Aus dem Landratsamt (12)

Aufatmen in der Krise: Zahlen gehen zurück, Lage in Krankenhäusern stabil

Gute Nachrichten aus dem Vogelsbergkreis: Die Zahlen sind rückläufig, die Lage in den Krankenhäusern ist stabil.
Symbolbilder: O|N / Carina Jirsch

28.02.2022 / REGION VB - Das sind gute Neuigkeiten, die Vogelsbergs Vize-Landrat und Gesundheitsdezernent Dr. Jens Mischak im exklusiven Interview mit OSTHESSEN|NEWS verkündet: Die Corona-Lage im Vogelsberg geht in großen Schritten Richtung Normalität. Denn die Fallzahlen sind rückläufig - und die Lage in den Krankenhäusern ist, trotz Personalausfällen, stabil. 



Mehr zur Corona-Lage im Vogelsbergkreis lesen Sie im Interview mit Dr. Mischak:

Wie ist die allgemeine Corona-Lage aktuell im Vogelsberg?

"Wir beobachten zurzeit einen Rückgang der Infektionszahlen, was natürlich sehr erfreulich ist. In den vergangenen Wochen waren die Fallzahlen aufgrund der hochansteckenden Omikron-Variante auch bei uns im Vogelsbergkreis extrem hoch. Die Omikron-Welle hat aber nun offenbar ihren Scheitelpunkt überschritten. Deshalb werden jetzt nach und nach große Schritte in Richtung Normalität getätigt. Ich bin mir sicher, dass sich die meisten von uns den geplanten Lockerungen der Corona-Regeln entgegensehnen. Doch sollten wir nicht übermütig werden und auch weiterhin auf Maske, Abstand und Hygiene achten, damit das Gesundheitssystem nicht wieder an seine Grenzen gebracht wird. Ganz wichtig ist auch nach wie vor, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, um sich selbst und andere vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen. Ehrlich gesagt weiß doch niemand von uns, was in vier, fünf oder sechs Monaten sein wird. Wir werden weiterhin mit dem Virus leben müssen."

Wie ist die aktuelle Corona-Lage in den Vogelsberger Krankenhäusern und Intensivstationen?

"Zurzeit ist die Lage in den Krankenhäusern stabil, weil die Infektionszahlen allmählich wieder sinken. Das haben die Mitglieder des Corona-Krisenstabs des Versorgungsgebiets 2 der Krankenhäuser, hierzu zählen die Landkreise Fulda, Bad Hersfeld und Vogelsberg, in ihrer jüngsten Sitzung so geschildert. Wichtig ist allerdings, zu beachten, dass die Menschen, die aufgrund einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden müssen, sich im Schnitt bereits etwa zwei bis drei Wochen zuvor infiziert haben. Deshalb kann es einen zeitlichen Verzug geben, wodurch die Krankenhäuser, auch wenn die Fallzahlen im Allgemeinen zurückgehen, durchaus mehrere Patienten aufnehmen werden.

Im Kreiskrankenhaus Alsfeld befinden sich zwar zurzeit zehn Corona-Patienten auf der Normalstation, allerdings muss niemand auf der Intensivstation behandelt werden. Im KKA gibt es – wie andernorts auch – immer mal wieder Personalausfälle, aber aufgrund des gut organisierten Corona-Managements ist die Patientenversorgung davon nicht beeinträchtigt."

Positive PCR-Fälle werden seit Anfang Februar nicht mehr per Telefon kontaktiert, sondern per Brief. Wie lautet Ihre erste Bilanz? Wird es weiter so gehandhabt?

"Die Bilanz des Gesundheitsamtes ist insgesamt positiv. Aufgrund der schon recht lange andauernden Pandemie haben sich die Bürgerinnen und Bürger die Vorgaben bezüglich der Information rund um das Verhalten im Falle einer Erkrankung oder des Kontaktes zu einer infizierten Person zu eigen gemacht. Sie wissen dementsprechend häufig bereits, wie sie sich verhalten müssen. Die Briefe erhalten sie meist zwei Arbeitstage nach Eingang der Befunde beim Gesundheitsamt. Aktuell sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einem Niveau, das eine 1:1-Abarbeitung der Fälle ermöglicht, das heißt die Briefe taggleich mit dem Eintreffen der positiven Befunde raus.

Die Briefe des Gesundheitsamtes werden vor allem für den Arbeitgeber benötigt, falls dieser Leistungen nach § 56 Infektionsschutzgesetz (Entschädigung bei Verdienstausfall) beantragt.

Glücklicherweise sind die meisten Vogelsberger mittlerweile geimpft, sodass diese Kontaktpersonen sich nicht mehr absondern müssen, sondern nur noch selbstständig ,überwachen‘ sollten, ob sie sich ebenfalls angesteckt haben könnten."

Wie ist die Corona-Lage in den Vogelsberger Schulen? Sind immer noch Grundschulen besonders vom Virus betroffen?

"Die aktuelle Statistik zeigt ganz deutlich, dass Kinder zurzeit mehr als erwachsene Menschen vom Virus betroffen sind. Dies liegt in der unterschiedlichen Impfrate der einzelnen Gruppen. Man sollte jedoch beachten, dass Kinder – dies ist die Erfahrung des Gesundheitsamtes des Vogelsbergkreises – deutlich geringere Symptome haben als erwachsene und ältere Menschen. Nichtsdestotrotz können auch Kinder in Ausnahmefällen schwer erkranken (wie bei allen anderen Virus-Erkrankungen auch)."

Wie ist die Lage in den Vogelsberger Kitas? Wie viele Gruppen sind aktuell geschlossen?

"Aktuell ist laut Gesundheitsamt eine Kindertageseinrichtung im Kreis vollständig geschlossen."

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schulen und Kitas wieder kreisweit schließen müssen?

"Unter Berücksichtigung der aktuellen Vorgaben des Landes Hessen (seit dem 22.02.2022) haben sich einige Änderungen ergeben – sogar die Maskenpflicht am Platz wird wegfallen. Aufgrund der jetzt wärmeren Jahreszeit geht das Gesundheitsamt davon aus, dass die Infektionsraten rückläufig sein werden. Wir werden alles unternehmen, um Schließungen zu vermeiden. Zuerst werden alle anderen möglichen Maßnahmen in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt in Gießen und den Schulen genutzt."

Wie viele Impfungen werden im Vogelsbergkreis aktuell etwa täglich durchgeführt?

"Das Interesse an Corona-Schutzimpfungen insgesamt hat abgenommen, sodass durchschnittlich lediglich 79 Menschen im Impfzentrum geimpft werden."

Wann wird der Vogelsbergkreis mit dem Novavax-Impfstoff anfangen zu impfen?

"Geplant ist, dass der Impfstoff in der 8. Kalenderwoche vom Bund an das Land Hessen verschickt wird und wir in der 9. Kalenderwoche mit rund 1.700 Impfdosen beliefert werden. Wir wollen dann auch direkt in der 9. Kalenderwoche mit dem Impfen beginnen – ein Sonderimpftermin findet am 5. März statt. Voraussetzung ist natürlich, dass der Impfstoff, wie angekündigt, bis dahin eingetroffen ist."

Gibt es Neuigkeiten darüber, wie der Vogelsbergkreis und das Gesundheitsamt in Sachen einrichtungsbezogene Impfpflicht ab dem 16. März verfahren will?

"Bislang gibt es hierzu leider keine bundes- oder zumindest landeseinheitlichen Vorgaben, wie das Ganze umgesetzt werden soll. Das Land hat nun angekündigt, Mitte kommender Woche Vorgaben zu liefern, vom Bund kommt allerdings gar nichts. Ganz wichtig ist meiner Meinung nach ein unter den Landkreisen und Gesundheitsämtern abgestimmtes Vorgehen. Auch dazu stehen Gespräche im März an.

Wir benötigen definitiv mehr Personal im Gesundheitsamt, da jeder einzelne Fall über Beschäftigungs- und Betretungsverbote separat betrachtet werden muss. Und solch ein Vorgehen würde eine erhebliche Belastung bedeuten, die die Gesundheitsämter nicht zeitnah bewältigen können.

Außerdem befürchte ich große Auswirkungen auf die Versorgung im Vogelsbergkreis: Wir gehen davon aus, dass rund zehn Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen – und dort herrscht ja bereits jetzt eine angespannte Personalsituation vor – ungeimpft sind. Sollte es in letzter Konsequenz zu einer Welle von Kündigungen aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht kommen, wäre dies ein ernstes Problem. Das Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises hat in den vergangenen zwei Monaten schon pro aktiv mit den Altenheimeinrichtungen Kontakt aufgenommen und entsprechende Statistiken erhoben. Hier insbesondere, welche Einrichtungen eventuell durch die Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht in ihrem Personalstamm gefährdet sind." (ld) +++

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