"Ich stehe zu meinem Wort"

Luftschloss oder einzigartige Chance? Fehling brennt für Dromos-Projekt

Bürgermeister Thomas Fehling priorisiert die Dromos-Lösung und sieht riesiege Chancen für die Stadt Bad Hersfeld.
Foto: Dromos GmbH

14.05.2022 / BAD HERSFELD - "Das ist eine großartige Chance für die Stadt auf dem Sektor der Mobilität und diese möchte ich gerne mit beiden Händen ergreifen", gibt Bürgermeister Thomas Fehling im exklusiven OSTHESSEN|NEWS-Gespräch zu verstehen. Gemeint ist natürlich die Idee der Dromos-Minibusse (sogenannte "Pods") durch die Bad Hersfelder Innenstadt. Zwar gab es am vorletzten Montag durch den Magistrat einen kleinen Dämpfer - der scheidende Bürgermeister bekräftigt allerdings das enorme Entwicklungspotenzial, was sich dadurch für die Stadt ergeben könnte. 



"Schon einmal wurde es zu Zeiten von Konrad Zuse, dem Erfinder des Computers, verpasst, einen innovativen Unternehmergeist zu fördern. Stattdessen hatte man den Unternehmer blockiert, um die günstigen Arbeitskräfte für die Textilindustrie nicht zu verlieren. Osthessen könnte heute das Silicon Valley sein. Was haben wir heute? Die Zuse KG gibt es nicht mehr und die Textilindustrie in Bad Hersfeld ist tot. Wir stellen Denkmäler auf und trauern um die vertane Gelegenheit. 

Dies sollte sich bei diesem Projekt nicht wiederholen. Chancen muss man ergreifen, wenn sie sich bieten. Natürlich gibt es keine einhundert-prozentige Gewissheit, dass das Vorhaben ein voller Erfolg wird, allerdings sollte man dieses Risiko eingehen, um eine einmalige Chance wahrzunehmen", führt Fehling weiter fort. Die Mobilitätsfrage beschäftige Menschen auf der gesamten Welt - mit der Idee eine wirtschaftliche, bedarfsorientierte und klimafreundliche Alternative zu schaffen, könne man die Kreisstadt und das Umland zu einem innovativen Leuchtturmprojekt machen und dadurch riesige Chancen hervorrufen, ergänzt Fehling weiter.  

Neben einer Vernetzung in der Bad Hersfelder Innenstadt, wo die Pods auf eigenen Strecken verkehren sollen, gibt es auch das Bestreben, einen Lückenschluss nach Schenklengsfeld und ins Werratal zu schaffen. Zwischen Heimboldshausen und Schenklengsfeld soll die ehemalige Kreisbahnstrecke reaktiviert werden. Mit einem regelmäßigen Verkehr vom Ostkreis in die Kreisstadt mithilfe der Dromos-Pods war bei vielen Akteuren, unter anderem bei Bürgermeister Timo Heusner (Philippsthal), Andre Stenda (Hohenroda) und Carl Christoph Möller (Schenklengsfeld) auf Gegenliebe gestoßen.  

Etwas Sand im Getriebe

 
Doch nun ist nach anfänglichem Schwung für Fehling etwas Sand ins Getriebe gekommen: "Wenn man in 2023 GVFG-Mittel für das Vorhaben haben möchte, muss bis zum 01. Juni ein Förderantrag bei Hessen Mobil eingereicht werden. Der Förderverein 'Werra Fulda Bahn' sollte daher aus meiner Sicht zügig eine Entscheidung treffen, ob sie die Strecke an die Dromos abtreten. Ansonsten kann es mit dem Streckenabschnitt erst frühestens in einem Jahr weitergehen. Allerdings ist das natürlich nur ein Rat aus der Ferne - ich werde auf jeden Fall mit Herzblut für die Lösung in Bad Hersfeld kämpfen, das steht fest. Generell wäre dies eine einzigartige Mobilitätschance für die gesamte Region. Das haben auch die Workshops zum Masterplan Mobilität gezeigt. Kein anderes Verkehrssystem kann solch gute Zahlen bezüglich Wirtschaftlichkeit, Co2-Bilanz und Bürgernutzen aufzeigen."

Leider sei dies nicht bei jedem Politiker der Fall, so Fehling ergänzend weiter: "Wir haben Angebote für Informationsveranstaltungen gemacht, leider war der Zuspruch sehr dürftig. Auch nahmen lediglich drei Stadtverordnete und außer mir niemand aus dem Magistrat am Dienstag am Workshop zum Masterplan Mobilität teil. Dort wurde das Thema ausführlich und verständlich dargestellt. Zudem war es eine ideale Gelegenheit, eventuelle offene Fragen direkt mit der Geschäftsführung zu besprechen und zu klären. Davon wurde kein Gebrauch gemacht. Demnach gibt es wohl keine offenen Punkte mehr. Dann kann es ja jetzt mit Vollgas bzw. Vollstrom weitergehen."  

Im Magistrat wurde eine Vorlage, um in dem Thema schneller voranzukommen, abgelehnt. Die Unterzeichnung eines Letters of Intent (Absichtserklärung) wurde aufgrund verschiedener Vorbehalte abgelehnt, obwohl alle gestellten Fragen transparent und vollständig beantwortet wurden. Aufgrund des Zeitdrucks hat Dromos gegenüber Fehling bereits angekündigt, selbst einen Förderantrag zum 1. Juni für das Projekt einzureichen - laut Fehling zeige das, welche ehrgeizigen Bestrebungen und Ernsthaftigkeit das Unternehmen in der Festspielstadt habe. Eine Sache, die durch die Ablehnung allerdings entfallen wird, ist ein Finanzierungsmodell für die Verkehrswege zum Klinikum, welches für Fehling eine Win-win-Situation ergeben hätte:  

"Das Klinikum wird saniert werden, dafür benötigt es Zufahrtswege für die Bauphase. Derzeit erfüllen die Strecken zum Klinikum nicht den erforderlichen Zustand. Deshalb hätte man vonseiten der Stadt, dies mit in die Absichtserklärung reinschreiben können - und nach der Erweiterung des Klinikums und dem Ende der Nutzung der Baustrecke, die Umwidmung als Dromos-Strecke nutzen können. Leider wird dies nun nicht mehr in Betracht gezogen. Jetzt muss der Bauträger selbst schauen, wie er die Finanzierung stemmt."  

"Man muss Mut haben, Vorhaben durchzusetzen"

 
Abschließend unterstrich Fehling noch einmal, welche Zugkraft das Projekt für die Stadt haben könnte: "Man benötigt natürlich Mut, um solch ein Vorhaben anzuschieben. Bei einer positiven Umsetzung hätte man allerdings ein Pilotprojekt, welches weltweit Anerkennung finden würde - dabei würden nicht nur reputierliche Vorteile entstehen, sondern wahrscheinlich auch wirtschaftliche." Es sind große Fragen, an die sich Thomas Fehling zum Ende seiner Amtszeit herantraut, den Ehrgeiz und die Energie zur Umsetzung des Projektes hat er auf jeden Fall im exklusiven Gespräch dargelegt. (Kevin Kunze)+++

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