Abschlusspredigt von Erzbischof Koch (Berlin)
"Klärung des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker eine große Herausforderung"
Fotos: Erich Gutberlet
28.09.2018 / FULDA -
Nach viertägigen Beratungen, Gespräche und Erklärungen ist am Donnerstagabend mit der traditionellen Bonifatiusvesper im gut besuchten Dom zu Fulda die diesjährige Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz zu Ende gegangen. Teilgenommen daran haben mehrere Dutzend Abordnungen und Fahnenträger katholischer Verbände, während die musikalische Gestaltung vom Jugendkathedralchor und dem Domchor übernommen wurde.
"Die gerade durch die Studie zur Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch Kleriker ausgelöste Welle der Empörung in unserer Gesellschaft ist für uns auch eine große Herausforderung zu lernen. Wie verhalten wir uns gegenüber den Opfern? Wo haben wir ihnen nicht die nötige Aufmerksamkeit und Unterstützung gegeben? Wo haben wir ihr Leiden falsch eingeschätzt? Was müssen wir diesbezüglich ändern? Wie gehen wir mit den Tätern um? Welche kirchlichen Strukturen müssen wir infrage stellen, verändern und weiterentwickeln? Wie können wir verhindern, dass Menschen einen kirchlichen Beruf übernehmen und dort einen eher geachteten Rahmen finden, um ihre gefährlichen Neigungen auszuleben? Wie können wir konsequent sein und zugleich vergeben?" fragte Erzbischof Koch mit Blick auf die Gläubigen sowie die versammelten Oberhirten.
"Wer nicht lernt, der verhärtet sich auch in seinem Glauben. Auch der Glaube kann erstarren. Als Christen sind wir immer lernend unterwegs auf der Suche nach Gott. Wir fragen nach Gott und entdecken Christus und seine Botschaft immer wieder neu im Leben. Der Glaube wächst in unserer Geschichte mit den Erfahrungen unseres Lebens. Wir haben die Wahrheit und wir haben Gott nie im Griff, sondern lernen sie und ihn immer anders und immer tiefer zu verstehen. Vielleicht ist das heute der destruktiv wirkende Gegensatz, der unsere Gesellschaft prägt: Die einen sind überzeugt von einer zeitlosen Wahrheit und die anderen von einer wahrheitslosen Zeit. Unsere Wahrheitserkenntnis ist immer relativ zu unserer Geschichte, zu den Kontexten unseres Lebens, zu der Gemeinschaft und zu der Gesellschaft, in der wir leben und die uns positiv wie auch negativ prägen. Es bleibt eine ständige Aufgabe gerade auch in der Gottesfrage, die eigene Kontingenz, Relativität und Angewiesenheit sowie Verwiesenheit zu erkennen und anzuerkennen, ohne in einen Relativismus der Wahrheit abzusinken"
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