Wirtschaftsstandort Vogelsberg (5)

Ehrliche Handarbeit statt Industrie: Die Manufaktur Schlitzer Destillerie

25 Mitarbeiter kümmern sich heute darum, dass die Vertriebsgebiete bis Frankfurt, Kassel, Gießen, Marburg und Erfurt täglich mit qualitativem Alkohol ausgestattet sind.
Fotos: Carina Jirsch

05.12.2018 / SCHLITZ - Das Jahr 1585 hat in Schlitz Bedeutung bis heute: Denn da begann Eustach Graf von Schlitz in Sandlofs Bier zu brauen und Weizen zu Korn zu brennen. Heute ist die Schlitzer Destillerie die älteste Brennerei der Welt und aus der Burgenstadt nicht mehr wegzudenken. Zu 90 Prozent gehört die Destillerie der Stadt Schlitz und zu 10 Prozent der Stadt Hünfeld.



Was im 16. Jahrhundert begann, ist heute zur Tradition geworden. Denn der Korn, das Kernprodukt der Destillerie, wird bis heute in Schlitz hergestellt. Viele Jahrhunderte lang widmeten sich die Grafen derer von Görtz der Tradition des Destillierens. Genau genommen 384 Jahre - und seit den 1950ern am heutigen Standort, dem ehemaligen gräflichen Schafhof mitten in Schlitz. Im Jahre 1969 übernahmt das Land Hessen die Kornbrennerei mit Destillation. Ein paar Jahre später wollte das Land das Unternehmen jedoch verkaufen. "Die Schlitzer Destillerie hat eine lange Historie, die Schlitzerländer haben starken Bezug dazu. Deshalb kam es nicht in Frage, die Destillerie in fremde Hände zu geben", blickt der heutige Geschäftsführer Tobias Wiedelbach zurück. "Es ist ein Aushängeschild für die Stadt und außerdem ein Anziehungspunkt für Touristen." Das sah die Stadt damals genauso - sodass Schlitz im Jahre 2006 zum mehrheitlichen Eigentümer mit 90 Prozent gemacht wurde. "Zehn Prozent gehören der Stadt Hünfeld, die so ihrerseits ein Stück Heimat pflegt. Zwar gelang es den Hünfeldern nicht, eine ganze Brennerei zu erhalten, aber durch die Kooperation mit den Schlitzern lebt der bekannte Aha-Likör weiter."



25 Mitarbeiter kümmern sich heute darum, dass die Vertriebsgebiete bis Frankfurt, Kassel, Gießen, Marburg und Erfurt täglich mit qualitativem Alkohol ausgestattet sind. "Wir sind eine Manufaktur - von den Rohstoffen bis hin zur Flaschenabfüllung machen wir alles selbst." Das Sortiment ist breit und ganz verschieden: Whiskey, Getreidebrände, Obstbrände, oder Frucht- und Kräuterliköre werden in Schlitz gebrannt. Das beliebteste Getränk ist und bleibt aber der Burgenkümmel - auch dieser wird durch die IFS-Zertifizierung bei vielen Handelspartner angeboten. Die Kunden schätzen vor allem die ehrliche Handwerksarbeit. "Das ist wie das Fleisch beim Metzger - man weiß, wo es herkommt."



Für Wiedelbach ist der Standort am Vogelsberg nicht nur wegen der langjährigen Tradition lukrativ. "Der Charme auf dem Land passt zu unserer Geschichte. Außerdem existiert unsere Kundennähe durch den Handel und nicht durch den Standort selbst." Die Nachfrage ist nach wie vor groß - auch immer mehr beim Whiskey. "Die Kunden bevorzugen deutschen Whiskey." Da kommt es in der Brennerei schon einmal zur natürlichen Knappheit. "Wir kaufen nichts hinzu. Wenn es leer ist, ist es eben leer." Dennoch möchte Wiedelbach die Konkurrenz vom Markt verdrängen. Bei einem Umsatzwachstum von stetigen acht bis zehn Prozent liegt dieses Ziel auf jeden Fall im machbaren Bereich. Denn die Nachfrage nach regionalen Produkten wird immer größer: der Trend geht zur ehrliche Handarbeit statt Industrie. (Luisa Diegel)

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