Wir haben ihn im Bundestag getroffen
Pierre Lamely (AfD): "Ich bezeichne mich als einen Mann der Mitte"
Fotos: Moritz Pappert/ Katharina Gepppert
17.06.2025 / BERLIN -
Über die Landesliste ist Pierre Lamely (AfD, Wahlkreis 173 Fulda) in den Bundestag eingezogen. Der 44-Jährige ist gelernter Handwerker. Hat laut eigenen Aussagen danach sein Hobby zum Beruf gemacht und war weltweit Berichterstatter im Bodybuildingsport. Er bezeichnet sich als einen "Mann der Mitte." Das sei mal mehr "mehr rechts und mal auch nicht." Wir haben ihn im Bundestag in Berlin zum Interview getroffen. Dort hat er sich mittlerweile "schon gut eingelebt."
Gespannt ist er auf die Zusammenarbeit der Regierung. "Ich hatte meine erste Rede zum Thema genetisch veränderte Lebensmittel. Da habe ich darauf hingewiesen, dass CDU und SPD in Brüssel gegensätzliche Standpunkte haben und jetzt in Berlin die Regierungsbank teilen. Ich glaube noch nicht, dass CDU und SPD bislang eine sichere Kanzler-Mehrheit haben. Wir werden im Laufe der Regierungszeit sehen, wie verlässlich und stabil diese Regierung ist. Da habe ich ein bisschen Zweifel", sagt der AfD-Politiker. "Dass diese Regierung jetzt schon so instabil ist, dass sie es noch nicht mal schaffen, im ersten Wahlgang ihren Bundeskanzler zu wählen, ist ein Novum in der Bundesrepublik. Es wird sich zeigen, wie daraus eine verlässliche Politik entstehen kann."
"Stehe voll und ganz hinter Alice Weidel"
Die AfD will auf die "Diskrepanzen hinweisen, dass hier zwei Parteien einen Vertrag geschlossen haben, die nicht zusammen passen." Die Partei wolle in der Opposition auch inhaltlich treiben, so Lamely. "Wir wollen der CDU den Spiegel vorhalten und sie dazu bringen, Farbe zu bekennen." Über seine Vorsitzende, Alice Weidel, sagt Lamely: "Sie hat einen intensiven Wahlkampf gehabt. Es war mit Sicherheit nicht einfach, Kanzlerkandidatin der AfD zu sein. Sie hat es geschafft, die AfD hinter sich zu vereinen." Der Fuldaer stehe "voll und ganz" hinter ihr.Für Lamely war der Wechsel nach Berlin keine große Umstellung. Zuvor war er parlamentarischer Assistent im EU-Parlament. "Rein von dem, was am Schreibtisch zu machen ist, ist es kein großer Unterschied. Anträge, kleine Anfragen, all das habe ich sechs Jahre lang gemacht. Nur, dass jetzt der Empfänger nicht die EU-Kommission, sondern die Bundesregierung ist", sagt der Politiker abschließend. (Moritz Pappert) +++
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