Er spielte mit Leben und Tod
Bestätigt: Falscher Notarzt in Osthessen aufgeflogen - Ermittlungen laufen
Foto: Adobe Stock / EKH-Pictures
11.10.2022 / REGION -
Wenn der Notarzt über die 112 gerufen wird, besteht Lebensgefahr. Für den Patienten und die Angehörigen sind das Ausnahmesituationen. Sie hoffen dann auf professionelle medizinische Hilfe. Anders war das kürzlich in Osthessen. Vier Wochen lang war eine männliche Person als Notarzt tätig, fuhr Tag und Nacht in den Blaulicht-Einsatz und behandelte Patienten. Jetzt flogen seine lebensgefährlichen Schwindeleien auf. Er hatte keine Qualifikation, spritzte wohl aber fleißig Medikamente. Ein Skandal, der den Rettungsdienst in der Region erschüttert.
Im Vogelsbergkreis und im Main-Kinzig-Kreis hatte der falsche Notarzt, der über die bundesweit agierende Notarztbörse kam, sein Unwesen getrieben. Das bestätigten die Pressestellen der beiden Landkreise gegenüber OSTHESSEN|NEWS. "Der Mann fuhr im Sommer in einem Zeitraum von vier Wochen 27 Einsätze im Vogelsbergkreis, außerdem war er in einem weiteren Kreis tätig", erklärt Sabine Galle-Schäfer am Montag. Und auch Frank Walzer, der Pressesprecher des Main-Kinzig-Kreises kann dies bestätigen: "Die Person ist umgehend nach Bekanntwerden des Betrugs aus dem Dienst genommen und angezeigt worden."
Laut eines Twitter-Posts von "Alltagimrettungsdienst" habe sich der Mann von einem Notfallsanitäter den Perfusor einstellen lassen - daraufhin sei er aufgeflogen. "Die beschriebene Situation fand nicht in unserem Kreis statt", erklärte der Vogelsbergkreis gegenüber O|N.
In Osthessen ist ein falscher Notarzt aufgeflogen. Der Rettungssanitäter gab sich als Notarzt aus und arbeitete in mehreren Landkreisen. Aufgeflogen ist er, weil er sich von einem Notfallsanitäter den Perfusor einstellen lassen musste.— Alltagimrettungs....?️? (@alltagimrettung) October 7, 2022
Hintergrund: Dann kommen Notärzte von der Börse zum Einsatz
Wenn ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) nicht besetzt werden kann (beispielsweise durch Krankheit eines Notarztes), versucht der Leistungserbringer, umgehend Ersatz zu organisieren. Im ersten Schritt werden die Notärzte angerufen, die auch sonst in diesem Bereich tätig sind, im zweiten Schritt werden alle Notärzte, die bei dem Leistungserbringer tätig sind, angesprochen. Erst wenn dies zu keinem Erfolg führt, wendet sich der Leistungserbringer an die Notarztbörse. Die Einbindung dieser Notarztbörse ist laut dem Vogelsbergkreis notwendigerweise ein übliches Verfahren."Die Notarztbörse garantiert, dass nur Notärzte vermittelt werden, deren Unterlagen dort geprüft wurden", erklärt der Landkreis auf Nachfrage. Darauf dürfe sich ein Leistungserbringer in der ersten Akutphase verlassen. Zugleich ist der Leistungserbringer jedoch verpflichtet, diese Unterlagen für den Auftraggeber, den Vogelsbergkreis, prüffähig vorzuhalten.
Anzeige erstattet
"Daher forderte der Leistungserbringer die Unterlagen von der Notarztbörse an. Dabei fiel dort auf, dass die Papiere des Mannes immer noch nicht vorlagen. Ein Anruf bei der ausstellenden Landesärztekammer ergab, dass Unterlagen auf diesen Namen nicht existieren. Dies wurde dem DRK-Rettungsdienst Mittelhessen mitgeteilt." Das Rote Kreuz schaltete daraufhin die Polizei ein und erstattete Anzeige. Ebenso die Notarztbörse.Foto: Adobe Stock / TOPIC
Symbolbild: Pixabay
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