66 Bischöfe bei Herbst-Vollversammlung

Auftakt: Sexueller Missbrauch ist Topthema der Bischofskonferenz

Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz während der Auiftaktpressekonferenz
Fotos:Martin Engel, Hans-Hubertus Braune

25.09.2018 / FULDA - Pünktlich um 15 Uhr startete in Fulda am Montag die tra-ditionelle Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe am Grab des Heiligen Bonifatius. An ihr nehmen 66 von 67 Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung des Vorsitzenden, Kardi-nal Reinhard Marx, teil. Auftakt machte eine Pressekonferenz von Kardinal Marx im Auditorium der Theologischen Fakultät.

Hauptberatungsgegenstand der Oberhirten ist in diesem Jahr die von der Deutschen Bischofskon-ferenz in Auftrag gegebene Studie über sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche mit dem Titel „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“.

Für dieses brisante Thema ist der gesamte Dienstag der Vollversammlung vorgesehen. Seit 1946 bis 2014 sollen laut Studie 3.677 Kinder und Jugendliche von 1.670 katholischen Geistlichen sexuell missbraucht worden sein, wobei die vermutlich hohe Dunkelziffer nicht erfasst ist . Die meisten Fälle sind aber vertuscht, niemals gerichtlich verfolgt worden und hatten höchstens innerkirchliche Konsequenzen wie Versetzungen. Die mangelnde strafrechtliche Verfolgung der Täter und fehlende Aufarbeitung hat auch Justizministerin Katarina Barley (SPD) kritisiert und fordert die katholische Kirche auf, mit der Justiz zu kooperieren und jeden Missbrauchsfall konsequent anzuzeigen.   

Bei der Auftaktpressekonferenz begrüßte Kardinal Reinhard Marx die Medienvertreter und sagte, deren große Zahl lasse das öffentliche Interesse an der morgen behandelten Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche erkennen. Marx betonte, wie wichtig die Beauftragung einer unabhängigen Forschergruppe gewesen sei und prognostizierte eine intensive Diskussion der Bischöfe über die Ergebnisse. "Wir sind damit aber noch nicht am Ziel", betonte Marx, denn es ginge um  weitergehende Konsequenzen. Er sehe die Kirche am Wendepunkt, es gehe nicht um Stimmungen und persönliche Befindlichkeiten, es gehe um die Opfer und um die Zukunft der gesamten Weltkirche. Auch der Papst  sei in die Diskussion einbezogen. 


Marx: "Die Menschen glauben uns nicht mehr!"


Auf die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Studie erklärte der Vorsitzende, die Bischofskonferenz erachte die Ergebnisse insgesamt als seriös und fundiert, man habe valide Antworten erhalten. Öffentlich zur Debatte steht aber die hohe Dunkelziffer und damit die Frage, wie repräsentativ die Zahlen der Studie angesichts vieler vernichteter Akten sein können. Darüber wolle er nicht spekulieren, erklärte der Kardinal, vermutlich sei dies aber nicht die letzte Untersuchung dieser Art gewesen. Die Opfer hätten ein Recht auf die Wahrheit. Es gehe nicht um Einzelfälle, sondern um die Frage der "systemischen Gefährdung" und den Umgang mit Macht in der Kirche. "Es geht auch um Machtmissbrauch, Macht ist nicht per se schlecht, hat aber auch eine dunkle Seite, gegen die man angehen muss." Den dringenden Handlungsbedarf begründete der Kardinal so:"Die Menschen glauben uns nicht mehr, dass wir es wirklich ernst meinen. Deshalb  müssen wir uns fragen, was jetzt zu tun ist und hoffen, dass man uns wieder vertraut", so der Vorsitzende.

Die deutschen Bischöfe werden sich außerdem mit aktuellen Fragen zur Flüchtlingsarbeit und der bevorstehenden Weltbischofssynode in Rom, unter dem Titel „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung" befassen. In einem Studienhalbtag erörtern die Bischöfe das Thema „Gottesglaube und Gottesrede im 21. Jahrhundert“. Weiterhin steht eine Beratung der aktuellen Debatte um eine Neuregelung der Organspende auf der Tagesordnung und die Verabschiedung von Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen Bistümer (ci).+++

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