Die Rathauschefs im Vogelsberg (8)

Sascha Spielbergers tägliche Aufgabe: Den ländlichen Raum positionieren


Fotos: Luisa Diegel

10.08.2018 / FREIENSTEINAU - Sein Arbeitsplatz hat sich in den letzten Jahren nicht geändert: Denn schon seine Ausbildung hat der heutige Bürgermeister von Freiensteinau, Sascha Spielberger (parteilos), in der Kommune absolviert. Er ist in der 2.800-Einwohner Gemeinde groß geworden und seit vier Jahren im Amt. Seine wichtigste und tägliche Aufgabe: den ländlichen Raum gut zu positionieren.



"Wir wollen die Landflucht vermeiden", so der Bürgermeister im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Da ist die Gemeinde vor allem auf die Landespolitik angewiesen. Spielberger hofft in Zukunft aber auf mehr Unterstützung aus Wiesbaden "Man könnte die Dinge ganz anders angehen." Denn großes Potenzial sieht er in den Entwicklungsmöglichkeiten - in Freiensteinau sowie im ganzen Vogelsberg. "Das Paradebeispiel ist das Finanzamt in Lauterbach." Dort will das Land mit einem Um- und Neubau hundert neue Arbeitsplätze schaffen und somit die Jobs zu den Menschen holen. "Wir brauchen mehr solcher Maßnahmen", ist er sich sicher. Doch schon bei Firmenansiedlungen hakt es in Freiensteinau - "wir können keine geigneten Flächen zur Verfügung stellen". Für ihn hat der Vogelsberg gegenüber den Ballungszentren im Süden trotzdem zwei wichtige Vorteile: bessere Lebensqualität und günstigere Wohnpreise.

Leerstände gibt es in der Kommune kaum. Es wird immer mehr nach neuen Wohnungen und Wohnraum gesucht. Deshalb wurde bereits ein Neubaugebiet mit etwa zwölf Bauplätzen ausgewiesen - eventuell soll dort auch ein Mehrfamilienhaus gebaut werden, um den Bedarf an Mietwohnungen abzudecken. Spielberger hofft, dass auch dadurch mehr Menschen in der Region bleiben, auch durch die intakte Infrastruktur. "Bei Familien ist es immer die erste Frage, ob und wo es einen Kindergarten gibt." Mit dem Kiga 'Arche Noah' finden dort derzeit 120 Kinder in Gruppen eine optimale Betreuung. "Es ist unsere Vorzeigeeinrichtung." Die Lage Freiensteinaus sieht der Rathauschef als Chance: "Die Nähe zur A 66 und der Region Fulda kommt uns zugute. Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren."



Das sieht man auch in der Gemeindevertretung so. Denn da ziehen alle, egal welcher politischen Ausrichtung, an einem Strang und es gibt keine vorgegebene Parteimeinung. "Ich kann mich an keine Abstimmung erinnern, die entlang irgendwelcher Fraktionslinien geführt wurde", so Spielberger. "Das sagt viel über die sachliche Zusammenarbeit aus und so kommt es zu guten Ergebnissen." Beispielsweise dem Beschluss, dass die Anlage am Nieder-Mooser See weiter erschlossen werden soll. Der frühere Geheimtipp trifft heute auf bundesweites Interesse - dafür soll nun eine gute Infrastruktur errichtet werden. Dabei kann sich die Gemeinde auf die Unterstützung der Bürger verlassen. "Vereine und engagierte Bürger erhalten hier alles am Leben. Die Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt funktioniert hier ganz von alleine." Das Dorfleben ist intakt, das erleichtert und unterstützt die Arbeit der Gemeinde und erhöht außerdem die Lebensqualität.

Wie gut die gegenseitige Hilfe der Gemeindemitglieder läuft, wurde bei einem Scheunenbrand Mitte Juli bewiesen. Eine Scheune brannte nieder, auch eine benachbarte Lagerhalle und ein Wohnhaus wurden in Mitleidenschaft gezogen. In der Nacht waren über 200 Kräfte im Einsatz, um den Brand zu bekämpfen. "Eine Person wurde dadurch obdachlos", erzählt der Bürgermeister. Mit Hilfe der Einwohner konnte schnell eine Wohnung vermittelt und neue Kleidung besorgt werden. "Wir sind alle erleichtert, dass in der Nacht nicht mehr passiert ist, die Einsatzkräfte hatten die Lage sofort im Griff. Als Bürgermeister bin ich froh, dass man auf solche gut ausgebildeten Leute zählen kann." (Luisa Diegel) +++

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