Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs

Unfassbare Taten: Missbrauchsbericht im Bistum - Das steht auf den 319 Seiten

Der Abschlussbericht der Kommission wurde am Dienstag vorgestellt
Archivfotos: Erik Spiegel

19.06.2025 / FULDA - Der Missbrauchsbericht im Bistum Fulda, der am Dienstag vorgestellt wurde (wir berichteten), erschüttert die Region. Auf 319 Seiten sind die Ergebnisse der Kommission zur unabhängigen Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Fulda aufbereitet. Aber was steht genau drin? Wir haben ihn für Euch gelesen.


Zu Beginn geht es darin um die Hintergründe der Untersuchung und den theoretischen Rahmen. Es werden die Mitglieder der Kommission vorgestellt und deren Ziele und Aufgaben definiert. Auch das Bistum inklusive aller Bischöfe und Generalvikare seit 1945 im zeitlichen Verlauf werden aufgelistet. Nachdem die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Vorgehensweisen erklärt wurden, wird es ernst.

Für den ganzen Abschlussbericht gilt, dass die Inhalte dort zum Großteil anonymisiert beschrieben sind. Heißt: Weder Namen noch Orte gehen daraus hervor. Es folgen vier Gespräche mit Betroffenen - und schon die haben es in sich.

Missbrauch über mehrere Jahre

Es geht unter anderem um Missbrauch durch einen Pfarrer, der über Jahre andauerte (1973-1979). "Er war ab diesem Zeitpunkt, bis 1979, fast jede Nacht sexualisiert gegen mich gewalttätig. Das geschah überall und immer, auf Reisen, im Schlafzimmer, in der Wohnung." Eine weitere Betroffene berichtet von Missbrauch in den Jahren 1958-1963 durch einen Pater, der Steyler Missionar war. "Ich habe Küsse bekommen, als Belohnung für gut gelernte Inhalte, aber auch Umarmungen festerer Art. Es galt: Hand und Finger auf und in mir", heißt es dort unter anderem. Anschließend kommen Zeitzeugen in dem Bericht zu Wort.

Auch Pfarrgemeinden wurden durch die Kommission befragt. Mit eher enttäuschendem Erfolg. "Es haben sich 19 Pfarrgemeinden des Bistums Fulda an der Umfrage beteiligt. Von den Gemeinden, in denen sich erwiesenermaßen oder mutmaßlich sexuelle Gewalt ereignet hatte, hat sich eine an der Umfrage beteiligt. Zwei Gemeinden gaben an, dass kein Fall sexualisierter Gewalt bekannt sei, obwohl in der Statistik diese Gemeinden bzw. Vorgängergemeinden als Orte mit konkretem / gemutmaßtem Missbrauchsgeschehen aufgeführt sind", heißt es im Bericht.

Sexuelle Chats mit Jugendlichen

Im nächsten Kapitel werden 29 Fälle in kurzen Berichten dargestellt, welche die Unterschiedlichkeit des Missbrauchsgeschehens und die Reaktionen hierauf erkennbar werden lassen. Der jüngste Fall ist aus dem Jahr 2016. Hier geht es um einen sexuellen Missbrauch in einem Jugendraum durch einen Pfarrer. Ein anderer Fall zieht sich über 19 Jahre und liegt schon viele Jahre zurück. Insgesamt waren elf männliche und eine weibliche Person betroffen. Der beschuldigte Priester ist 2016 verstorben.

In einem weiteren Fall geht es um einen ehemaligen Kaplan einer Gemeinde. Chatverläufe mit Jugendlichen enthielten hier eindeutig sexuelle Inhalte. Ein anderer Fall thematisiert das Verhalten eines Priesters in den Jahren 1987 bis 1994 in zwei Kirchengemeinden. Im Juli 1995 verurteilte das Jugendschöffengericht in Kassel einen 48-jährigen Priester zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde. Das Gericht befand ihn des sexuellen Missbrauchs von Kindern in zehn Fällen, davon in sieben tateinheitlich des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen, wobei es in einem Fall beim Versuch blieb, schuldig. Betroffen von den Taten waren männliche Messdiener im Alter von 11 bis 13 Jahren. Die Taten fanden im Pfarrhaus, Sakristei, Jugendräumen, Zeltlager/Jugendherbergen und auf Jugendfreizeitfahrten statt.

Die Zusammenfassung der Kommission

Am Ende fasst die Kommission zusammen: "Beschuldigte Priester wurden als Missbrauchstäter etwa bis zur Jahrtausendwende von den Vorgesetzten des Bistums regelmäßig mit Nachsicht behandelt. Es wurde im Interesse des Täters und des Ansehens der Kirche versucht, das "Problem" möglichst unauffällig nach außen hin zu lösen, um dem weiteren Lebensweg des Priesters nicht zu schaden." Außerdem heißt es dort: "Priesteramtskandidaten wurden bisweilen zu Priestern geweiht, obwohl erhebliche Zweifel an ihrer Geeignetheit bestanden."

Den gesamten Abschlussbericht der Kommission können Sie hier nachlesen. (Moritz Pappert) +++

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