Das Leben als Künstler (3)
Ihre Kunst erzählt Geschichten: Annika Heller schafft mit Stift und Papier ihre eigene Welt
Fotos: privat
07.11.2017 / HÜNFELD / HAMBURG -
Sobald die ersten Sonnenstrahlen durch ihr Fenster fallen, sitzt Annika Heller mit Pinsel und Farben an ihrem Schreibtisch. Wenn eine ruhige und entspannende Atmosphäre sie umgibt, kann die 25-Jährige sich am besten auf ihre Kunst konzentrieren und sich auf neue Ideen einlassen. Im richtigen Licht versucht sie die feinen Nuancen der Farben in Szene zu setzen und aus ihren Werken etwas Besonderes zu machen. Ein Leben ohne Kunst? Für Heller unvorstellbar: Die gebürtige Hünfelderin lebt derzeit als Illustratorin und Designerin in Hamburg.
Schon im Alter von zwölf Jahren stand für sie fest: "Illustratorin, das will ich werden. Ein anderer Weg kam für mich nie ernsthaft in Frage." Mit Unterstützung von Jürgen Blum hat die damals 20-Jährige ihre Bewerbungsmappe vorbereitet. 2012 startete sie dann ihr Studium "Kommunikationsdesign und Zeitbasierte Medien" an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. "Ich habe viele verschiedene Bereiche ausprobiert und hatte meinen Schwerpunkt eher bei Film und interaktiven Medien. Die Illustration lief parallel aber immer weiter." Nach ihrem Bachelor 2016 zog Heller nach Hamburg und arbeitete als Grafik- und UX-Designerin bevor sie sich ihren Traum erfüllte und sich im März 2017 als Illustratorin und Designerin selbstständig machte.
Die gebürtige Hünfelderin möchte mit ihrer Kunst vor allem eins: Geschichten erzählen. "Ich beschäftige mich gerne mit der Natur, mit seltsamen Gestalten und oft mit auf den ersten Blick eher traurigen Charakteren mit viel Herz. Ich möchte, dass sich Leute wohlfühlen, wenn sie meine Illustrationen und Geschichten sehen und sie vielleicht zum Nachdenken angeregt werden. Meine Arbeiten sind nicht gerade expressionistisch. Illustration ist eben noch einmal etwas anderes als freie Kunst." Ihr Ansporn ist es, die Betrachter ihrer Kunst zu begeistern: Deshalb steckt Heller ihre Energie immer wieder aufs Neue in ihre Herzensprojekte und lebt sich dabei kreativ aus. "Sich mit endlosen Möglichkeiten an ein Blatt Papier zu setzen und eine eigene Welt zu schaffen, und das auch noch zu seinem Beruf machen zu können, dafür bin ich unglaublich dankbar."
Die Region Fulda hat laut der 25-Jährigen in der Kunstszene viel zu bieten - jedoch nicht für die jüngere Zielgruppe. Aus diesem Grund ist sie dankbar, dass sie mit der Malschule von Jürgen Blum eine Anlaufstelle geboten bekommen hat. "Sein Tod ist ein großer Verlust für die Region." Heller kritisiert vor allem die geringfügigen Möglichkeiten für junge Künstler, ihre Arbeiten zu zeigen. "Was fehlt ist meiner Meinung nach ein Forum, wo Künstler zusammenkommen und sich austauschen können. Vielleicht ein offenes Atelier oder ähnliches. Das würde Fulda auch für mich wieder interessanter machen", sagt Heller. In Hamburg zum Beispiel würden leerstehende Läden und Schaufenster als Pop-Up Galerien genutzt werden. "So haben alle etwas davon: Die Stadt hat keine leeren Läden und Künstler eine Möglichkeit, ihre Arbeiten einer großen Masse zugänglich zu machen – ganz ohne Hemmschwelle."
Die Designerin wünscht sich für die Kunstszene in ihrer Heimat mehr Offenheit und Abwechslung: "Mein persönliches Ziel ist es, vor allem von der Illustration und weniger vom Design leben zu können. Gerne würde ich wieder Fuß in meiner Heimat fassen und Aufträge rund um Fulda annehmen." Weitere Arbeiten gibt es unter www.annika-heller.de zu sehen.(Julissa Bär) +++
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