Breite Zustimmung in der Bevölkerung

Protestaktionen entlang der A7 verlaufen durchweg friedfertig

Einiges los bei der Protestaktion an der A7.
Fotos: Hans-Peter Ehrenberger

09.01.2024 / BAD BRÜCKENAU - Grenzenlos ist die Wut der Bauern derzeit auf die Bundesregierung. Mit spektakulären Aktionen machten sie am Montag bundesweit auf ihre Anliegen aufmerksam. Grenzüberschreitend. Auch entlang der Rhönautobahn. Zwischen Osthessen und Unterfranken. Landwirte aus dem Bergwinkel, dem Landkreis Fulda und Altlandkreis Bad Brückenau. Aus Motten, Kothen, Speicherz, Schönderling und Schondra. Aus Oberzell, Uttrichshausen, Eichenzell und Rothemann.



An der Auf- und Abfahrt Volkers der A 7 aus und in Richtung Würzburg beziehungsweise Kassel hatten sich seit 6 Uhr bis zum frühen Nachmittag um 15 Uhr zwei stationäre Protest-Gruppen versammelt. Zwei weitere mobile "Traktoren-Konvois" fuhren in gewissen zeitlichen Abständen nach Bad Brückenau "hin und her", um den fließenden Personen- und Güterverkehr auszubremsen - "zu verlangsamen", wie es ein Bauernsprecher vor Ort ausdrückte.

Bis zu 20 Traktoren nehmen teil

Zeitweise waren bis zu 20 Traktoren und deren Bulldog-Lenker im Einsatz. Haupt-, Alt-, Hobby- und Nebenerwerbslandwirte, Lohnunternehmer sowie sie unterstützende, eher dem Bauernberuf "fremdelnde, aber sich solidarisierende und mit ihm verbunden fühlende Gruppen wie Schreiner, Heizungs- und Sanitärtechniker, Elektromonteure, Installateure, Baugeräteführer. Söhne, Töchter und Ehefrauen. Letztere übernahmen an diesem Protest-Tag für das (vermeintlich) "stärkere Geschlecht" die Arbeit am heimischen Hof, fütterten und molken die Kühe, misteten die Ställe aus. Und versorgten so ganz nebenbei ihre Männer auch noch - trotz der wärmenden Holzfeuer-Öfen an der eiskalten Autobahn - mit heißem Kaffee, selbstgebackenem Schoko-Kuchen und Donuts.

Die Protestierenden winkten unterdessen leicht verunsicherte heimische Autofahrerinnen, Berufspendler, ortsunkundige Trucker, Paket- und Botendienstleistende sowie internationale Spediteure durch ihren "verengten", exakt auf 3,05 Meter Breite aus- und "freigemessenen Korridor", sodass letztendlich jeder Pkw und Lkw (theoretisch sogar ein - jahreszeitlich wohl eher unwahrscheinlich - Mähdrescher), mitunter halt mit etwas Einweisung, Anleitung und geringer Verzögerung an der Bulldog-Schleuse vorbei- und durchkam.

Aktion stößt auf Zustimmung

Auf Seiten der Passierenden stießen die Aktionen der Protestierenden auf durchweg positive Zustimmung. Nicht eine einzige negative Stellungnahme war in den drei Stunden der Anwesenheit des Reporters zu vernehmen, zumal ausschließlich jede(r) der wollte und musste auf die Autobahn rauf und von ihr herunterkam, "nur verengt", nicht blockiert und eine Fahrgasse freigehalten wurde. Vor Ort agierten an jeder "Versammlungsstelle" sogenannte Versammlungsleiter, die in Kooperationsgesprächen mit dem Landkreis Bad Kissingen und den zuständigen Polizeidienststellen vorab entsprechend genehmigte Demonstrations-Anträge gestellt und das Procedere abgestimmt hatten.

"Ich habe vollstes Verständnis", "ich sympathisiere total mit den Landwirten", "bei uns in der Ukraine traut sich bloß niemand zu demonstrieren", "ich habe noch Weck für fünf Pfennig gekauft, mittlerweile kostet ein Brötchen 60 Cent", "ich bin selbst auf einem Bauernhof groß geworden, ich weiß, was da dort heutzutage abgeht" - so eine Auswahl der Statements pro Bauernstand quer durch alle Bevölkerungs-, Berufs- und Altersgruppen, von hupenden Tesla-Drivern aus Dänemark über winkende Trucker aus Litauen bis hin zu Cola-Packs spendierende und fünf Euro für einen Coffee to go zahlende Einheimische.

Auch die Polizei, die ständig Streife fuhr, zeigte sich mit dem Verlauf der Bauern-Protestaktionen - zumindest im Zuständigkeitsbereich Bad Brückenau - zufrieden. "Keine Probleme. Alles tiefenentspannt", lautete das vorläufige Fazit der Ordnungshüter so gegen 14 Uhr. Ob es auch weiterhin bei "zustimmendem Hupen", "Daumen hoch" und "sympathisierenden Statements" bleibt, wird freilich die Zukunft zeigen. Der Volkerser Versammlungsleiter Valentin Best deutete jedenfalls an, dass die Bauern gegenüber der Politik durchaus noch Pfeile im Köcher hätten und die letzten Verhandlungsworte noch nicht gesprochen seien. "Wenn die Bundesregierung nicht einlenkt, könnte die nächste Steigerungsstufe des Protests eingeleitet werden. Wir genießen volle Rückendeckung in der Bevölkerung. Das muss noch nicht alles gewesen sein…!" (Hans-Peter Ehrensberger)+++

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