Bürgermeisterwahl am Sonntag

Stefan Knoche im Interview: "Mit Rücklagen brauchen wir uns nicht verstecken"

Stefan Knoche ist Bürgermeister der Eisenbahnerstadt Bebra
Fotos: privat/O|N-Archiv/Moritz Rös, Gerhard Manns, Hans-Hubertus Braune

07.11.2025 / BEBRA - Am Sonntag wird in der Eisenbahnerstadt Bebra (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) gewählt. Mit Amtsinhaber Stefan Knoche (53) steht allerdings nur ein Kandidat auf dem Stimmzettel der rund 10.430 Wahlberechtigten. Der parteilose Familienvater bewirbt sich um seine zweite Amtszeit.



Knoche ist seit dem 1. März 2020 Bürgermeister von Bebra und wurde bei der letzten Wahl mit 82,16 Prozent gewählt.

Stefan Knoche, 53 Jahre, verheiratet, zwei Söhne, Diplom Georaph. Seit 2020 Bürgermeister der Stadt Bebra. Vorher ab 2010 Geschäftsführer bei der Stadtentwicklung Bebra, ist bekennender Fußball-Fan vom FC Schalke 04, Stadiongänger mit Stehplatz, aber genauso gern an der Seitenlinie bei den Spielen seiner beiden Jungs in Bebra und Solz. In der Freizeit ist er gern draußen – ob mit dem Mountainbike (noch mit Muskelantrieb), beim Wandern, Kochen oder Campen.

Im Vorfeld der Wahl hat OSTHESSEN|NEWS-Chefreporter Hans-Hubertus Braune dem Bürgermeister folgende schriftliche Fragen gestellt:

OSTHESSEN|NEWS: Welches Fazit ziehen Sie aus Ihrer ersten Wahlperiode als Bürgermeister von Bebra?

Stefan Knoche: Es waren bisher fünfeinhalb intensive Jahre – mit vielen Baustellen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Aber wir haben Bebra miteinander sichtbar weiter vorangebracht: in der Innenstadt, bei Kitas, Feuerwehr, Straßen und im Klimaschutz. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir mit dem be!med die medizinische Grundversorgung vor Ort gesichert haben – ein wichtiger Meilenstein für unsere Stadt. Gleichzeitig laufen viele Zukunftsprojekte noch, also bleibt genug zu tun. Und: Wir haben echte Bürgerbeteiligungsprozesse gestartet, die künftig weiter wachsen sollen – denn Stadtentwicklung funktioniert am besten miteinander, mit den Menschen, die hier leben.

OSTHESSEN|NEWS: An welche Termine erinnern Sie sich besonders gern?

Stefan Knoche: Es gibt viele besondere Momente – die Kirmessen, die Gedenkfeier zur Stolpersteinverlegung oder Begegnungen auf dem Wochenmarkt, bei Vereinsfesten oder einfach im Alltag. Das sind die Augenblicke, die einem in Erinnerung bleiben, weil sie zeigen, wie lebendig und verbunden unsere Stadt ist.

Wenn ich an den Beginn meiner Amtszeit zurückdenke, dann war das fast symbolisch: Freitag, der 13. März 2020 – zwei Wochen nach Amtsübernahme kam der erste Corona-Lockdown. An vieles aus dieser Anfangszeit kann man sich kaum noch erinnern, weil alles so schnell ging. Und dann gab es natürlich auch traurige Ereignisse, die bleiben – wie der 27. Mai 2023, als zwei Jugendliche im Breitenbacher See ertranken. Das war kein Termin, sondern eine Tragödie, die uns alle tief getroffen hat – Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Seelsorger und viele Menschen in der Stadt. Solche Erlebnisse relativieren vieles und zeigen, was im Leben wirklich zählt.

OSTHESSEN|NEWS: Bebra hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Der Bereich um den Bahnhof wurde optisch deutlich aufgewertet. Welches sind die nächsten Projekte in Sachen Infrastruktur?

Stefan Knoche: Wir bleiben dran: Bebra ist weiterhin Teil der Städtebauförderungskulisse "Sozialer Zusammenhalt", und darauf bauen wir auf. In den kommenden Jahren wollen wir das Familien- und Quartierszentrum mit einer angeschlossenen Kita eröffnen. Außerdem steht der Neubau der Kita in Solz an, und auch der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in der Kernstadt ist in Vorbereitung. Ein wichtiges Thema bleibt die Sanierung kommunaler Liegenschaften – mit Fokus auf Energieeffizienz und Klimaschutz.

Aktuell bewerben wir uns zudem um die Aufnahme in eine neue Städtebauförderungskulisse, um weitere spannende Themen für die Zukunft von Bebra anzugehen. Und natürlich investieren wir weiter in gute Wege, saubere Plätze und eine moderne, digitale Verwaltung.

OSTHESSEN|NEWS: Wie kann sich Bebra zwischen der Kreisstadt Bad Hersfeld und den dortigen Kulturhighlights sowie dem Tourismus- und Bildungsstandort Rotenburg an der Fulda behaupten?

Stefan Knoche: Jede Stadt hat ihre eigenen Schwerpunkte – da müssen wir uns nicht vergleichen, sondern uns mit unseren Stärken ergänzen. Bebra hat vieles, worauf wir aufbauen können: den Lokschuppen, der hoffentlich bald wieder vollständig für Veranstaltungen und Vermarktung zur Verfügung steht, das Thema Eisenbahn, viel Raum für Gewerbeentwicklung und eine Innenstadt, die – trotz aktueller Herausforderungen – funktioniert und die wir über die Städtebauförderung weiter stärken wollen. Dazu kommen starke Ortsteile und mit dem Breitenbacher See die größte Seenfläche im Kreisgebiet mit viel Entwicklungspotenzial. Kurz gesagt: Bebra braucht sich nicht zu verstecken.

OSTHESSEN|NEWS: Was motiviert Sie, trotz der allgemein leeren Haushaltskassen weiterzumachen?

Stefan Knoche: Wer sagt denn, dass unsere Haushaltskasse leer ist? Wir sind handlungsfähig, haben kein Haushaltssicherungsprogramm und konnten in den vergangenen Jahren sogar Rücklagen von rund sieben Millionen Euro bilden. Das ist eine solide Basis, auf der wir weiter investieren können – natürlich immer mit Blick auf eine verantwortungsvolle Finanzpolitik. Wichtig ist, die Entwicklung aufmerksam zu beobachten und vorausschauend zu handeln – dann bleibt Bebra auch künftig finanziell stabil und gestaltbar.

OSTHESSEN|NEWS: Sie sind der einzige Kandidat. Wieso sollten die Wahlberechtigten trotzdem am Sonntag zur Wahl gehen?

Stefan Knoche: Weil es trotzdem eine demokratische Wahl ist. Ich bin nicht automatisch Bürgermeister, nur weil ich der einzige Kandidat bin – jede und jeder kann mit "Ja" oder "Nein" stimmen. Also hat man eine echte Wahl. Ich werbe natürlich seit Wochen für ein "Ja" und habe meine Wahlwerbetour ganz normal durchgezogen – aus Respekt vor dem Amt und Respekt gegenüber den Wählerinnen und Wählern. Dabei sind viele gute Gespräche entstanden, und ich habe viele Anregungen und Stimmungen aus der Bevölkerung mitgenommen.

OSTHESSEN|NEWS: Wie verbringen Sie den Wahlsonntag?

Stefan Knoche: Wie fast jeden Sonntag: Erst mal früh aufs Rad, um bei meiner morgendlichen Radrunde den Kopf frei zu kriegen. Dann gemütlich frühstücken, natürlich wählen gehen – das ist ja nicht ganz normal, wenn man sich selbst auf dem Stimmzettel findet. Danach geht’s auf den Sportplatz: Zum Glück spielen meine beiden Söhne zeitversetzt, sodass ich sowohl den Spielen des ESV Eintracht Solz als auch in Bebra die FSG Bebra sehen kann. Und am Nachmittag kommt noch Familienbesuch aus der Heimat im Sauerland, bevor es dann ab 18 Uhr ins Rathaus geht, wenn die Ergebnisse einlaufen.

OSTHESSEN|NEWS: Was haben wir Sie nicht gefragt, worauf Sie aber gern eine Antwort geben möchten?

Stefan Knoche: Vielleicht das Wichtigste: Bebra hat in den letzten Jahren viel geschafft – und wir haben noch viel vor. Aber das geht nur miteinander. Wer sich einbringt, bewegt was. Und genau das macht diese Stadt aus. (Hans-Hubertus Braune) +++

X