Mein O|N und KN-Jahr 2020
Hans-Hubertus Braune: Die Stimmung und Emotionen fehlen ganz einfach
Foto: Screenshot Dorfrocker
02.01.2021 / REGION -
"Bewusst gehe ich in meinem Jahresrückblick auf die schönen Dinge ein, ohne die traurigen Ereignisse zu vergessen." Das habe ich ziemlich zum Schluss meines Jahresrückblickes 2019 geschrieben. Und: "Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen freue ich mich auf ein friedliches Jahr 2020 - nicht nur im Sommer."
Meine besonderen Reporter-Erlebnisse erzählten in erster Linie von den Festivals: Haune-Rock, Open-Flair und vor allem der Hessentag in Bad Hersfeld. Was waren das für Erlebnisse. Zusammen mit tausenden Menschen eng an eng im Jahnpark "Warum hast Du nicht nein gesagt" mit Roland Kaiser gegrölt. Oder "Tage wie Diese" mit Campino und den Toten Hosen beim Flair in Eschwege.
Damals schwang - ehrlich gesagt - auch die Vorfreude mit: Der Kaiser wollte im Sommer nach Fulda kommen. Und das Haune-Rock in Odensachsen hatte mit Madsen einen echten Festivalkracher verpflichtet. "Lass die Musik an" im Haunetal. Madsen auf unserem kleinen, aber so genialen Festival? Die Musik blieb aus. Wie fast überall. Das Jahr 2020 wurde ganz anders - unvorstellbar anders. Das nahezu einzige Live-Musik-Erlebnis: Die Dorfrocker bei ihrem "Helden"-Konzert auf dem wunderbaren Areal der Hessenmühle bei Kleinlüder. 150 Fans durften dabei sein. Jeweils maximal zehn Personen an einem Tisch, dazwischen Abstand und rumlaufen nur mit Mund-Nasenschutz. Dorfkinder kennen das anders. Ihre neue Single: Hurra, das ganze Dorf ist da - in diesem Jahr fast nur digital.
Karneval, Dolles Dorf und Fischer-Abende
Der 19. Februar 2020 - der Schock in Hanau
"Bewusst gehe ich in meinem Jahresrückblick auf die schönen Dinge ein, ohne die traurigen Ereignisse zu vergessen." In diesem Jahresrückblick fällt mir das schwer. Der Mord am ehemaligen Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke im Jahr 2019 geht mir trotz all den schönen Erlebnissen nicht aus dem Kopf. Erst recht nicht seit dem späten Abend des 19. Februar 2020. Als die ersten Meldungen aus Hanau unsere Redaktion erreichten. Was ist dort passiert? Am nächsten Morgen vor Ort - die ganze Stadt unter Schock. Neun junge Menschen haben ihr Leben verloren, weil sie "anders" aussehen, sie vielleicht eine "andere" Nationalität, einen Migrationshintergrund haben? Später wird bekannt, dass ein Mann um sich geschossen hat. In einem Kiosk, in einer Shisabar. Neun Menschen erschossen. Und anschließend seine Mutter und sich selbst erschossen.Im Frühjahr übernahm das Coronavirus die weltweite Regie und damit die täglichen Nachrichten. Fast von heute auf morgen hieß es "Lockdown". Die Angst, sich und Mitmenschen anzustecken, gehört seitdem zum Alltag. Im Sommer schien vieles wieder "normaler" zu werden. Urlaub war erlaubt. Ja, sogar Fußball durfte gespielt werden. Aber immer mit der Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Kopfhörer im Ohr - Kamera im Regal
Trotzdem: Der direkte Kontakt, die Gespräche, die gemeinsamen Erlebnisse - sie fehlen einfach. Das kann die Mini-Kamera oben im Computer nicht ersetzen. Zusammen müssen wir da durch und uns an die notwendigen Regeln halten. Solidarität, Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft - auch das machen Festivals so besonders. Das ist jetzt auf Distanz gefragt.
Wenn die ersten Töne von "Lass die Musik an" aus den Lautsprecherboxen in Odensachsen im kommenden Sommer ertönen und Madsen auf der Haune-Rock-Bühne stehen, dann ist die Welt wieder "normaler". Lasst uns alle an die schönen Dinge denken - ganz bewusst. (Hans-Hubertus Braune) +++
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