Ein spätbarockes Garten-Juwel entsteht
Symbolischer Spatenstich für Sanierungsarbeiten im Fuldaer Schlossgarten
Fotos: Stadt Fulda
08.12.2021 / FULDA -
Die gegenwärtige Witterung zeigt es überdeutlich: Große Pfützen bilden sich auf den Wegen im Fuldaer Schlossgarten, andere Stellen sind matschig und kaum zu passieren, ohne sich das Schuhwerk ruinieren. Doch Abhilfe ist in Sicht: Vor kurzem fand der symbolische erste Spatenstich für die Sanierung des Schlossgartens statt. Dabei geht jedoch längst nicht nur um eine Instandsetzung der Wegeverbindungen sowie der in die Jahre gekommenen Brunnentechnik und der Beleuchtung, sondern vor allem um eine denkmalgerechte Rekonstruktion der spätbarocken Gartenanlage, die im gesamten deutschsprachigen Raum nur wenige Entsprechungen hat.
Auf diese Besonderheit des Fuldaer Schlossgartens wiesen Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Stadtbaurat Daniel Schreiner bei dem Ortstermin hin. Der beauftragte Landschaftsarchitekt Dipl.-Ing. Ehm Eike Ehrig aus Bielefeld erläuterte die historische Bedeutung: "Der spätbarocke Residenzgarten (1777-1803), der uns über den historischen Aufmaßplan vom Leutnant Kördel 1803/1804 bekannt ist, ist eine der wenigen spätbarocken Anlagen neben dem Schlosspark Schwetzingen, dem Residenzgarten Würzburg und dem Barockparterres von Schloss Neuhaus bei Paderborn, die aus dieser Zeit in Deutschland als Gesamtanlage bzw. in Teilbereichen überliefert sind."
Schon 1994 wurde versucht, barocke Anmutung wiederherzustellen
Zwar wurde schon für die Landesgartenschau 1994 versucht, die barocke Anmutung im vorderen Teil des Schlossgartens wiederherzustellen, insbesondere indem die Blickachse vom Schloss zur Floravase und zur Orangerie durch das große Brunnenbassin mit Fontäne betont wurde. Jedoch wurden im Detail nicht die originalen Größenverhältnisse und Geometrien rekonstruiert, die über den Kördelschen Plan noch erhalten sind. Überhaupt ist es ein großer Glücksfall, dass der Oranierprinz Wilhelm zu Beginn des 19. Jahrhunderts als neuer Fuldaer Landesherr seinen Leutnant Kördel mit der Dokumentation der alten Anlage beauftragte, bevor er sich daranmachte, den kompletten Schlossgarten – ganz in der Mode der Zeit – im Stil eines naturnahen englischen Landschaftsparks gestalten zu lassen.
Überbleibsel aus dieser Zeit sind die mächtigen, zum Teil 200 Jahre alten Bäume im Schlossgarten, die selbstverständlich erhalten bleiben. Denn diese wertvollen Bäume (unter anderem Säuleneichen, Feldahorn und Lärchen) repräsentieren eine eigene "Zeitschicht", die auch nach der Sanierung sichtbar sein wird. Landschaftsarchitekt Ehrig erläuterte: "Die jetzt beginnenden Bauarbeiten werden den Residenzgarten nach heutigen denkmalpflegerischen Grundsätzen eines integrierten Leitbildes wiederherstellen. Das bedeutet, dass zwei sich überlagernde Zeitschichten gezeigt werden, die strukturgebenden spätbarocken Strukturen der Treppenanlagen, Grotten, Brunnen und Wege und die überlagernde Baumschicht der Landschaftsgartenzeit."
Neues wassersparendes Brunnensystem
Bislang wurden die Brunnen mit wertvollem Trinkwasser betrieben, das aus den Brunnenüberläufen direkt in die Kanalisation eingeleitet wurde. Das neue wassersparende Brunnensystem wird hingegen ein geschlossener Kreislauf sein und über eine zentrale Brunnenkammer alle sechs Becken beschicken. Mit dem Ausbau der Kaisersaalterrasse wird die Brunnenanlage später sogar acht Brunnen versorgen können.
OB Wingenfeld und Stadtbaurat Schreiner dankten allen, die an der Konzeption und an der Vorbereitung des Projekts beteiligt waren, insbesondere den Denkmalbehörden, den beteiligten städtischen Ämtern sowie dem Büro Ehrig und den beauftragten Firmen August Fichter (Raunheim/Garten- und Landschaftsbau) und Z&Z (Dahlewitz bei Berlin/Brunnentechnik). Sie warben um Verständnis dafür, dass der vordere Schlossgarten während der unterschiedlichen Bauabschnitte nur eingeschränkt nutzbar sein werde. Gleichzeitig werde man darauf achten, dass für Fußgänger die Baustellenbereiche in der Regel passierbar bleiben oder leicht zu umgehen sind.
Angesichts der komplexen Herausforderungen einer denkmalgerechten Sanierung summieren sich die Baukosten auf rund 2,7 Millionen Euro, über das Bund-Länder-Programm "Lebendige Zentren" (frühe: "Aktive Kernbereich") fließt zugleich eine Förderung in Höhe von 1,6 Millionen Euro. Die Verantwortlichen zeigten sich überzeugt, dass der Schlossgarten nach der Sanierung seine enorme Attraktivität für die Bürgerinnen und Bürger behalten und seine touristische Anziehungskraft als original spätbarockes Garten-Juwel sogar noch steigern wird. (pm)+++
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