Wohnungsdurchsuchung bei 31-Jährigem

Falscher Notarzt beschäftigt Staatsanwälte in Gießen, Hanau und Stuttgart

Eine wirklich gruselige Vorstellung, von einem Notarzt ohne jede Qualifikation behandelt zu werden
Symbolbild: pixabay

12.10.2022 / REGION - Der Fall des "falschen Notarztes" sorgt in der Region allseits für Entsetzen und beschäftigt bereits die Staatsanwaltschaften sowohl in Hessen als auch in Baden-Württemberg. Nachdem die Sprecher des Vogelsbergkreises und des Main-Kinzig-Kreises bei OSTHESSEN|NEWS erklärt hatten, dass ein 31-jähriger Mann aus Baden-Württemberg in den Sommermonaten dieses Jahres innerhalb von vier Wochen fast 30 Einsätze als Notarzt absolviert hatte und dabei ohne jede Qualifikation Spritzen gesetzt, Medikamente verabreicht und weitere Behandlungen an Notfall-Patienten vorgenommen hatte, haben wir die beiden zuständigen Staatsanwaltschaften in Gießen und Hanau nach dem derzeitigen Ermittlungsstand gefragt. 



Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger aus Gießen äußert sich am Dienstag auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS: "Hiermit kann ich Ihnen bestätigen, dass die Staatsanwaltschaft Gießen seit Mitte August 2022 ein Ermittlungsverfahren gegen einen 31 Jahre alten Mann aus Baden-Württemberg führt. Gegenstand des Verfahrens sind unter anderem die Vorwürfe des Missbrauchs von Berufsbezeichnungen, des Betruges sowie der Urkundenfälschung. Konkret wird dem Beschuldigten zur Last gelegt, sich zu Unrecht als Notarzt ausgegeben zu haben und als solcher auch im Rettungsdienst tätig gewesen zu sein.

Ob es hierbei auch zu etwaigen Fehlbehandlungen von Patienten gekommen ist, sei ebenfalls Gegenstand der aktuellen Ermittlungen. Ebenso wird überprüft, ob und inwieweit der Beschuldigte noch in anderen Landkreisen eingesetzt war. Im Zuge der Ermittlungen wurde auch bereits eine Wohnungsdurchsuchung bei dem Beschuldigten durchgeführt, die zum Auffinden diverser Beweismittel geführt hat", so der Oberstaatsanwalt. Die umfangreichen Ermittlungen dauerten an.

Weitere Staatsanwaltschaften ermitteln


Auch die Staatsanwaltschaft in Hanau war durch eine Anzeige vom 14. September auf den brisanten Fall aufmerksam geworden. Wie uns die stellvertretende Pressesprecherin, Staatsanwältin Lisa Pohlmann, auf Anfrage bestätigt, sei das Ermittlungsverfahren aber kurz darauf am 22. September 2022 zuständigkeitshalber an die Staatsanwaltschaft in Stuttgart abgegeben worden. Doch in Stuttgart wollte die Staatsanwaltschaft in diesem Fall nicht tätig werden und hat das Verfahren wieder nach Hanau abgegeben. Der Stuttgarter Staatsanwalt Aniello Ambrosio teilte uns dazu am Dienstag mit: "Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat mit Verfügung vom heutigen Tage die Übernahme eines Ermittlungsverfahrens von der Staatsanwaltschaft Hanau zu dem von Ihnen beschriebenen Sachverhalt mangels Sachbezugs zu einem hier geführten Sammelverfahren abgelehnt. Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie, Ihre Anfrage an die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Hanau zu richten." Offensichtlich gab es noch ein weiteres kriminelles "Betätigungsfeld" des 31-Jährigen. 

Ganz gleich, welche Staatsanwaltschaft nun die Federführung bei den Ermittlungen übernimmt: Die Brisanz der Vorwürfe gegen den 31-jährigen Beschuldigten werden in der Öffentlichkeit mit großer Besorgnis aufgenommen werden. (Carla Ihle-Becker)+++

Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger
Foto: picture alliance / johapress | Joachim Hahne
Mehrere Staatsanwaltschaften sind in dem brisanten Fall aktiv.

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