16-Jährige Schülerin erinnert sich nur vage

Musical-Darstellerin sagt als Zeugin aus: "Das Opfer schrie vor Schmerzen"

Die drei Angeklagten im Prozess um gefährliche Körperverletzung im Schlossgarten
Fotos: Rene Kunze

15.11.2024 / FULDA - Im Prozess um den Gewaltexzess im Fuldaer Schlossgarten vom Juli letzten Jahres sagten am zweiten Verhandlungstag mehrere Zeugen vor Gericht aus, um etwas Licht ins bislang eher dunkle Geschehen zu bringen. Während sich ein 16-Jähriges Mädchen, die sich zur Tatzeit mit den späteren Kontrahenten im Schlossgarten befand, vermeintlich kaum noch an das Geschehen erinnern konnte, waren die Eindrücke einer Darstellerin aus der Musical-Produktion am Schlosstheater umso präziser.



Sowohl Richter Joachim Becker als auch die Staatsanwältin, die Nebenklagevertreter und die drei Verteidiger konfrontierten die 16-jährige Schülerin mit augenscheinlichen Widersprüchen. Der damalige Grund der Eskalation - die genaue Zielrichtung des Ausspucken eines der drei Angeklagten - konnte trotz vieler Nachfragen nicht exakt nachvollzogen werden. Während das Opfer behauptet, ohne Grund direkt angespuckt worden zu sein, spricht der betreffende Angeklagte davon, vor sich auf den Boden gespuckt zu haben. Die 16-Jährige sagte, er habe "neben sich gespuckt." An die anschließende Attacke des 21-jährigen Opfers, das mit mehreren seiner Freunde offenbar für diese Schmach Rache nehmen wollte, hatte die Zeugin dann keine genaue Erinnerung mehr, obwohl sie bei der Polizei am Tag danach noch wesentlich exaktere Angaben gemacht hatte. "Das weiß ich nicht mehr", wiederholte sie jetzt häufig.

Musicaldarstellerin reagierte goldrichtig - sofort Notruf abgesetzt

Im vollbesetzten Schlosstheater wurde an diesem Juli-Abend gerade "Robin Hood" gegeben. Ein Teil des Ensembles und einige Musical-Mitarbeiter standen hinter dem Theater, als sie heftige Bewegungen hinter der zum Park liegenden Hecke wahrnahmen. "Das sah aus wie eine Verfolgungsjagd. Plötzlich hörte man schreckliche Schreie", sagte eine der Musical-Darstellerin am Donnerstag im Zeugenstand vor dem Landgericht. Absurderweise habe die männliche Stimme etwas gerufen wie: Hilfe, ich wurde erstochen", berichtete sie. "Wir alle haben gehört, dass das kein Spaß oder Scherz war - es klang wirklich alarmierend!", so die junge Frau. Ein kleinerer Mann sei "panisch um das blutend am Boden liegende Opfer herumgesprungen, als zwei größere Angreifer angerannt kamen und mit Eisenstangen auf ihn eingeprügelt hätten. "Das war beängstigend - es war so eine Aggression zu spüren!"

Die Zeugin meinte, auch eine Stichbewegung gesehen zu haben. Einige der Crew seien sofort zu dem am Boden liegenden Mann gerannt und hätten ihn erstversorgt, während sie mit dem Handy zuerst die Polizei angerufen habe, die dann auch sehr schnell gekommen sei. Direkt anschließend habe sie noch einen zweiten Notruf abgesetzt. "Der arme Feuerwehrmann - dem habe ich so ins Ohr geschrien", sagte die Zeugin. Die beiden Angreifer seien beim Erscheinen der Polizei in den Schlossgarten geflüchtet, sie habe den Rest des Geschehens nicht weiter verfolgt, sondern dafür gesorgt, dass das Publikum informiert wurde, dass die Pause länger dauern werde.

Der Prozess vor der 2. großen Strafkammer des Landgerichts wird am 27.11. um 9 Uhr fortgesetzt. (ci) +++

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