Wirtschaftsstandort Vogelsberg (13)

Neue Arbeit Vogelsberg: "Jeder Mensch verdient eine Chance"

Die Devis der Neuen Arbeit Vogelsberg: Jeder Mensch hat eine Chance verdient!
Fotos: Neue Arbeit Vogelsberg

27.02.2019 / ALSFELD - Schnell und unverhofft kann es gehen: durch einen Schicksalsschlag in der Familie oder durch eine Krankheit geraten viele Menschen in die Arbeitslosigkeit. Alleine einen Weg aus dieser Notsituation zu finden, ist für viele schier unmöglich. Für diese Menschen ist die Neue Arbeit Vogelsberg gGmbH seit 1993 Ansprechpartner und bietet Hilfen und neue Perspektiven an. "Wir kümmern uns eben um die, um die sich sonst keiner kümmert."



Seit 1993 begleitet die kirchlich-kommunale Gesellschaft benachteiligte Menschen in verschiedenen Lebenssituationen und ist Ansprechpartner sowie Vermittler zu Beratungsstellen - auch für Menschen mit Migrationshintergrund. "Angefangen hat aber alles schon viel früher", blickt Geschäftsführerin Karina Lindner im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS zurück. 1987 wurde zunächst der Verein "Alia e. V." gegründet, um arbeitslosen Menschen zu helfen. "Fünf Jahre später wurde dann aus dem Verein eine gemeinnützige GmbH und wir haben expandiert", ergänzt Lindner.

Am Anfang war der Verein auf Gartenarbeiten, Möbelrecycling und hausmeisterliche Tätigkeiten spezialisiert, "nach der Firmengründung entwickelten wir unsere Projekte weiter" - heute ist die Firma beispielsweise bei Maler- und Lackiererarbeiten, Elektro-Recycling, Holzarbeiten oder Garten- und Landschaftsbau tätig. Die "Neue Arbeit Vogelsberg" qualifiziert Menschen für die Aufnahme einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle, bietet und verbessert berufliche Chancen, berät, begleitet und unterstützt arbeitslose Menschen. Ziel ist die berufliche Qualifikation und die Wiedereingliederung in die Arbeitswelt. „Unsere Kunden sind Menschen im Hartz-IV-Bezug, die bei uns die Möglichkeit haben, an verschiedenen Projekten teilzunehmen“, erklärt Karina Lindner. Wichtig sei dann in einer Art Eingangsphase herauszufinden, welche Fähigkeiten, Ziele oder auch Wünsche der oder die Einzelne habe. Diese Aufgabe der Kompetenzanalyse wird von Sozialpädagoginnen und -pädagogen übernommen, die im Anschluss zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern überlegen und entscheiden, in welchen Abteilungen der Neue Arbeit – z. B. im Kaufhaus, im Büro, im Café oder doch lieber in einem handwerklichen Bereich - sie sich praktisch ausprobieren wollen.



Als nächsten Schritt hilft die "Neue Arbeit" bei der Suche nach einem möglichen Praktikums- oder Ausbildungsplatz und kann dabei auf ein Netz kooperierender Unternehmen und Handwerksbetriebe im Vogelsberg zurückgreifen, ist aber auch selbst mit 72 fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Arbeitgeber sowie in den Bereichen Verkauf, Verwaltung, Maler- und Lackierer, Schreinerei und Garten- und Landschaftsbau Ausbildungsbetrieb. So fanden bereits viele Arbeitslose wieder zurück ins Berufsleben. "In den 90er Jahren haben wir beispielsweise ein Pilotprojekt für alleinerziehende Frauen ins Leben gerufen." Die Teilnehmerinnen waren alle über 30 und wollten wieder in ihren Beruf einsteigen. Acht von zehn Frauen schafften damals die Prüfung und konnten so wieder ins Berufsleben zurückkehren. "Eine von ihnen fuhr bis zu ihrer Rente den Stadtbus in Marburg", erzählt Lindner mit Stolz. 

Eine große Herausforderung ist derzeit die Arbeit mit den Flüchtlingen. "Die meisten wollen arbeiten und können es aufgrund des Sprachproblems nicht." Viele Geflüchtete wollen ihrer gelernten Arbeit in Deutschland weiter nachgehen. "So einfach ist das aber oft nicht. Ein Architekt aus Afghanistan hat nicht das gleiche Level, das in Deutschland verlangt wird. Dafür muss er meist eine Ausbildung oder einen Schulabschluss nachholen. Ihm das zu erklären, ist schwierig - die meisten verstehen das nicht auf Anhieb." Aber der überwiegende Anteil derer, die langzeitarbeitslos sind, wollten arbeiten, benötigen aber Menschen, die sie motivieren, die eigenen Fähigkeiten zu erkennen und auszubauen oder auch ihnen Halt geben, wenn sie Rückschläge einstecken müssen. Fördern und Fordern - dieses Grundprinzip sei in den Leitlinien der Neue Arbeit Vogelsberg verankert. (Luisa Diegel)

Leiten oder arbeiten auch Sie in einer besonderen Firma im Vogelsberg? Dann schreiben Sie uns unter: luisa.diegel@osthessen-news.de. Wir setzen uns dann mit Ihnen in Verbindung. +++

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