Aus dem Landratsamt (4)

Mit Corona infiziert: Dr. Jens Mischak über Krankheitsverlauf und Home-Office

Dr. Jens Mischak, erster Kreisbeigeordnete des Vogelsbergkreises, hat die Corona-Erkrankung überstanden.
Foto: privat

22.01.2021 / REGION VB - Liebe Leserinnen und Leser, seit gut einer Woche bin ich wieder in meinem Büro in der Kreisverwaltung in Lauterbach anzutreffen. Die beiden vorangegangenen Wochen habe ich, einige von Ihnen werden es bereits wissen, aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus in häuslicher Quarantäne verbracht. Der Bitte von OSTHESSEN|NEWS zu schildern, wie ich den Verlauf der Infektion erlebt habe, komme ich sehr gerne nach.



Ich will vorwegschicken, dass man bei mir wohl eher von einem "milden Verlauf" sprechen würde, wenngleich es wesentlich über die Symptome einer einfachen Erkältung hinausging.

Angefangen hatte alles am 23. Dezember. Meine Lebensgefährtin klagte über leichte Erkältungssymptome, wie Schnupfen und Kopfschmerzen, worüber wir uns zunächst keine weiteren Gedanken machten. Es ist uns so gegangen wie vielen von den Bürgerinnen und Bürgern. Es ist Erkältungszeit und natürlich denkt man beim Auftreten von entsprechenden Symptomen auch an Covid, da die Nase aber ab Herbst immer mal läuft, nimmt man nicht gleich alles zum Anlass, um sich testen zu lassen.

26. Dezember 2020:

Die leichten Erkältungssymptome dauerten bei meiner Lebensgefährtin über Weihnachten bis zum 2. Weihnachtsfeiertag an - ein Schnelltest am 26.12.2020 fiel dann zu unserer eigenen Überraschung bei ihr positiv aus. Wir haben daraufhin sofort unser geplantes Weihnachtsessen mit den Kindern und weiteren drei Familienangehörigen abgesagt und uns in Quarantäne begeben. Zum Glück hatten wir in den Tagen zuvor nicht viele Kontakte und die, die wir nun darüber informieren mussten, dass sie sich als Kontaktpersonen 1. Grades ebenfalls in Quarantäne begeben müssen, reagierten verständnisvoll. Natürlich war es nicht unsere "Schuld", aber wir fühlten uns dennoch schlecht, weil wir anderen Menschen durch die Quarantäne Weihnachten und Silvester letzten Endes ebenfalls "vermiest" hatten. Gott sei Dank sahen die wenigen Kontaktpersonen dies anders. Ich konnte die Schilderung vieler Infizierter, die mich zuvor als Gesundheitsdezernent erreicht hatten, nachvollziehen, die ebenfalls davon sprachen, dass es für sie sehr unangenehm gewesen sei, anderen klar zu machen, dass sie – ohne selbst positiv getestet worden zu sein – ebenfalls in Quarantäne müssen.

Ab dem 26.12.2020 befanden wir uns nun also in Quarantäne und hatten sogleich beide für den 28.12.2020 einen Termin zum PCR-Test im Test-Center in Alsfeld erhalten, denn ein Schnelltest alleine reicht nach wie vor nicht aus, um sicher eine Corona-Infektion nachweisen zu können. Ich wusste allerdings schon aus den Dezember-Wochen, dass die Zuverlässigkeit der Schnelltests mittlerweile sehr gut war und insoweit die Wahrscheinlichkeit einer Bestätigung im PCR sehr hoch war. Ich selbst hatte zu diesem Zeitpunkt ja noch gar keinen positiven Befund.

28. Dezember 2020:

Wir beide bekamen einen Termin im Testcenter in Alsfeld, damit auch ich mich testen lassen konnte. Das Ergebnis: Der Test meiner Lebensgefährtin im PCR war ebenfalls positiv. Bei mir war das Testergebnis nicht auswertbar, sodass ich am nächsten Tag noch einmal zum Testen musste, wo sich dann allerdings ebenfalls ein positives Ergebnis herausstellte. Wir wurden bis zum 09. bzw. 12.01.2021 unter Quarantäne gestellt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch erste Symptome, leichten Husten und leichte Temperatur.

Wie war die Entwicklung und der Verlauf der Infektion?

Während meine Lebensgefährtin nach wie vor nur leichte Erkältungssymptome hatte, zeigte sich die Erkrankung bei mir in der Folge in völlig unterschiedlichen Symptomen. Ich bekam Fieber, was bei mir normalerweise nicht vorkommt, zwei Tage lang hatte ich zudem Schüttelfrost und sehr starke Hals- sowie Rückenschmerzen, wie ich sie zuvor im Zusammenhang mit einer Erkältung so noch nie erlebt hatte. Hinzu kamen außerdem verstopfte Nasennebenhöhlen.

Nach Silvester verlor ich schließlich meinen Geruchs- und Geschmackssinn, was besonders unangenehm war. Ich konnte mir das selbst aus den Schilderungen von Betroffenen zuvor eigentlich kaum vorstellen, dass man tatsächlich innerhalb kürzester Zeit nichts mehr schmecken und riechen kann. Ich testete dies dann auch im Selbstversuch mit Lakritz, wovon mir normalerweise schlecht wird. Ich schmeckte rein gar nichts. Es hätte genauso gut ein härteres Gummibärchen sein können. Dieser Zustand hielt Gott sei Dank nur für etwa eine Woche an. Ich weiß, dass viele andere Patienten davon wochen- und monatelang betroffen sind, sodass ich am Ende Glück hatte.

Wie war die Quarantänezeit?

In den ersten paar Tagen war das tatsächlich mal ganz entspannend und erholsam. Die Wochen vor Weihnachten, wie eigentlich das ganze Jahr 2020, waren sehr stressig und wie für alle Menschen auch belastend gewesen, Corona hat eben den Alltag bestimmt. Wir konnten in Ruhe lesen, Gesellschaftsspiele aus dem Schrank holen und auch mal einen Film anschauen. Glücklicherweise konnte ich dann ab Anfang Januar wieder von Zuhause aus im Home-Office arbeiten, sodass wir die Tage gut strukturieren konnten. Die Post kam zu mir, alles andere konnte ich über Video- oder Telefonkonferenzen erledigen. Das ist wirklich ein Vorteil, dass diese Techniken mittlerweile bei den allermeisten sehr gut funktionieren. Wirklich gefreut haben wir uns über viele Wünsche und Hilfsangebote für Besorgungen und Einkäufe. Das war echt toll.

Für uns am meisten belastend war der Umstand, dass wir in den zwei Wochen die Kinder nicht sehen konnten, die über Weihnachten bei den jeweils anderen Elternteilen waren und dort dann bleiben konnten, was für die Kinder gut war. Die Kinder waren an Heilig Abend bei uns gewesen, sodass sie auch unter Quarantäne standen, Gott sei Dank aber nicht infiziert wurden. Mit Videotelefonaten haben wir uns dann über Silvester und Neujahr regelmäßig getroffen. Mir ist dabei sehr deutlich geworden, dass die Infektion bzw. die Erkrankung alleine nicht das einzige Problem darstellen. Welche Auswirkungen dies für die Trennung von Familien und Freunden, ganz zu schweigen für die Bewohner in Alten- und Pflegeheimen, hat, wurde mir sehr klar. Insoweit verstehe ich alle, die bei den Einschränkungen, Schließungen und Verboten immer wieder auch auf die psycho-sozialen Folgen aufmerksam machen. Wir müssen das gut im Blick behalten.

Innerhalb der zwei Wochen in Quarantäne habe ich fast jeden Tag wieder neue oder andere Krankheitssymptome entwickelt, mal Husten, mal wieder der Hals, mal der Rücken. Das flößt einem schon Angst ein, da man ja nicht weiß, was am folgenden Tag passieren wird. Und eine Frage geistert noch im Kopf herum: Wird es jetzt noch schlimmer oder wieder besser? Letzten Endes kann man auch nicht viel machen, Ibuprofen, Paracetamol, Aspirin, Nasenspray, dann ist auch schon Schluss.

Nach 10/11 Tagen merkte ich dann aber schon eine wesentliche Besserung. Und der Tag des Endes der Quarantäne näherte sich. Meine Lebensgefährtin konnte schon ab Samstag, 09.01., "wieder raus", bei mir war es dann der 12.01.

Auch in der ersten Woche nach der Quarantäne fühlte ich mich noch immer nicht komplett fit, bin abends sehr schlapp und müde gewesen, was eher ungewöhnlich ist. Obwohl ich recht sportlich bin, hätte ich mir auch jetzt noch keinen großen Lauf zugetraut.

Bei einer ärztlichen Untersuchung Ende vergangener Woche waren Gott sei Dank alle Werte wieder in Ordnung.

Was ist das Fazit?

Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen: Bei dem Coronavirus handelte es sich bei mir nicht um eine normale Grippe oder eine Erkältung. Natürlich gibt es Menschen, die sich infiziert, aber keinerlei Symptome haben, aber es gibt eben auch Menschen, die an diesem gefährlichen Virus sterben. Zudem gibt es Menschen wie meine Lebensgefährtin und mich, die die Erkrankung mit leichter Symptomatik durchmachen, aber auch nichts sofort wieder zu 100 Prozent fit sind.

Ich bin weit davon entfernt, Panik zu machen, aber wir sollten das wirklich auch weiterhin nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich verstehe Menschen nicht, die nach wie vor meinen, dass das Ganze übertrieben sei. Diese Menschen sollen froh und glücklich sein, dass weder sie noch nahe Angehörige ernsthaft betroffen sind. Gemeinsam können wir jetzt froh darüber sein, dass ein Impfstoff bald für mehr Normalität sorgen wird.

Daher bitte ich Sie eindringlich: Halten Sie sich weiterhin an die Abstands- und Hygieneregeln und vermeiden Sie alle Kontakte, die nicht wirklich notwendig sind.

Bleiben Sie gesund!

Ihr

Jens Mischak

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