Empfang im Stadtschloss

DRK in Zeiten vieler Bedrohungslagen: Bevölkerungsschutz ein "must have"

Die Vertreter vom Deutschen Roten Kreuz und der Politik kamen zum Empfang am Samstagmittag im Stadtschloss in Fulda zusammen
Fotos: Hendrik Urbin

21.09.2025 / FULDA - Die Welt ist aus den Fugen geraten. Viele Menschen machen sich Sorgen, auch um ihre Sicherheit: Naturkatastrophen, Kriege, Cyberangriffe, Drohnenangriffe, Luftraumverletzungen, Gewalt, Hass und Hetze sind Themen, die uns alle im Alltag bewegen.

Auch für die Hilfs- und Rettungsorganisationen bedeuten die vielen unterschiedlichen Gefahrenquellen zusätzliche Lagen, welche gemeistert werden müssen. Dies geht nur gemeinsam. Das Deutsche Rote Kreuz nimmt eine wichtige Vorreiterrolle ein. An diesem Wochenende ist Fulda einmal mehr das "Mekka der Rot-Kreuz-Familie".

Beim 63. Bundeswettbewerb der Bereitschaften stellen sich die 16 Landessieger und ein Gastteam aus Österreich den vielfältigen Aufgaben. Sie vergleichen sich in 16 verschiedenen Disziplinen, welche sich an ihrer Ausbildung und ihren Aufgaben im Alltag orientieren. Die Disziplinen wurden bewusst im Stadtgebiet organisiert und bei diesem Traumwetter am Samstag schauten viele Passanten zu. Ob "Boot in Not", "Heiße Spiele", "Baum unter Strom" und "Über Stock und Stein" - die Männer und Frauen aus den Bereitschaften sind da, wenn ihre Mitmenschen sie brauchen.

Rund 500 Rotkreuzler aus dem gesamten Bundesgebiet sind deshalb am Wochenende in Fulda zu Gast. Neben dem Wettbewerb steht vor allem auch das Netzwerken, der Austausch und auch die Gelegenheit zum gemeinsamen Feiern im Mittelpunkt. Gastgeber ist der DRK-Kreisverband Fulda.


Welche Bedeutung der Bundeswettbewerb hat, wie die Führungskräfte des DRK und die Politik die aktuellen Lagen in den Krisengebieten bewerten, wurde bei einem Empfang im Marmorsaal des Stadtschlosses deutlich. Weit mehr als nur ein symbolisches Zeichen: Generalstabsarzt Dr. med. Johannes Backus, Kommandeur des Kommandos Gesundheitsversorgung der Bundeswehr und Präsidiumsmitglied des DRK begrüßte die Ehrengäste. Die unsichere Lage vor allem in Osteuropa erfordere eine Fokussierung auf den Bevölkerungs- und Zivilschutz.

"Die Intervalle von Naturkatastrophen, Extremwetterlagen, möglichen Eingriffen in Infrastrukturen, die wachsende Anzahl gewaltsamer Konflikte sowie die Zunahme globaler Migrationsbewegungen werden immer kürzer. Wir kommen eigentlich aus der Krise gar nicht mehr raus. Wir müssen den Mut haben, die Dinge anzunehmen. Lassen Sie uns nicht problembasiert verharren, sondern lösungsorientiert nach vorne schreiten", sagte Backus.

Er stellte die Bedeutung und die Leistungsstärke des Ehrenamtes in den Fokus. Darauf fußt die Stärke der Hilfs- und Rettungsorganisationen. Das Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt mache das DRK so stark. "Die multiplen Krisen ermahnen uns, den Bevölkerungsschutz dringend in neue Lagen anzupassen, für zukünftige Krisen stärker aufzubauen. Das betrifft auch eine nachhaltige Finanzierung von zukunftsorientierter Katastrophenvorsorge, eine ausgeweitete Vorratshaltung von Material und Gerät, gut ineinandergreifende Infrastruktur und eine verlässliche ehrenamtliche Unterstützung. Wir müssen ganz deutlich an der Resilienz der Bundesrepublik Deutschland arbeiten und das können wir nur gemeinsam tun", sagte Backus.

Dies untermauerte der Hessische Innenminister Professor Dr. Roman Poseck (CDU) bei seiner erneuten Stippvisite am Samstagmittag in Fulda. Die Zunahme von extremen Wetterereignissen sind ein Beispiel für die Aufgaben der Organisationen. "Wir müssen uns auch darüber hinaus in Anbetracht der mehr als angespannten geopolitischen Lage stärker mit dem Thema Bevölkerungsschutz beschäftigen. Russland hat in diesen Stunden, in diesen Tagen eine neue Stufe der Aggression gestartet. Das zeigt, dass Szenarien, die wir uns nicht wünschen, die wir hoffentlich vermeiden und verhindern können, immer realistischer werden und es jedenfalls wichtig und notwendig ist, dass wir darauf uns auch vorbereiten, dass wir unser Land insgesamt resilienter machen, dass wir unser Land insgesamt verteidigungsfähig machen. Nach außen, aber auch im Inneren. Und an dieser Stelle brauchen wir eine enge Zusammenarbeit und am Ende brauchen wir sie alle. Gerade auch die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und dem Deutschen Roten Kreuz und den anderen Hilfsorganisationen. Es ist gut, dass wir hier, gerade auch in Hessen und in Fulda, ein so starkes Fundament haben, um diese Aufgaben zu bewältigen", sagte Poseck.

"Ein Statement für das Ehrenamt"

Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg hieß die Gäste willkommen: "Ich begrüße Sie in der Barockstadt. Es ist ja nicht nur eine Barockstadt, sondern es ist auch eine Rotkreuzstadt. Und wir freuen uns, dass Sie alle zum 63. Bundeswettbewerb der Bereitschaften gekommen sind. Das ist nicht nur ein sportlicher Schlagabtausch auf hohem Niveau, sondern ein Statement. Ein Statement für das Ehrenamt, für Einsatzfreude und das, was das Rote Kreuz wirklich ausmacht. Menschen, die schnell und sofort anpacken, wenn andere noch langsam überlegen müssen. Was wäre das Rote Kreuz ohne Ehrenamtliche? Ich möchte jetzt nicht sagen, als Rotes Kreuz müssten wir dann einpacken, so ist es nicht, aber die Ehrenamtler sind das Salz in der Suppe", sagte die Präsidentin des DRK-Kreisverbandes Fulda im Marmorsaal.

Auch Freifrau Schenck zu Schweinsberg kam nicht umhin, die aktuelle Lage zu thematisieren: "Es ist wirklich im Moment erschreckend. Man hat gar keine Lust mehr, die Nachrichten zu sehen. Wir denken alle an die Ukraine, wir denken an Gaza, sind eigentlich froh, dass wir kleine Beiträge auch privat leisten können, um gegen diese Katastrophen vorzugehen. Und gut ist es, dass wir beim DRK nicht nur Pflaster kleben, sondern dass wir auch strategisch denken. Bevölkerungsschutz ist nicht nice to have, sondern 'must have'. Und dafür braucht es starke Partner aus der Politik."

"Ein geschätzter Partner auf allen Ebenen"

Der heimische Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär Michael Brand (CDU) erklärte in seinem Grußwort: "Ich will als Erstes ein großes Dankeschön sagen, ich tue das als Abgeordneter hier aus Fulda, aber ich darf das auch im Namen der Bundesregierung tun, meinen Dank und den Respekt für diese Arbeit, die Sie tun, weil Sie wirklich ein starker Teil in der größten Bewegung von Mensch zu Mensch weltweit sind. Das hört sich jetzt verdammt stark an, aber genau so ist es. Das Rote Kreuz ist für uns nun wirklich ein gesuchter Partner und ein geschätzter Partner auf allen Ebenen. Das gilt für das Rote Kreuz hier vor Ort, es gilt national für das Rote Kreuz und natürlich auch weltweit", sagte der Christdemokrat. Brand berichtete, dass der Bund in den kommenden Jahren zehn Milliarden Euro in den Ausbau des Zivil- und Bevölkerungsschutzes investieren werde, um sich den wachsenden Aufgaben stemmen zu können.

Auch in den weiteren Reden etwa des Landtagsabgeordneten Thomas Hering, des Bürgermeisters Dag Wehner und des Ersten Kreisbeigeordneten Frederik Schmitt (alle CDU) wurde deutlich, wie wichtig das funktionierende Ehrenamt sei. Sie lobten das Engagement in der Bevölkerung. Sie gingen aber auch auf die Gewalttaten gegenüber Rettungskräften ein und verurteilten diese. Auch der Präsident des DRK-Landesverbandes Hessen, Norbert Södler, begrüßte die Gäste und ging in seiner Rede auf die Aufgaben der Zukunft, die Stellung des DRK und die Zusammenarbeit mit und die Arbeit für die Bundeswehr ein.

Der Bundeswettbewerb der Bereitschaften ist gerade in diesen Zeiten ein wichtiger Bestandteil innerhalb der Rot-Kreuz-Familie. Gemeinsam im Team anzupacken, die großen und kleinen Herausforderungen gemeinsam zu stemmen und dabei trotz der Krisennachrichten mit Mut und Optimismus nach vorne zu schauen. Das Deutsche Rote Kreuz stellt sich diesen Herausforderungen und ist ein wichtiger Anker, gerade in diesen unsicheren Zeiten. (Hans-Hubertus Braune) +++

↓↓ alle 6 Artikel anzeigen ↓↓

X