Harte und lange Debatte
46 Millionen-Defizit beim Haushalt: Kreistag stimmt knapp für Zahlenwerk
Fotos: Kevin Kunze
18.02.2025 / BAD HERSFELD -
Es war eine regelrechte Mammutsitzung am Montagnachmittag im Kreistagssitzungssaal des Bad Hersfelder Landratsamts. Fast vier Stunden tagte das Parlament vor allem über den Haushalt für das aktuelle Jahr. Das angepeilte Defizit von 46 Millionen Euro (O|N berichtete) - davon 40 Millionen Euro für das Klinikum - macht das Zahlenwerk wahrscheinlich nicht genehmigungsfähig, worin sich alle mehr oder weniger einig waren, doch beim Lösungsweg unterschieden sich die Ansätze recht deutlich. Der Haushalt wurde schlussendlich mehrheitlich verabschiedet - die problematische Finanzsituation des Landkreises bleibt weiterhin stark angespannt.
Schwarzer Peter wird auf andere geschoben
Haushaltslage ist dramatisch
Zwar bezeichnete Manfred Fehr (SPD) die Haushaltslage als "dramatisch" unterstrich aber die Bedeutung für eine Zustimmung des Haushaltes: "Wir wollen das kommunale Krankenhaus halten und auch in der Vergangenheit gab es bereits defizitäre Haushalte. Betrachtet man die anderen Kreise in Nordhessen und klammern wir die Zuwendungen für das Klinikum aus, stehen wir mit dem sechs Millionen-Defizit in der Region nicht schlecht da. Doch die gesamte Situation ist mehr als schwierig. Und die Bundes- und Landespolitik hat daran einen enormen Anteil. Wir wissen zwar, dass der Haushalt wahrscheinlich nicht genehmigungsfähig ist, dennoch gibt es keine besser Alternative, als dem Zahlenwerk zuzustimmen."Keine weitere Erhöhung der Kreisumlage
Als stellvertretender Sprecher der Bürgermeister trat dann Alexander Wirth (SPD) an das Rednerpult: "Die Lage ist schwierig, allerdings werden wir eine erneute Erhöhung der Kreisumlage nicht zustimmen. Inzwischen werden wir von vielen unserer Bürger beschimpft für die Erhöhungen, die sie tragen müssen." Zudem bat der Wildecker Rathauschef den Landrat, dem Regierungspräsidenten Mark Weinmeister auszurichten, "dass es mit den 20 Bürgermeistern keine Erhöhung der Kreisumlage geben wird."Bernd Böhle, FDP-Fraktionschef, begann sein Statement mit etwas Galgenhumor: "Und jährlich grüßt das Murmeltier." Zwar kündigte er an, dass sich seine Fraktion enthalten werde, erklärte aber dennoch: "Der eingeschlagene Weg muss fortgesetzt werden. In Wiesbaden muss die Landesregierung endlich wach werden, sonst geht das Thema immer so weiter." Der UBL-/Bürger-Herz-Fraktionsvorsitzende Tim Schneider unterstrich, dass bereits im vergangenen Jahr das Klinikum vom Kreistag gerettet wurde: "Bereits bei den letzten Haushaltsberatungen haben wir mit unserem Beschluss dem Klinikkonzern den Fortbestand gesichert. Allerdings ist bereits jetzt klar, dass die Schulden die Bürgerinnen und Bürger irgendwann mal tragen müssen."
Dann kam es endlich zur Abstimmung für das Haushaltssicherungskonzept für das aktuelle Jahr: Dabei stimmten 26 Abgeordnete für das Zahlenwerk, 19 Parlamentarier stimmten mit Nein und neun Mitglieder enthielten sich ihrer Stimme. Ein ähnliches Bild gab es auch beim Haushaltsplan inklusive des Stellenplans - lediglich eine Nein-Stimme gab es weniger und dafür eine Enthaltung mehr. Damit wurde beide Tagesordnungspunkte verabschiedet. Auch die Patronats- und Garantieerklärung gegenüber des Klinikums Bad Hersfeld wurde mehrheitlich angenommen.
Zum Hintergrund: Die Patronatserklärung ist der Sammelbegriff für nach Inhalt und Umfang nicht normierte schuldrechtliche Erklärungen im Gesellschaftsrecht, wonach ein Unternehmen oder eine kommunale Gebietskörperschaft dafür sorgen will, dass eine kreditnehmende Tochtergesellschaft ihre Kreditverpflichtungen erfülle. (Quelle: Wikipedia)
Nach einigen weiteren Anfragen, Anträgen und Resolutionen war nach 220 Minuten die Sitzung beendet. Wie es nun mit dem Haushalt weitergeht, entscheidet nun das Regierungspräsidium Kassel. Bleibt es bei der vorläufigen Haushaltsführung, wie seit dem Jahresbeginn oder folgt der Landkreis weiteren Empfehlungen des RP's, um das Defizit zu minimieren. Eine erneute Erhöhung der Kreisumlage haben die Bürgermeister des Landkreises bereits eine klare Absage erteilt - es bleibt spannend! (Kevin Kunze)+++
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