"Größter Fehler meines Lebens!"

Opfer zeigt seine Verletzungen und Narben im Gericht - Peter Scholz sagt aus

Die drei Angeklagten mit ihren Verteidigern und einer Dolmetscherin am Dienstag im Gericht
Fotos: ci

11.12.2024 / FULDA - Im Prozess um die gewalttätige Auseinandersetzung im Schlossgarten am 12. Juli letzten Jahres hat am Dienstagvormittag das 23-jährige Opfer im Landgericht als Zeuge ausgesagt. Dabei war ihm seine Aufregung deutlich anzusehen und zu -hören. Als er auf Aufforderung des Richters sein Hemd öffnete und die lange Narbe am Bauch und die Spuren der Stichverletzungen zeigte, war es totenstill im Gerichtsaal.

Sein Anwalt Rudolf Karras stand ihm bei seiner Aussage zur Seite. Der heute 23-jährige Auszubildender schilderte den Abend im Juli. Er hatte eine Instagram-Bekanntschaft zum Bahnhof bringen wollen, deren Zug aber Verspätung hatte. Deshalb sei man in den Park gegangen. Neben ihnen auf der Bank habe einer der Angeklagten gesessen, den er vom Sehen kannte. Dieser habe unvermittelt in seine Richtung gespuckt und ihn trotz seines Protests sogar direkt angespuckt, was ihn gekränkt und sehr wütend gemacht habe. Das führte zu einer körperlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf ihn dieser mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen habe. Daraufhin sei er mit dem Mädchen weggerannt und habe mit dem Handy seiner Begleiterin einen Kumpel angerufen. "Ich wollte das sofort geklärt haben - das war der größte Fehler meines Lebens", fasste er die dann folgende Gewaltattacke zusammen. Denn die "Klärung", zu der ihn kurz darauf zwei Freunde begleitet hatten, endete für ihn mit einem lebensbedrohlichen Messerstich in die Leber. Er konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden.

"Die sind zu dritt auf uns losgegangen, einer mit dem Messer auf mich, der stach mich in Bauch und später in den Rücken, die anderen hatten Eisenstangen und haben auf mich eingeschlagen", berichtet er dem Gericht. Auf der Flucht aus dem Schlossgarten sei er auf der Treppe zusammengebrochen, doch die Verfolger hätten ihn eingeholt und weiter mit den Stangen auf ihn eingeprügelt und ihn gegen Kopf und Körper getreten. "Ich habe vor Schmerzen geschrien und geweint." Dann hätten sich Zeugen eingemischt und Polizei und der Notarzt seien gekommen."

Peter Scholz: "Wären wir nicht dazwischen gegangen, wäre es eng für das Opfer geworden!"


An diesem Juli-Abend wurde im vollbesetzten Schlosstheater gerade "Robin Hood" gegeben. Ein Teil des Ensembles und einige Musical-Mitarbeiter standen in der Pause hinter dem Theater, als sie die Schreie des Opfers und dessen Zusammenbruch auf der Treppe wahrnahmen. Ein Veranstaltungstechniker und Spotlightgeschäftsführer Peter Scholz waren mit anderen dem schwer Verletzten zu Hilfe geeilt und beschrieben dem Gericht jetzt ihre Eindrücke. Scholz schilderte das brutale Vorgehen der Täter. "Man merkte, dass da keine emotionale Reflexion vorhanden war. Die haben den Tod des Opfers billigend in Kauf genommen", sagte er vor Gericht. Hätten er und die anderen aus der Crew nicht eingegriffen, wäre es eng für das Opfer geworden, konstatierte er.

Das bestätigte anschließend der Facharzt, der das Opfer im Klinikum operiert und ihm vermutlich so das Leben gerettet hatte. Der Messerstich hatte die Leber getroffen und eine fünf Zentimeter tiefe Wunde hinterlassen, die potentiell lebensgefährlich gewesen sei, berichtete der Mediziner.

Die Verhandlung wird mit weiteren Zeugenvernehmungen am kommenden Montag um 9 Uhr fortgesetzt. (Carla Ihle-Becker)+++

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