Chaos-Zustände im Pflegeheim Kalbach

Hetzjagd? Schauen Sie der Realität ins Auge, Herr Bürgermeister Bagus!

Welche Hetzjagd meinen Sie, Herr Bagus? Die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS hat Ihren Job gemacht, vor Ort recherchiert, Insider, Bewohner und Angehörige befragt und kritische Fragen zu den uns geschilderten Erlebnissen in diesem Pflegeheim gestellt.
Fotomontage: O|N-Grafik

12.12.2024 / KOMMENTAR - Nachdem die unterirdischen Missstände im Pflegeheim Arte Care (Menetatis) in Kalbach durch OSTHESSEN|NEWS öffentlich gemacht wurden, besteht weiterhin dringender Handlungsbedarf. Bei den politisch Verantwortlichen scheint die Lage aber noch immer nicht Chefsache zu sein. Vielmehr gilt: Bloß kein Aufsehen, alles runter kochen, verharmlosen und bloß keine Entscheidungen treffen.



Gegenüber der Fuldaer Zeitung erklärte der Kalbacher Bürgermeister Mark Bagus (parteilos) auf Seite 9 in der Printausgabe am 12. Dezember 2024: "Ich verurteile die Hetzjagd, die aktuell von Osthessen-News betrieben wird. Ich finde, wir sollten sachlich und auf dem Teppich bleiben."

Welche Hetzjagd meinen Sie, Herr Bagus? Die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS hat ihren Job gemacht, vor Ort recherchiert, Insider, Bewohner und Angehörige befragt und kritische Fragen zu den uns geschilderten Zuständen in diesem Pflegeheim gestellt. Das ist die Aufgabe der Medien: Information, Meinungsbildung, Kontrollfunktion.

Dass am Montagabend der Notruf gewählt wurde, der Rettungsdienst und die Gefahrenabwehr mehrere Stunden vor Ort waren, soll normal sein? Wahrlich nicht.

Meine Fragen an Sie, Herr Bürgermeister? Seit wann wissen Sie von den katastrophalen Zuständen in dem Pflegeheim in Ihrem Kernort? Was haben Sie seitdem unternommen? Geht es Ihnen um die Menschen und deren professionelle pflegerische Versorgung oder den Betreiber, der bei Unterbelegung seine Wirtschaftlichkeit nicht darstellen kann? Statt uns eine Hetzjagd öffentlich vorzuwerfen, sollten Sie sich lieber um die Probleme in dem Pflegeheim aktiv kümmern.

Gegenüber O|N haben Sie, sehr geehrter Herr Bagus, am Dienstag auf telefonische Nachfrage erklärt, dass Sie sich ungern äußern wollten, weil Sie noch nicht ausreichend Informationen hätten und generell eigentlich zu beschäftigt seien. Unverständlich ist auch, warum sich das Management von Arte Care weder schriftlich noch telefonisch - trotz mehrfacher Kontaktaufnahme - äußert. Kein Wort, keine Reaktion zu den schwerwiegenden Vorwürfen. Krisenbewältigung sieht anders aus. Die Menschen in Kalbach und aus der Region Osthessen warten auf Antworten.

Fakt ist doch: Die katastrophalen Zustände herrschen nicht erst seit gestern oder vorgestern und auch nicht seit letzter Woche. Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter haben uns sehr glaubhaft schriftlich und mündlich geschildert, wie prekär die Lage vor Ort ist. Zitate aus einem Beschwerdebrief, datiert aus dem Dezember 2023: "Unzureichende Körperpflege wegen zu wenig Zeit" - "Öfters unangenehmer Geruch im Zimmer, teilweise auch unsauber" - "Inkontinenzmaterial zu wenig vorhanden" - "Meine Mutter lag oftmals in ihren Exkrementen, wenn wir kamen" - und das ist nur ein kleiner Auszug. Aktuelle Schilderungen bestätigen den Zustand von vor einem Jahr. Und was ist passiert? Nichts!

Verstehen Sie mich nicht falsch: Es geht nicht darum, das überforderte Pflegepersonal, das sicher engagiert ist, aber nicht mehr kann, in Misskredit zu bringen, sondern um das Management, das anscheinend nur auf den Profit und auf die Wirtschaftlichkeit schaut. Warum sonst hat man auf Biegen und Brechen erst kürzlich den zweiten Wohnbereich geöffnet? Fragen über Fragen. Davon sollte sich aber niemand treiben lassen, denn es geht schließlich um das Wohl von älteren Menschen, die jetzt Pflege brauchen.

Auch wenn die Fassade des Heims neu ist, brodelt es auf den Pflegestationen. Es wird höchste Zeit, dass Sie der Realität ins Auge schauen, Herr Bürgermeister Bagus! (Christian P. Stadtfeld) +++

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