Das sagen andere Betreiber zur Pflege-Misere
St.-Vinzenz-Geschäftsführer Sven Haustein: "Es gibt überall lange Wartelisten!"
Symbolfoto: ON/Carina Jirsch
14.12.2024 / REGION FD -
Immer noch melden sich bei OSTHESSEN|NEWS Bewohner, Angestellte und ehemalige Mitarbeitende sowie Angehörige diverser Pflegeeinrichtungen in der Region - vor allem aber Betroffene aus Mittelkalbach, die über eklatante Missstände berichten. Wir haben dazu bei den regionalen Betreibern von Pflegeeinrichtungen nachgefragt, wie sie die Lage beurteilen.
Haustein beklagt den Investitionsstau, der derzeit in fast allen Einrichtungen vorherrsche. So würde St. Vinzenz als Träger liebend gern das voll belegte Heim St. Katharinen in Flieden mit einem Anbau versehen, um 20 weitere Pflegeplätze vorhalten zu können, die dringend benötigt würden. Doch das sei wegen der momentanen Finanzierungslage nicht darstellbar, man könne die notwendigen Darlehen nicht bedienen - ganz abgesehen davon, dass das dafür notwendige Personal nicht vorhanden sei. Über diesen offensichtlichen Missstand klagten alle Einrichtungen. "Bei einer Erkältungs- oder Grippewelle wie gerade jetzt kommen alle Pflegeeinrichtungen ganz schnell an ihre Grenze, wenn sich gleichzeitig mehrere Mitarbeitende krankmelden", erklärt Haustein. Deshalb sei es an der Tagesordnung, dass auch die Pflege- und Einrichtungsleitungen bei solchen personellen Engpässen selbst einspringen müssten, obwohl sie mit administrativen Aufgaben genug zu tun hätten.
Image anderer Pflegeeinrichtungen in Gefahr
Das DRK Fulda betreibt allein im Landkreis Fulda fünf Seniorenpflegeheime, darunter das Seniorenzentrum "Am Roten Rain" in der Gemeinde Petersberg. Markus Otto, Leiter Geschäftsbereich Senioren, erklärte auf Nachfrage: "Wir hatten jetzt die ein oder andere Anfrage von Bewohnern, die gern in ein Haus vom DRK einziehen würden." Das seien aber nur vereinzelte Anfragen gewesen, da sie geografisch weiter weg liegen. Man habe dies notiert, könne aber nicht direkt neue Bewohner aufnehmen. "Das Thema Pflege kommt leider wieder negativ in die Schlagzeilen und verdeckt, was wir jeden Tag in den Häusern des DRK leisten. Wir müssen uns ein Stück mehr anstrengen, damit das auch gesehen wird."Sollte es zu krankheitsbedingten Ausfällen kommen, gebe es bei Mediana verschiedene Backup-Szenarien. Je nach Umfang des Personalausfalls könne entweder durch Einsatz eigener Mitarbeiter – nötigenfalls auch aus anderen Mediana Einrichtungen oder Medina Mobil - die Pflege aufrechterhalten werden. Stehen eigene Mitarbeiter nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung, werden Personalengpässe auch durch den Einsatz von Leasingkräften überbrückt. Hier konnte Mediana über die vergangenen Jahre einen verlässlichen Pool von Anbietern aufbauen, so dass selbst in Zeiten mit unerwartet hohen oder nur schwer vorhersehbaren Personalausfällen, wie sie etwa während Corona auftraten, eine Versorgung auch äußerst kurzfristig sichergestellt werden konnte. "Uns ist es wichtig, dass die Region in der Pflege auch zukünftig einen guten Ruf hat. Mit den namhaften Trägern in unserem Umfeld stehen wir deshalb immer in einem kollegialen Austausch."
"Fachkräftemangel ist ein Problem"
Caritasdirektor Dr. Markus Juch und Ansgar Erb betreiben unter anderem das Pflegeheim St. Josef Fulda. Sie erklären gegenüber OlN: "Zur Situation in dem Pflegeheim in Kalbach möchten wir uns seitens des Verbandes nicht äußern. Jedoch bedauern wir jegliche Missstände in der Pflege zutiefst. Grundsätzlich ist Fachkräftemangel ein Problem für Pflegeheime, und natürlich spüren wir auch in unseren Einrichtungen die Folgen dieses Pflegefachkräftemangels und müssen zeitweise auf Unterstützung durch externes Personal setzen. Trotz der aktuell angespannten Lage versuchen wir uns für die Zukunft aber dementsprechend aufzustellen. Gerade durch die eigene Pflegeschule können Pflegekräfte ausgebildet und an das Unternehmen gebunden werden. Wünschenswert wäre natürlich seitens der Politik, dass die Ausbildung weiter ausgebaut und attraktiver gestaltet werden würde. Hier besteht großer Handlungsbedarf, um auch in Zukunft eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen." (Carla Ihle-Becker / Nina Seikel) +++
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