Das Leben als Künstler (1)
Kunst ist ihre Rebellion: Susanne Koczewski lässt fast vergessene Stile aufleben
Fotos: Carina Jirsch
19.10.2017 / FULDA -
Hochkonzentriert sitzt Susanne Koczewski an ihrem Schreibtisch. In ihrer Wühl-Schublade, voll mit verschiedensten Stiften, Farben und Radiergummis, sucht sie das passende Werkzeug aus. Die 28-Jährige ist Künstlerin durch und durch. Schon seit ihrer Jugend lebt sie sich kreativ aus. Unter ihrem Künstlernamen "Ceethava Art" hat sie sogar schon an Booklets für Bands mitgearbeitet. Dabei bleibt sie stets ihrem außergewöhnlichen Stil treu.
"Ich habe einen ziemlich wirren Lebenslauf", sagt Koczewski mit einem leichten Schmunzeln. Durch ihren Vater ist die heute 28-Jährige schon als Kind mit der Kunst in Berührung gekommen. Vor über zehn Jahren begann sie, sich in der Fotografie auszuprobieren. "Ich habe mit meiner Spiegelreflexkamera viel experimentiert und mich mit Photoshop auseinandergesetzt", sagt die Fuldaerin im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Nach ihrem Realschulabschluss zog es Koczewski auf die Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Gestaltung.
"Ich habe mit der Zeit meinen ganz eigenen Stil entwickelt." Inspiriert hat Koczewski niemand Geringerer als Albrecht Dürer, der mit seinen Gemälden, Zeichnungen, Kupferstichen und Holzschnitten zu den herausragendsten Vertretern der Renaissance zählt. Über sich sagt sie: "Eigentlich bin ich sehr ungeduldig." Doch diese Eigenart ist der 28-Jährigen bei ihrer Kunst nicht anzumerken. "Da kann ich auch acht Stunden ohne Pause dransitzen." Die mystischen und düsteren Werke zeichnen sich besonders durch ihren Detailreichtum aus. An manchen Stücken hat die Künstlerin sogar zwei Monate gearbeitet und geduldig Punkt für Punkt gesetzt. Denn diese Technik hat es der 28-Jährigen besonders angetan.
Nach ihrem Schulabschluss 2012 scheint jedoch der Wurm drin zu sein. "Ich sitze seit Jahren auf dem Trockenen - was das Berufliche angeht." Gerne würde Koczewski als Mediengestalterin oder technische Zeichnerin arbeiten. Außer einem viermonatigen Praktikum, welches sie abbrechen musste, da sie von ihrem Chef kein Gehalt bekam, hat sie nirgends einen Job gefunden. Und obwohl ihr die Zeit als Praktikantin negativ in Erinnerung geblieben ist, habe ihr die große Verantwortung viel gebracht. "Ich habe für viele große Kunden gearbeitet. Das hat mir unglaublich viel Selbstbewusstsein gegeben." Seitdem ist die 28-jährige weiterhin auf Jobsuche im Bereich Mediengestaltung und meldet, um sich beruflich weiterzuentwickeln, ein Kunstgewerbe an.
"Meine Kunst ist ein Ausdruck von Rebellion. Sie ist symbolbehaftet und auch religionskritisch", erklärt Koczewski. Ob mit Tuschestiften, Kugelschreibern, Acrylfarbe oder Finelinern, Susanne nutzt die unterschiedlichsten Medien. "Ich probiere mich selbst gerne aus. Ich arbeite auch viel mit Fotografien." Koczewski nimmt zudem verschiedenste Auftragsarbeiten entgegen. "Mir ist es wichtig, mich irgendwo entfalten zu können."
Traurig beobachtet der Kreativkopf die Entwicklung der Kunst, die ihrer Meinung nach an Bedeutung verloren hat. "Die Leute laufen oft an den Schaufenstern vorbei, ohne etwas wahrzunehmen." Gerne würde sie in der schönen Barockstadt eine ähnliche Kunstausstellung wie die "documenta" ins Leben rufen. Diese solle so penetrant sein, dass auch "Kunstmuffel" nicht daran vorbei kommen. "Mein persönliches Ziel ist es sogar, irgendwann einmal in dieser Kunstausstellung auszustellen." (Julissa Bär) +++
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