerade nicht so gut geht?", fragte Festspielintendant Joern Hinkel zu Beginn. Victor Hugo, der Schöpfer von "Notre-Dame" sei ein "Anwalt für diejenigen gewesen, die nicht in der Mitte der Gesellschaft stehen." Hinkel konstatierte: "Alle Menschen verdienen unsere Achtung und unseren Respekt." Esmeralda und Quasimodo aus dem Eröffnungsstück nannte Hinkel als Beispiele für diejenigen, die außerhalb der Gesellschaft stehen. "Die Glocke in unserem Stück ruft nach Freiheit, Gleichberechtigung, Solidarität und Frieden!"

Bürgermeister Thomas Fehling, der heute den Festakt zum zwölften und letzten Mal in dieser Funktion eröffnete, sagte: "Die Festspiele stellen einen kulturellen Leuchtturm dar, der in seinen nunmehr 71 Spielzeiten weit über unsere Stadtmauern hinaus leuchtet. Damit gelingt es unserer Stadt jedes Jahr eine Aufmerksamkeit zu produzieren, um die uns "normale" Städte -zum Teil ein gutes Stück größer als wir - sehr beneiden." Er dankte allen UnterstützerInnen der Festspiele und betonte: "Die Bad Hersfelder Festspiele müssen eine überregionale Bedeutung haben und ihren Spitzenplatz in der Theater-Bundesliga behaupten."

Marina Schubarth, gebürtige Ukrainerin und Leiterin des Dokumentartheaters Berlin, berichtete von Schicksalen und schlimmen Erlebnissen einzelner Menschen in der Ukraine. Davon, dass sie einigen von ihnen helfen konnte. "Putin will die Ukraine samt seiner Menschen und seiner Kultur auslöschen", so Schubarth. "Wir sind ein starkes Europa und müssen etwas tun, ehe es zu spät ist." Emotional und mit stehenden Ovationen wurde die Festrede der Ukrainerin aufgenommen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte: "Die Kunst hält der Gesellschaft den Spiegel vor." Sie werde gemeinsam mit dem heimischen Bundestagsabgeordneten Michael Roth weiter dafür einsetzen, dass die Bad Hersfelder Festspiele vom Bund gefördert werden. "Was gerade in der Welt passiert, treibt viele Menschen um. Aber es gibt viele Menschen, die helfen und die alles dafür tun, dass den Menschen in der Ukraine geholfen wird", so Faeser. Sie hoffe auf einen "Theaterabend, der zum Nachdenken anregt und dennoch unterhaltsam ist."

Die hessische Kunstministerin Angela Dorn rief ebenfalls zu einem Abend auf, "an dem wir solidarisch sein wollen." Ein freies und friedliches Europa sei das Ziel und das Theater sei ein Teil von Heimat und Identität. "Wir brauchen Kultur, um als Demokratie lebendig zu sein", sagte Dorn. Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein sprach per Videobotschaft zu den Gästen des Festaktes. "Kultur kann in einer Zeit der Umbrüche etwas Bleibendes schaffen", so Rhein, ehe er die Festspiele offiziell eröffnete.

Musikalisch gestalteten Maria Parkhomenko und Lana Woytkewitsch mit Bandura und Gesang, wobei das gesungene "Gebet für die Ukraine" besonders bewegte, sowie das "Paul Walke Trio" des Landesjugendjazzorchesters Hessen, bestehend aus Malte Wiest, Jan Portisch und Paul Walke, den Festakt mit. (Christopher Göbel)+++

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