In aller Munde
Porträt einer Lady: Über die Geschichte des Fuldaer Schlossgartens
Fotos: Carina Jirsch / Stadtarchiv Fulda
29.03.2023 / FULDA -
Das Wetter meint es gut mit Stadtbaurat Daniel Schreiner an diesem wolkenverhangenen Märztag, denn es hat seit Stunden geregnet. Und so fällt beim Blick aus den Fenstern seines Büros im Stadtschloss neben der Baustelle im vorderen Bereich des Schlossgartens vor allem eins auf: Auf den Wegen reiht sich eine Schlammpfütze neben die andere. "Und genau das war vor fünf Jahren der Anlass für die Stadt zu sagen: Wir müssen an den Schlossgarten ran."
Ausgangspunkt für unseren Streifzug durch die Historie ist ein kolorierter Aufriss des barocken Gartenparterres zwischen Orangerie auf der einen und Kaisersaalterrasse auf der anderen Seite, der von dem damals berühmten Gartenarchitekten Maximilian von Welsch um 1719/20 angefertigt wurde. "Inwiefern dieser Plan tatsächlich in dieser Form umgesetzt wurde, können wir heute nicht mit Gewissheit sagen", so Schreiner, "aber man kann sich doch sehr gut bildhaft vorstellen, wie die Fürstäbte damals über das akkurat gezogene Wegekreuz mit Brunnen in der Mitte und gestutzten Hecken an den Seiten wandelten, um politische Gespräche zu führen."
Zeitenwende: Von der barocken Parkanlage zum englischen Landschaftsgarten
Um die Zeit des Spätbarock, also zwischen 1770 und 1800, erlebte der Park eine Blütezeit – bis die Fürstäbte im Zuge der Säkularisation ihre Macht an Kurfürst Wilhelm V. von Oranien abgeben mussten. "Wilhelm dachte wohl: ,Was Fürst Pückler kann, das kann ich auch!‘ Und er beschloss, den Schlossgarten in einen englischen Landschaftsgarten umzugestalten", erläutert Schreiner und zeigt eine Karte, die die Grünanlage in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt: Klein-Woodstock in den 70ern und die 1. Hessische Landesgartenschau 1994
Mit der Einkehr einer gewissen bürgerlichen Laissez-faire wurde der Schlossgarten in den 1970er und frühen 80er Jahren gerne als Bühne für Rockkonzerte genutzt, die dann vor der Freitreppe zur Orangerie aufgebaut wurde, und auf der großen Wiese machte es sich das Publikum gemütlich. Der Charakter des Parks wurde damals geprägt vom alten, noch nicht begradigten Teich mit seinem wilden Uferwuchs und einem Schwanenhaus auf einer kleinen Insel.Die Rekonstruktion des barocken Schlossgartens: "Aufwendiger als angenommen"
Nun, das soll sich ja jetzt ändern. "Dass die Bauarbeiten nicht zum Auftakt der Landesgartenschau fertig sind, liegt zum einen an der Pandemie und an der Inflation, zum anderen hat sich das ganze Projekt als aufwendiger erwiesen als angenommen", so Schreiner.Eine weitere Herausforderung sei die Erneuerung der Brunnentechnik gewesen. "Alle Brunnen wurden vorher mit Trinkwasser betrieben", erklärt Pressesprecherin Monika Kowoll-Ferger. "Das ist natürlich ökologisch nicht nachhaltig." In Zukunft sollen die Brunnen von nur einer Kammer aus mit Brauchwasser versorgt werden. Den Zeitplan gehörig durcheinandergewirbelt habe schlussendlich auch die Kampfmittelsondierung. "Allein das hat uns fünf Monate lang aufgehalten."
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