Kommentierende Analyse

Europawahl: Niederlage für die Demokratie - Umdenken dringend erforderlich

Der Unterschied zwischen West und Ost ist eklatant groß. Das kann auch als deutliches Zeichen für die anstehenden Landtagswahlen im September gesehen werden.
Foto: picture alliance/dpa/dpa Grafik

10.06.2024 / REGION - Was will man mit dem Ergebnis der Europawahl anfangen? Ehrlicherweise ist es besorgniserregend, wie viele Menschen in Deutschland und auf dem gesamten Kontinent den extremen Rändern zugetan sind. Die Gründe dafür sind vielschichtig und teilweise länger bekannt. Ein Umdenken bei den etablierten Parteien, um eine Veränderung hervorzurufen, hat allerdings noch immer nicht stattgefunden. Gerade die Ergebnisse bei den jungen Menschen müssten allerdings alle Alarmglocken schrillen lassen. Eine kommentierende Analyse von OSTHESSEN|NEWS-Redakteur Kevin Kunze.



"Die AfD wird doch sowieso nur von der älteren Generation gewählt", diese Meinung hört man immer wieder von jungen Menschen. Ganz nach dem Motto: "Die alten Leute sind schuld, dass die rechten Ränder so erstarkt sind." Schaut man sich allerdings die Stimmanteile nach Altersgruppen bei der Europawahl an, ergibt sich ein komplett anderes Bild. Bei den unter 25-Jährigen ist die AfD auf dem zweiten Platz (16 Prozent), nur die CDU ist mit 17 Prozent knapp davor. Im Vergleich zur vergangenen Europawahl ist es ein Plus von elf Prozent. Gerade diese Werte bei den jungen Menschen sind absolute Alarmsignale - es muss sich dringend etwas ändern. Das haben die Ergebnisse der Wahl am Sonntag eindeutig gezeigt.

Ampel-Parteien sind der klare Verlierer der Wahl

Ganz klar, die Ampel-Parteien sind natürlich der klare Verlierer der Wahl. Das historisch schlechte Ergebnis der Sozialdemokraten aus dem Jahr 2019 unterbot die SPD sogar noch einmal. Gerade einmal 13,9 Prozent stimmten für die Kanzlerpartei von Olaf Scholz. Noch schlimmer traf es die Grünen, die über acht Prozent im Vergleich zu letzten Wahl verloren haben und bei gerade einmal 11,9 Prozent einliefen. Lediglich die FDP konnte ihr Niveau einigermaßen halten und landete bei 5,2 Prozent. Wahlsieger wurde die CDU/CSU mit rund 30 Prozent - ein Erfolg. Dennoch muss sich auch im Konrad-Adenauer-Haus hinterfragt werden, warum so viele Menschen inzwischen die konservativen Werte mehr bei der AfD sehen, als bei der CDU. Ein weiterer Gewinner war im Übrigen auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das aus dem Stand gleich 6,2 Prozent erreichte.

Nochmal zurück zur AfD, die in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen über 30 Prozent erhalten hat. Die Frage ist, wie lange die demokratischen Parteien noch zuschauen wollen. Trotz diverser Skandale im Vorfeld der Europawahl rund um den Spitzenkandidaten Maximilian Krah und weiteren AfD-Politikern vertrauen gerade im Osten der Republik fast jeder dritte Wähler der rechtsextremen AfD mehr als den demokratischen Kräften. 

Entwicklung auch in anderen Ländern ähnlich

Diese Entwicklung ist im Übrigen nicht nur hierzulande zu beobachten, man braucht nur nach Österreich oder Frankreich schauen, wo es ähnliche Ergebnisse zu verzeichnen gab. 

Alles in allem war es eine Niederlage für die Demokratie am Wahlsonntag. Gerade von meiner eigenen Generation zwischen 16 und 25 Jahren bin ich massiv enttäuscht. Doch die Gründe für das Wählerverhalten gerade an den extremen Rändern sind bekannt und zu lange ist einfach nichts passiert. Die etablierten demokratischen Parteien müssen dringend aufwachen und die Politik für die Menschen wieder in den Fokus stellen. Zur Erinnerung, in diesem Jahr stehen noch drei Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg an - folgt keine politische Wende, erleben wir im September unser "blaues Wunder". (Kevin Kunze)+++

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