Das Leben als Künstler (8)

"Happy little accidents" zurück: Joe van Son, Neuauflage von Maler Bob Ross

Ist sie die Neuauflage von Bob Ross?
Fotos: Carina Jirsch

08.12.2017 / GERSFELD - Der US-amerikanische Maler und Fernsehmoderator Bob Ross begeisterte Tausende mit seinem TV-Malkurs "The Joy of Painting". An einem gemütlichen Sonntag zappte Jolene van Son aus Dalherda-Gersfeld bequem durch das Fernsehprogramm. Auf BR-alpha blieb sie an der markanten Afro-Frisur und der charmanten Art von Künstler Bob Ross hängen. Eine Folge, die die 24-Jährige nicht mehr los ließ. Kurz darauf kaufte sie sich Malutensilien sowie Leinwände und pinselte los.



Eins ist sicher: Bei der jungen Stahlbetonbauerin ist das Bob-Ross-Fieber ausgebrochen. Erst tauschte sie nach ihrer Friseur-Ausbildung die Schere gegen Stahl und Beton, dann kam auch noch der Pinsel dazu. Seit einem halben Jahr brennt van Son, die ihre Gesellenprüfung als Landesbeste absolvierte, somit nicht mehr nur für ihren Job, sondern auch für die Malerei. "Ich fand es so geil, ich habe nach der Sendung zu mir gesagt: Das musst du auch machen." Gesagt, getan: Zwar hatte sie hin und wieder Berührungspunkte mit der Kunst, war in der Schule eine der Besten und malte wie viele Jugendliche Anime, aber mit Acrylfarbe und Leinwänden hatte sie noch nie viel am Hut. 

Je älter sie wurde, desto mehr distanzierte sie sich von der Kunst. Nur 27 Minuten (eine Folge) hat Bob Ross gebraucht, um sie wieder dafür zu begeistern. Besonders sein Humor hat es van Son angetan. Ob sein immer wiederkehrender Spruch beim Trockenschütteln: "Beat the devil out of it" oder die Motivation an alle Nachwuchsmaler, auch bei falschen Pinselstrichen nicht aufzugeben, denn "we don't make mistakes, just happy little accidents": Für die 24-Jährige ist der US-Künstler einmalig. Über seine "verrückte" Art muss die Gersfelderin herzhaft lachen: Denn immer wieder hat der Künstler, der 1995 im Alter von 52 Jahren an Lymphdrüsenkrebs verstarb, in seine idyllischen  Bilder nachträglich einen Baum - und zwar mitten hinein - gemalt. Und wie sollte es auch anders sein: der alleinstehende Baum bekam -getreu seinem Motto "Everyone needs a friend" - Gesellschaft von einem "Mitbaum". 

In der besonderen Nass-in-Nass-Malerei, die Ross etabliert hat, probiert sich van Son derzeit noch aus. Inzwischen hat sie sich auch die Spachtel-Technik zu eigen gemacht und lässt ihre Bilder sich so gut wie selbst malen. "Mein Ziel ist es, dass sie irgendwann mal genauso realistisch aussehen wie bei ihm", sagt sie voller Ehrgeiz und lacht: "Ich meine so eine Zweitauflage von Bob Ross wäre doch nicht schlecht oder?" 

Joe will weiter an sich und ihrer Maltechnik arbeiten. "Das Malen entspannt mich." Bestätigung bekommt sie dabei vor allem von ihrer Familie und Freunden, die sich von ihren Landschaftsbildern begeistern lassen. "Es wäre schön, wenn ich irgendwann mal meine Bilder ausstellen kann." Auf weißen Leinwänden lässt sie ihren Ideen freien Lauf, zeichnet blauen Himmel, Berge und - frei nach ihrem Vorbild - Bäume. Doch bevor sie sich noch mehr auf ihre Malerei konzentriert, fasst die vielseitige 24-Jährige erst einmal ihren Meister ins Auge. (Julissa Bär) +++

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